: Armenien: 100.000 aus Bergkarabach geflohen

30.09.2023 | 16:24 Uhr
Nach Aserbaidschans Militärsieg sind laut Armenien inzwischen mehr als 100.000 Menschen aus Bergkarabach geflohen. Damit verließen fast alle früheren Einwohner das Gebiet.

Zehn Tage nach der Militäroffensive bleibt die Zahl der flüchtenden Armenier aus Bergkarabach weiterhin hoch. Mehr als 100.000 Menschen sind bisher aus der Region geflohen.

30.09.2023 | 01:26 min
Zehn Tage nach dem Sieg der aserbaidschanischen Armee über die pro-armenischen Kämpfer in Bergkarabach sind inzwischen mehr als 100.000 Menschen aus der Kaukasusregion geflohen. 100.417 Flüchtlinge seien in Armenien registriert worden, teilte eine Sprecherin des armenischen Regierungschefs Nikol Paschinjan am Samstag mit. Damit hat inzwischen ein Großteil der geschätzten 120.000 Einwohner Bergkarabach verlassen.

"Ein paar Hundert" Menschen noch in Bergkarabach

Nach Angaben eines früheren Behördenvertreters der selbsternannten Republik waren am Samstag die "letzten" Flüchtlingsgruppen Richtung Armenien unterwegs. Höchstens "ein paar Hundert" Menschen, darunter hauptsächlich Beamte oder Mitarbeiter von Rettungsdiensten und Freiwillige, seien noch in Bergkarabach, schrieb Artak Beglarian im Onlinedienst X, ehemals Twitter, unter Berufung auf inoffizielle Quellen.

Das Auswärtige Amt teilte mit, dass Bergkarabach bald menschenleer sein könnte.

29.09.2023 | 00:19 min
Aserbaidschan hatte am 19. September eine großangelegte Militäroffensive in der Region gestartet. Bereits einen Tag später erklärten die dortigen pro-armenischen Kämpfer ihre Kapitulation. Am Donnerstag dann wurde die Auflösung der selbsternannten Republik Bergkarabach zum 1. Januar 2024 angekündigt. Bergkarabach, das überwiegend von Armeniern bewohnt war, werde damit "aufhören zu existieren", hieß in einem Dekret.
Quelle: ZDF

Bergkarabach zwischen den Fronten

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, es lebten dort bislang aber überwiegend ethnische Armenier. Die Region hatte sich 1991 nach einem international nicht anerkannten und von der aserbaidschanischen Minderheit boykottierten Referendum für unabhängig erklärt.

Die Führung von Bergkarabach hat das Ende der selbsternannten Republik beschlossen. Was die Auflösung für die Menschen dort bedeutet, berichtet ZDF-Korrespondentin Nina Niebergall.

28.09.2023 | 01:02 min
Aserbaidschan und Armenien stritten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Region und führten deshalb zwei Kriege, zuletzt 2020.
Damals hatte das lange mit Armenien verbündete Russland nach sechswöchigen Kämpfen mit mehr als 6.500 Toten ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. Die in Bergkarabach stationierten russischen Kräfte hatten sich der jüngsten aserbaidschanischen Offensive nicht entgegengestellt.
Quelle: AFP

Thema

Mehr zu Bergkarabach