: Spionage? Moskau lässt US-Reporter verhaften
Scharfe Kritik aus Washington an Gershkovich-Festnahme
USA sprechen von Einschüchterung
Die US-Regierung lässt keinen Zweifel daran, dass sie die russischen Vorwürfe gegen den US-Journalisten Evan Gershkovich für konstruiert und frei erfunden hält. US-Außenminister Blinken spricht von Versuchen, Journalisten einzuschüchtern, zu unterdrücken und zu bestrafen. US-Bürger werden aufgerufen, Russland sofort zu verlassen. Die US-Regierung befürchtet, dass Russland Gershkovich festgesetzt hat, um die USA unter Druck zu setzen und ein Faustpfand zu haben, so wie sie das bereits bei früheren Festnahmen und Verurteilungen von US-Bürgern eingeschätzt hat.
Denn der Fall weckt Erinnerungen an die Festnahme der Basketball-Spielerin Brittney Griner, die am Moskauer Flughafen mit einer geringen Menge Cannabis-Öl erwischt wurde, nach eigenen Angaben vom Arzt verschrieben gegen verletzungsbedingte Schmerzen. Es gelang Moskau, im Austausch gegen sie Victor Bout freizubekommen, den so genannten "Händler des Todes", der verbrecherische Regime und Rebellen illegal mit Waffen ausgerüstet hat.
Auch der frühere US-Soldat Paul Whelan sitzt in einem russischen Gefängnis, Russland wirft ihm Spionage vor, was Whelan leugnet. Möglicherweise besteht auch ein Zusammenhang mit der Anklage gegen einen russischen Staatsbürger in den USA, die das US-Justizministerium vor sechs Tagen bekanntgegeben hat. Sergey Cherkasov soll – getarnt als brasilianischer Student – als russischer Spion in den USA tätig gewesen sein und dann versucht haben, den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu infiltrieren. Er sitzt zur Zeit in Brasilien im Gefängnis.
US-Journalisten sprechen von einem Tiefpunkt der russisch-amerikanischen Beziehungen und sind besorgt, dass die Spannungen zwischen den Ländern ihre Arbeit nun noch gefährlicher machen. Viele westliche Medien hatten erst im vergangenen Jahr ihre Präsenz in Russland reduziert, nachdem neue Gesetze erlassen worden waren, die eine wahrheitsgemäße und unabhängige Berichterstattung über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erheblich erschweren. Journalisten, die dem Kreml widersprechen, riskieren demnach eine Gefängnisstrafe.
Gershkovich war sich der Gefahren bewusst, gleichzeitig wurde seit dem Kalten Krieg kein US-Journalist mehr wegen Spionagevorwürfen festgenommen. Insofern ist dieser Fall außergewöhnlich und besonders bedeutend. Die US-Regierung wird versuchen, den Reporter des Wall Street Journals freizubekommen, üblicherweise kann dies jedoch frühestens nach einer Verurteilung gelingen.
Beim Versuch, geheime Informationen zu erhalten, wurde der Ausländer in Jekaterinburg festgenommen.
Reporter wollte offenbar über Anwerbung für Wagner-Truppe schreiben
Soweit uns bekannt ist, wurde er auf frischer Tat ertappt.
Leider ist dies nicht der erste Fall, wo der Status eines ausländischen Korrespondenten, das Journalistenvisum und die Akkreditierung von Ausländern in unserem Land zur Verschleierung einer Tätigkeit genutzt werden, die kein Journalismus ist.
"Wall Street Journal" weist Vorwürfe zurück und fordert Freilassung
Das "Wall Street Journal" ist tief besorgt um die Sicherheit von Mister Gershkovich.
Journalisten dürfen nicht zur Zielscheibe werden.
Verschärfte Gesetze gegen Medien

200 kremlkritische Organisationen, Medien und Einzelpersonen sind bereits sogenannte 'ausländische Agenten': Es reicht die Absicht, im Sinne eines Ausländers zu handeln, um zum Agenten erklärt zu werden.
30.11.2022 | 02:30 min