: Wie gefährlich ist die Vogelgrippe?

von Anna Grösch
02.04.2024 | 18:10 Uhr
In den USA hat sich ein Mensch mit dem Vogelgrippe-Erreger H5N1 bei infizierten Kühen angesteckt. Was bedeutet das für uns Menschen?
Das Vogelgrippe-Virus wird schon länger beobachtet. Nun erregt ein neuer Überträger Aufmerksamkeit.Quelle: dpa
Nach Kontakt mit Milchkühen ist ein Mensch im US-Bundesstaat Texas positiv auf Vogelgrippe getestet worden. Wie die zuständige US-Gesundheitsbehörde CDC am Montag mitteilte, habe die betroffene Person eine Rötung der Augen angegeben, das bislang einzige Symptom. Sie sei bereits auf dem Weg der Besserung.
Ein glimpflicher Ausgang. Denn die Fallsterblichkeit des Vogelgrippe-Erregers H5N1 beim Menschen beträgt circa 30 Prozent, wie Virologe Prof. Dr. Friedemann Weber von der Uni Gießen sagt. Er gibt allerdings zu bedenken, dass es wahrscheinlich auch Fälle beim Menschen gibt, die nie entdeckt wurden und daher nicht in die Statistik mit einfließen.

Mit über 200 Fällen erlebte Großbritannien Ende letzten Jahres einen großen Ausbruch der Vogelgrippe. Das Weihnachtsessen, der Rost Turkey, war gefährdet.

25.11.2022 | 02:04 min

Impfstoffe können angepasst werden

Weber kann erst einmal beruhigen: "Natürlich ist man bei H5N1 sehr aufmerksam." Doch eine echte Gefahr bleibe das Virus vorerst vor allem für Vögel - und die Geflügelwirtschaft, auch weil Menschen sich bislang nicht leicht anstecken. Unter Tieren hingegen verbreitet es sich schneller, beispielsweise wenn infizierte Wildtiere mit Hühnern oder Enten in Kontakt kommen.
Wenn das Virus Hühner und Enten befällt, ist das für die betroffenen Betriebe eine wirtschaftliche Katastrophe. Die Tiere muss man dann keulen.
Prof. Dr. Friedemann Weber, Virologe an der Uni Gießen
Das Szenario einer Pandemie wie bei der Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 sieht er bisher nicht. "Wir Menschen haben eine gewisse Grundimmunität, nicht spezifisch gegen die Vogelgrippe, aber gegen Grippeviren generell. Das hatten wir bei Covid nicht." Außerdem gibt es gegen die Grippe bereits Impfstoffe, die angepasst werden können, H1N1 ist bereits seit Jahrzehnten bekannt. "Wir sind nicht unvorbereitet."

Vogelgrippe grassiert weltweit

Die Vogelgrippe oder Aviäre Influenza wird - ebenso wie die Grippe beim Menschen - durch Influenza-A-Viren hervorgerufen, allerdings durch diverse andere Subtypen. Derzeit grassiert die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle, die sich über fast die gesamte Erde erstreckt und auch Europa betrifft. Der Erreger befällt vor allem Vögel, wurde aber auch bei vielen Säugetieren gefunden, darunter Katzen, Bären und Robben.
Dass die Vogelgrippe auch Rinder befällt, gilt als relativ neu. Eine "riesige Überraschung" sei das allerdings auch nicht, sagt der Virologe.
Alle möglichen Säugetiere sind für die Vogelgrippe empfänglich.
Prof. Dr. Friedemann Weber, Virologe an der Uni Gießen
Besonders in Herden könne sich ein Virus schließlich gut ausbreiten: Ein infiziertes Tier in einem Tiertransporter könne schnell die ganze Herde anstecken.

Virologe: Testen und impfen

Bislang ist allerdings unklar, inwieweit das Virus bisher in Rindern und Kühen verbreitet ist. Dazu müsse man erst einmal testen, vor allem in den USA, von wo die Fälle bisher gemeldet wurden. Rinder in Europa müsse man ohne Anfangsverdacht nicht unbedingt testen, glaubt Weber, eine Forderung, die beispielsweise die Virologin Isabella Eckerle auf X (früher Twitter) anbringt.
Virologin Isabella Eckerle auf X
Dass Menschen sich über normal verarbeitete Kuhmilch oder Fleisch mit dem Vogelgrippe-Virus anstecken könnten, hält Virologe Friedemann Weber für unwahrscheinlich, da es sich dabei um eine Erkältungskrankheit handele. Aber was, wenn sich das Virus nun innerhalb von Rinderherden ausbreitet? Auch dagegen kann man etwas tun, sagt Weber: "Testen und Impfen." Bei Turnierpferden sei das bereits lange der Fall, um eine Ausbreitung der Pferdegrippe zu unterbinden - und die Methode habe sich als wirkungsvoll erwiesen.
Mit Material von dpa.

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