: "Auf der Straße geschlafen"

24.01.2024 | 15:02 Uhr
Nässe, Hunger, Armut: Wegen heftiger Kämpfe sind Tausende Palästinenser auf der Flucht aus der Hamas-Hochburg Chan Junis. Viele berichten von Leid und großer Not.
Palästinensische Familien fliehen vor den Kämpfen in Richtung des Grenzübergangs Rafah.Quelle: dpa
Wegen heftiger Kämpfe sind in der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens nach Augenzeugenberichten Tausende Palästinenser auf der Flucht. Sie machten sich in Autos oder zu Fuß auf den Weg in Richtung der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten. Viele beschreiben unerträgliche Lebensumstände auf der Flucht. Chan Junis gilt als eine Hochburg der islamistischen Hamas. Die israelische Armee hatte die schwer umkämpfte Stadt am Dienstag nach eigenen Angaben umstellt.
Mohammed al-Aschkar berichtete der Deutschen Presse-Agentur, er habe sein fünfstöckiges Haus in Chan Junis verlassen müssen. Dort habe er zuvor rund 120 Binnenflüchtlingen aus anderen Teilen des Küstenstreifens Unterkunft gewährt, sagte der 39-jährige Vater von sechs Kindern. Er hält sich nun in Rafah an der Grenze zu Ägypten auf.

21 Soldaten sterben, als zwei Gebäude explodieren, der Vorfall werde geprüft. Unterdessen laufen die diplomatischen Bemühungen für ein Ende des Krieges weiter.

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"Dachte, unser Haus sei sicher"

"Mein Haus war ein Schutzraum für unsere Verwandten aus der Stadt Gaza, aus dem Flüchtlingslager Al-Nuseirat und sogar für unsere Freunde aus dem Osten von Chan Junis", sagte Al-Aschkar.
Sie hätten sich dort schon seit rund drei Monaten aufgehalten. "Ich dachte die ganze Zeit, unser Haus sei sicher, vor allem, weil es im Westen von Chan Junis liegt." Zuletzt sei die Lage jedoch von Tag zu Tag gefährlicher geworden. Die Armee sei immer näher gerückt. Das Haus liege in einem Gebiet, zu dessen Räumung das israelische Militär aufgefordert habe.
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Bewohner berichten von schwerem Bombardement

Seine Gäste versuchten, wie er, in Rafah Zelte als Unterkunft zu finden. Die Wetterbedingungen in dem sonst klimatisch eher milden Gebiet waren zuletzt härter geworden, es gab viel Regen und Zeltlager standen teilweise unter Wasser.
Auch Ibrahim al-Hatu sah sich gezwungen, aus Chan Junis zu fliehen. Er ist mit seiner zehnköpfigen Familie nach Deir Al-Balah entkommen, das im zentralen Abschnitt des schmalen Küstenstreifens liegt. Al-Hatu berichtete:
Ich musste zwei Tage lang mit meiner Familie auf der Straße schlafen.
Ibrahim al-Hatu, palästinensischer Flüchtling

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Danach habe er ein Zelt für umgerechnet mehr als 900 Euro kaufen müssen. "Ich habe geweint wegen meiner Situation, vor allem, weil wir wegen der schweren Bombardements nachts kaum schlafen können."

Armee: Intensivieren Kampf gegen Hamas

In Deir al-Balah sei alles teuer und überfüllt mit Flüchtlingen. Seine Familie habe in der unmittelbaren Umgebung keine Toilette zur Verfügung, man müsse deshalb in einer Schule seine Notdurft verrichten, die als Unterkunft für viele Vertriebene diene. Die Toiletten dort seien verdreckt. Al-Hatu sagte, er habe nun Angst, die israelische Armee könne auch in Deir al-Balah weiter vorrücken und ihn und seine Familie zwingen, weiter nach Rafah zu fliehen.

"Jetzt ist man im Gespräch: Die Freilassung eines Teils der noch verbliebenen 136 Geiseln mit einem längeren Waffenstillstand", so ZDF-Korrespondent Michael Bewerunge.

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Die israelische Armee teilte mit, sie intensiviere weiter ihre Einsätze gegen die Hamas in Chan Junis. "Die Truppen haben viele Terrorzellen mit Feuer von Scharfschützen, Panzern und aus der Luft getötet", hieß es in der Mitteilung. Bei Razzien in der Stadt seien auch Waffen gefunden worden. Am Dienstag hatte die Armee in Chan Junis nach eigenen Angaben einen unterirdischen, 1,5 Kilometer langen Tunnel der Hamas mit einer Werkstatt zur Raketenherstellung gefunden.
Quelle: dpa, AFP, AP

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