: Assange kann gegen Auslieferung vorgehen

20.05.2024 | 15:03 Uhr
Darf Assange an die USA ausgeliefert werden? Der Wikileaks-Gründer erzielte nun einen Etappensieg: Der Londoner High Court erlaubt ihm, gegen eine Auslieferung Berufung einzulegen.

Wikileaks-Gründer Julian Assange darf Berufung gegen seine Auslieferung an die USA einlegen. Die Zusicherungen der US-Seite seien nicht ausreichend, so der Londoner High Court.

20.05.2024 | 00:27 min
Der inhaftierte Wikileaks-Gründer Julian Assange darf in Großbritannien gegen seine Auslieferung in die USA erneut in Berufung gehen. Der Londoner High Court gab dem Berufungsantrag des gebürtigen Australiers teilweise statt. Eine unmittelbare Überstellung des 52-Jährigen an die USA ist damit abgewendet.
Seine Ehefrau Stella Assange sprach von einem Wendepunkt und forderte die USA auf, das Verfahren umgehend einzustellen. Assanges Team zeigte sich erleichtert. Der aktuelle Wikileaks-Chef Kristinn Hrafnsson sagte nach dem Urteil:
Das ist ein Sieg.
Kristinn Hrafnsson, Wikileaks-Chef

Anhänger von Assange jubelten nach der Gerichtsentscheidung

Vor dem Gericht jubelten zahlreiche Anhänger von Assange, im Saal umarmten sich seine Anwälte. Sie hatten zuvor die Richter in einer knapp zweistündigen Anhörung davon überzeugt, dass der Australier seine Argumente in einem vollen Berufungsverfahren darlegen darf. Ein Termin dafür steht noch nicht fest, es dürfte aber nach Ansicht von Kommentatoren noch einige Monate dauern.
Am High Court stand die Frage im Mittelpunkt, ob sich Assange in den USA als ausländischer Staatsbürger auf das Recht der Meinungsfreiheit berufen kann. Die Richter hatten die Entscheidung Ende März zunächst vertagt und Zusicherungen aus den USA gefordert. Diese überzeugten das Gericht jedoch zunächst nicht.

Julian Assange drohen in den USA bis zu 175 Jahre Haft

Die US-Regierung will dem Australier wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Ihm drohen bis zu 175 Jahre Haft. Die US-Regierung wirft ihm vor, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.
Assanges Unterstützer sehen ihn hingegen wegen der Aufdeckung von US-Kriegsverbrechen im Visier der Justiz aus Washington. Assanges Team warnt, der Gesundheitszustand des Wikileaks-Gründers sei schlecht. Deshalb habe er nicht persönlich an dem Gerichtstermin teilgenommen.

2010 veröffentlichte Wikileaks brisantes Material zu Militäreinsätzen in Irak und Afghanistan. Seitdem gilt Julian Assange als Staatsfeind - ihm droht die Auslieferung an die USA.

25.06.2024 | 01:13 min

Fall Assange: Wird es eine politische Lösung geben?

Assanges Ehefrau Stella, die ebenso wie sein Vater John Shipton im Gerichtssaal der Anhörung folgte, forderte US-Präsident Joe Biden auf, die Anklage fallenzulassen. Nach der Gerichtsentscheidung sagte sie:
Hören Sie einfach auf mit diesem beschämenden Angriff auf Journalisten, die Presse und die Öffentlichkeit, der seit 14 Jahren andauert.
Stella Assange
Neben dem nun anstehenden Berufungsverfahren dürften Assanges Unterstützer ihre Hoffnungen vor allem auf eine politische Lösung setzen. Die australische Regierung setzt sich inzwischen für eine Freilassung ihres Staatsbürgers ein. Erst kürzlich verabschiedete das australische Parlament einen Beschluss, in dem die USA und Großbritannien aufgerufen wurden, die Strafverfolgung Assanges zu beenden.

Seit Jahren fordern die USA die Auslieferung von Wikileaks-Gründer Assange. Im April deutete US-Präsident Biden an, die Strafverfolgung auf australischen Wunsch zu beenden.

11.04.2024 | 00:26 min

US-Präsident Biden macht Assange Hoffnung

Regierungschef Anthony Albanese betonte, die Angelegenheit ziehe sich schon zu lange hin. Etwas Hoffnung weckte US-Präsident Joe Biden kürzlich. Der sagte auf die Frage, ob die USA ein australisches Ersuchen prüfen wollten, die Strafverfolgung gegen Assange einzustellen: "Wir erwägen das." Albanese nannte die Äußerung "ermutigend".
Assange sitzt seit etwa fünf Jahren im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London. Vor seiner Festnahme im April 2019 hatte er sich sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entzogen. Diese hatten ihn zunächst wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Diese Anschuldigungen wurden später jedoch aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Er sitzt inzwischen ohne eine Verurteilung im Gefängnis.
Quelle: dpa, AP

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