: Abtreibungsrecht in Frankreichs Verfassung

08.03.2024 | 15:32 Uhr
Die "Freiheit zur Abtreibung" steht künftig in der französischen Verfassung. Das haben Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und viele weitere Gäste in Paris besiegelt.
Mit dem Drehen einer historischen Siegelpresse hat Justizminister Dupond-Moretti die Aufnahme der "Freiheit zur Abtreibung" in die französische Verfassung besiegelt.Quelle: epa
Frankreich hat die Aufnahme der "Freiheit zur Abtreibung" in die französische Verfassung feierlich besiegelt. Bereits vor wenigen Tagen hatten beide Parlamentskammern mit deutlicher Mehrheit Grünes Licht für das Projekt gegeben.
Präsident Emmanuel Macron erklärte nach der Zeremonie auf der Pariser Place Vendôme, diese Freiheit solle auch in die Grundrechte-Charta der Europäischen Union aufgenommen werden.

Grünes Licht für das Projekt von Macron: Frankreich hat die "Freiheit zur Abtreibung" in die Verfassung aufgenommen. Die Abgeordneten beider Kammern stimmten für die Änderung.

04.03.2024 | 02:12 min
"In Europa ist heute nichts mehr selbstverständlich und alles zu verteidigen", sagte Macron. "Es ist nur der Beginn des Kampfes", sagte Macron am Internationalen Frauentag.
Wir werden erst Ruhe geben, wenn das Versprechen (der Gleichberechtigung) überall in der Welt gehalten wird.
Emmanuel Macron, Frankreichs Präsident
Macron erinnerte an die 343 Frauen, die sich 1971 in Frankreich öffentlich dazu bekannt hatten, abgetrieben zu haben. Zu ihnen zählte etwa die Schauspielerin Catherine Deneuve, die ebenfalls an der Zeremonie teilnahm. Claudine Monteil, die damals jüngste Unterzeichnerin, überreichte Macron ein Originalexemplar der Zeitschrift, in der das Manifest der Frauen abgedruckt war.

Justizminister sieht in Recht "Botschaft an die ganze Welt"

"Ich bin stolz, dass Frankreich seine universelle Tradition pflegt und bei der Verteidigung der Frauenrechte vorangeht", sagte Justizminister Eric Dupond-Moretti in einem Interview mit der Zeitschrift "Vogue". Die französische Entscheidung zur Verankerung der Freiheit zur Abtreibung in der Verfassung sei eine "Botschaft an die ganze Welt".

Die Deutschen und der Paragraf 218

06.06.2023 | 09:57 min
Dupond-Moretti verwies auf das Beispiel Ungarns, wo abtreibungswillige Frauen die Herztöne des Fötus anhören müssen.
Das kommt in meinen Augen einer Folter gleich.
Eric Dupond-Moretti, Frankreichs Justizminister

Frankreichs Frauen verdienen etwa 23 Prozent weniger als Männer

Mehrere Frauenorganisationen hatten für den 8. März zu einem Streik am Arbeitsplatz, aber auch bei der nicht entlohnten Hausarbeit aufgerufen. Sie wollten damit gegen die anhaltenden Lohnunterschiede protestieren.

In Deutschland verdienen Frauen rund 18 Prozent weniger als Männer.

06.03.2024 | 01:38 min
In Frankreich betrug der Unterschied 2022 etwa 23 Prozent, was vor allem auf die häufigere Teilzeitarbeit der Frauen zurückgeht. Bei gleicher Arbeitszeit lag der Unterschied bei etwa 15 Prozent. Dies erklärt sich unter anderem dadurch, dass Frauen überdurchschnittlich viel in schlechter bezahlten Jobs arbeiten. Die Regierung will bis 2030 zusätzlich 200.000 Kita-Plätze schaffen.

Abtreibungsrecht in Frankreich Verfassung vor allem symbolisch

Frankreichs Abgeordnete beider Parlamentskammern hatten am Montag mit großer Mehrheit für die Verfassungsänderung gestimmt, welche die "Freiheit zur Abtreibung" erwähnte. Damit wurde Frankreich weltweit das erste Land, das diese Freiheit ausdrücklich in der Verfassung verankerte.
Die Verfassungsänderung hat in erster Linie symbolischen Charakter. Der Schwangerschaftsabbruch auf Krankenschein ist in Frankreich bis zur 14. Woche gesetzlich möglich. Mehr als 80 Prozent der Franzosen befürworteten die Verfassungsänderung.
Die frühere Gesundheitsministerin Simone Veil hatte vor einem halben Jahrhundert den Weg zum legalen Schwangerschaftsabbruch in Frankreich freigemacht. Im vergangenen Jahr wurden in Frankreich gut 234.000 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen.
Quelle: AFP

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