: Baerbock fordert Beobachter für Bergkarabach

27.09.2023 | 11:21 Uhr
Der Exodus aus Bergkarabach hält an, den Menschen fehlt es an fast allem. Bundesaußenministerin Baerbock dringt auf eine bessere Versorgung - und auf internationale Beobachter.
Es gibt unterschiedliche Angaben dazu, wie viele Menschen bereits Bergkarabach verlassen haben. Doch klar ist: es sind Zehntausende.Quelle: dpa
Zehntausende Menschen aus Bergkarabach haben die inmitten von Aserbaidschan gelegene Kaukasus-Region verlassen und Zuflucht in Armenien gefunden. Bislang sind dort nach Angaben der armenischen Regierung mehr als 28.000 der 120.000 ethnischen Armenierinnen und Armenier angekommen.
Die russische Nachrichtenagentur RIA meldet, dass bereits rund 42.500 Menschen Bergkarabach in Richtung Armenien verlassen haben. In Armenien selbst leben nur 2,8 Millionen Menschen.

Eine Explosion forderte neue Tote und hunderte Verletzte. Unterdessen fliehen immer mehr Menschen aus Bergkarabach: 19.000 sollen es laut armenischer Regierung schon sein.

26.09.2023 | 01:44 min

Baerbock fordert Zulassung von Beobachtern

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock rief am Mittwoch die Regierung in Aserbaidschan auf, internationale Beobachter in Bergkarabach zuzulassen. Zudem brauchten die Menschen in der Enklave nach langer Blockade Lebensmittel und Arznei.
"Wir blicken mit den allergrößten Sorgen nach Bergkarabach. Niemand weiß wirklich, wie es den Menschen dort ergeht und was sie durchmachen müssen", sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch laut einer Mitteilung.
Es braucht jetzt Transparenz und die Augen und Ohren der internationalen Gemeinschaft vor Ort.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
US-Außenminister Antony Blinken hatte den Präsidenten Aserbaidschans, Ilham Aliyev, in einem Telefonat am Dienstag ebenfalls dazu aufgefordert, eine internationale Beobachtermission zuzulassen. 

Fehlendes Vertrauen in Aserbaidschans Regierung treibt Tausende aus Bergkarabach nach Armenien, so Nina Niebergall, ZDF-Reporterin vor Ort.

26.09.2023 | 01:09 min

Tausende wollen die Region verlassen

Seit dem aserbaidschanischen Militäreinsatz in Bergkarabach versuchen Tausende Menschen die Enklave zu verlassen. Die Straßen, die sich in Serpentinen von dort nach Armenien schlängeln, sind voller Menschen. Viele verbringen die Nächte in ihren Autos und in Bussen. Andere suchen am Straßenrand Holz, um ein Feuer zu machen und sich aufzuwärmen. Vera Petrosjan, eine 70 Jahre alte pensionierte Lehrerin, sagte:
Ich habe alles zurückgelassen. Ich weiß nicht, was auf mich zukommt. Ich habe nichts.
Vera Petrosjan, pensionierte Lehrerin

Aserbaidschans Militär griff Bergkarabach an

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber überwiegend von ethnischen Armeniern bewohnt. Diese hatten die Region mit Hilfe der armenischen Regierung drei Jahrzehnte lang weitgehend kontrolliert. Am Dienstag vergangener Woche hatte Aserbaidschans Militär das Gebiet angegriffen. Einen Tag später stimmten die ethnischen Armenier in Bergkarabach notgedrungen einer Feuerpause zu.
Quelle: ZDF
Bei dem von Aserbaidschan geführten Militäreinsatz in Bergkarabach wurden nach Angaben des aserbaidschanischen Gesundheitsministeriums 192 eigene Soldaten getötet. Mehr als 500 weitere seien verletzt worden.

Es fehlt an Lebensmitteln und Medikamenten

"Es wäre ein Vertrauensbeweis, dass es Aserbaidschan mit seinen Zusagen für die Sicherheit und das Wohl der Menschen in Bergkarabach ernst meint, wenn es internationale Beobachter zuließe", erklärte Baerbock. Nach der monatelangen Blockade fehle es den Menschen noch immer an Lebensmitteln, Medikamenten und Sanitärprodukten.
Hilfe darf die Menschen nicht nur scheibchenweise, sondern muss sie zuverlässig und zu jeder Zeit erreichen.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin
Deutschland werde seine humanitäre Hilfe noch einmal aufstocken und die zusätzlichen Mittel für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes von zwei auf fünf Millionen Euro erhöhen.

Viele Tote bei Explosion von Treibstofflager

Auch die Explosion eines Treibstofflagers in Bergkarabach erschütterte am Dienstag die Kaukasus-Region. Medienberichten zufolge kamen dabei 125 Menschen ums Leben. Die Nachrichtenagentur Interfax Aserbaidschan berief sich am Dienstagabend auf das armenische Gesundheitsministerium. Die Leichen seien nach Armenien gebracht worden, hieß es weiter. Die Behörden vor Ort hatten von 20 Toten und 290 Verletzten nach dem Vorfall vom Montag gesprochen. Die Ursache der Explosion war weiter unklar.
Quelle: Reuters, AP, AFP

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