: Sorgt das Air-Defender-Manöver für Flugchaos?

06.06.2023 | 10:26 Uhr
In knapp einer Woche beginnt die größte Luftübung seit Bestehen der Nato. "Air Defender" könnte für Verspätungen und Chaos am Himmel sorgen. Flughäfen und Airlines wappnen sich.

Kommende Woche wird es Beeinträchtigungen im zivilen Flugverkehr geben. Über deutschem Luftraum wird das Manöver "Air-Defender" stattfinden - das größte seit Gründung der Nato.

07.06.2023 | 00:28 min
Es ist ein Manöver der Superlative, das unter Führung der deutschen Luftwaffe ab dem 12. Juni im deutschen Luftraum starten soll. Zwei Wochen lang üben 25 Staaten bei der "Air Defender 23" die Verlegung großer Luftstreitkräfte, die größte Übung dieser Art seit Bestehen der Nato. Der Einsatz von mehr als 250 Militärmaschinen vom Transporter bis zum Kampfjet wird dabei nicht ohne Folgen für den zivilen Luftverkehr in Deutschland bleiben.

Lotsen rechnen mit "massiven Auswirkungen" auf Luftfahrt

Ob es nur zu einzelnen Flugverspätungen kommen wird, wie es die Bundeswehr angekündigt hat, ist umstritten. Denn in Bereichen, in denen Militärpiloten auf Sicht fliegen, haben zivile Maschinen aus Sicherheitsgründen nichts verloren. Der Chef der Lotsengewerkschaft GdF, Matthias Maas, sagte:
Die Militärübung "Air Defender" wird natürlich massive Auswirkungen auf den Ablauf der zivilen Luftfahrt haben.
Matthias Maas, Chef der Lotsengewerkschaft GdF

Lufthansa prüft Auswirkung auf Flugbetrieb

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erkenne die Branche die Notwendigkeit des Manövers an, versichert ein Sprecher des Bundesverbandes der deutschen Luftverkehrswirtschaft.
Gleichwohl wollen die Fluggesellschaften wissen, worauf sie und die Passagiere sich in den reiseintensiven Frühsommerwochen einstellen müssen. So prüft die Lufthansa die konkreten Auswirkungen auf den Flugbetrieb, der so stabil und zuverlässig wie möglich gehalten werden soll.
Die Nato-Außenminister haben sich in Norwegens Hauptstadt getroffen.

Wie wird die Nato künftig mit der Ukraine umgehen? Das soll ein Außenministertreffen in Oslo klären - welche konkrete Perspektive kann das militärische Bündnis dem Land bieten?

01.06.2023 | 02:17 min

Verspätungen von bis zu 50.000 Minuten pro Tag

Kritiker Maas verweist auf ein von der europäischen Flugsicherungsorganisation Eurocontrol errechnetes Szenario, das bis zu 50.000 Verspätungsminuten je Manövertag ausweist. Das entspricht bei rund 10.000 Flugbewegungen einem Tag mit schweren Gewittern und würde deutlich im roten Bereich liegen.
Bis zu 100 Flugzeuge könnten unter diesen Bedingungen ihr Umlaufziel zur Nachtschließung diverser Flughäfen nicht erreichen - mit unangenehmen Folgen für Passagiere und Unternehmen, deren Maschinen dann morgens nicht mehr am richtigen Ort starten könnten. Die bundeseigene Flugsicherung bestreitet das mit ihren Daten gefütterte Szenario nicht, verweist aber auf weitere Eurocontrol-Modelle mit deutlich geringeren Auswirkungen.
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27.05.2023 | 17:47 min

Ausnahmen vom Nachtflugverbot geplant

Die Bundesminister für Verteidigung und für Verkehr haben die Länder dennoch sehr kurzfristig gebeten, die Nachtflugbeschränkungen an den Flughäfen zu lockern, um verspätete Passagierjets spätabends noch aufnehmen zu können. Bislang hat Baden-Württemberg Ausnahmen für Stuttgart bis 2 Uhr zugelassen. Auch für Hamburg und Düsseldorf zeichnen sich längere Betriebszeiten ab.
Am Frankfurter Flughafen im schwarz-grün regierten Hessen werden Spätstarts bis 24 Uhr genehmigt, wenn der Verspätungsgrund durch das Manöver bedingt ist. Größere Flughäfen ohne Nachtflugverbot gibt es nur in Köln, Leipzig und Nürnberg.

Nato-Übung findet in drei Lufträumen statt

Die Übungsflüge sollen in drei eng definierten Lufträumen stattfinden, die wochentags jeweils im Wechsel genutzt werden:
  • Luftraum Ost (Mecklenburg-Vorpommern bis Ostsee): 10 - 14 Uhr
  • Luftraum Süd (Lechfeld in Bayern nach Rheinland-Pfalz): 13 - 17 Uhr
  • Luftraum Nord (über der Nordsee): 16 - 20 Uhr.
Passagiere ziviler Flüge können also vor allem in den frühen Morgenstunden sowie am Wochenende auf pünktliche Starts und Landungen hoffen.
Das Tübinger Analysehaus A3M erwartet für die Flughäfen in Frankfurt und Berlin größere Probleme, weil sie in oder an den Übungsgebieten gelegen sind. Im Laufe des Tages könnten sich Verspätungen bei einzelnen Flugzeugen addieren und so auch an anderen Einsatzorten für Verspätungen sorgen. Auch Ausfälle und Flugverlegungen hält man für möglich.
Quelle: dpa

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