: Wie Galapagos unter dem Drogenkrieg leidet

von Christoph Röckerath
01.03.2024 | 18:06 Uhr
Der Kampf gegen die mächtigen Kokainkartelle hat Ecuador fest im Griff. Auf dem Festland tobt ein blutiger Krieg, auf hoher See jagt die Marine die Schmuggler. Das ZDF war dabei.

Die ecuadorianische Marine kontrolliert rund um die Galapagos-Inselgruppe. Diese ist wegen ihrer einsamen Lage und der Treibstoff-Verfügbarkeit besonders interessant für Kartelle.

29.02.2024 | 02:51 min
Ecuador ist das wichtigste Transitland zwischen den Kokain-Anbauregionen Südamerikas und den Märkten in den USA und Europa. Auch das Naturparadies der Galapagos leidet unter dem Drogenkrieg zunehmend.
Der Weg über den Anlegesteg zum Patrouillenboot der ecuadorianischen Marine ist gepflastert mit schlafenden Galapagos-Seelöwen, die wütend grunzen, wenn man über sie steigt. Dafür, dass hier die Tiere das Sagen haben, ist die Inselgruppe weltberühmt. Doch das Bild vom Naturparadies bekommt Risse.

Kapitän spricht von "Krieg gegen den Terrorismus"

Das Patrouillenboot Isla Isabela läuft um kurz nach vier Uhr morgens aus dem Hafen der Hauptinsel San Cristóbal aus. Die Gewässer rund um Galapagos liegen entlang einer immer stärker frequentierten Route der Drogenschmuggler. Die einsame Lage und die Verfügbarkeit von Treibstoff macht die Gegend für die Kartelle interessant.
Ecuador befindet sich in einem Krieg gegen den Terrorismus.
Javier Rubio Garcés, Fregattenkapitän und Kommandant des Schiffs
So nennen die Ecuadorianer das, was die Drogenkartelle in ihrer Heimat anrichten. "Sie haben unser Land heimgesucht. Wir, die Marine, leisten hiermit unseren Beitrag zu diesem Krieg", fährt der Fregattenkapitan Javier Rubio Garces fort, und ihm ist anzusehen, wie sehr ihn das Thema bewegt.
An Land und auf dem Wasser tobt der Kampf gegen die Drogenkartelle. Nun ist auch die unberührte Natur der Galapagosinseln bedroht (Archivbild).Quelle: AFP

Verdächtiges Schiff im Visier

Kurz darauf meldet die Crew ein verdächtiges Schiff. Ein kleiner Frachter, weit draußen auf dem Meer. Möglich, dass er Treibstoff geladen hat, um ihn, noch weiter draußen, an Schmuggler zu verkaufen.
"Abfangen", befiehlt Kapitän Garcés über die Bordsprechanlage. Sofort machen sich unter Deck die sechs Mann der Eingreiftruppe bereit. Der Waffenmeister händigt jedem Seemann eine Pistole und ein Sturmgewehr aus. Dazu kugelsichere Westen, Helme.

Seit dem Gefängnisausbruch des Drogenbosses "Fito" wird das Pazifik-Land von beispielloser Gewalt erschüttert. Aufstände, Anschläge, Ausnahmezustand - Banden gegen den Staat.

24.01.2024 | 06:06 min
Solche Einsätze sind inzwischen fast Routine, aber immer gefährlich. Für die Kartelle geht es um viel Geld und die Männer, die für sie unterwegs sind, haben oft nicht viel zu verlieren. "Jeder Einsatz birgt ein immenses Risiko für meine Leute", sagt Kapitän Garcés.
Die Spezialität der Isla Isabela ist das hochmoderne Schnellboot. "Damit holen wir in diesen Gewässern jedes bekannte Schiff ein", sagt Garcés stolz, während er die Monitore betrachtet, auf denen das Ziel am Horizont verschwommen zu erkennen ist.

Fracht und Crew nach Drogen durchsucht

Mit einem Knall löst sich das Schnellboot aus der Halterung und rast davon. Die acht Seemeilen, knapp 15 Kilometer, hat es in wenigen Minuten überwunden. Kurz vor dem Entern warnt der Funker der Isla Isabela die Besatzung des Zielschiffs, damit es zu keinen unüberlegten Reaktionen kommt.
Die Crew leistet keinen Widerstand. Die Einsatzkräfte finden eine große Menge Treibstoff, aber keine Drogen, und die Papiere sind in Ordnung. Die Fracht ist legal. Beide Seiten wirken erleichtert, schütteln sich die Hände und verabschieden sich freundlich. Während das Schnellboot wegfährt, macht die Crew Selfies, mit der Marine im Hintergrund. Diese Zeiten sind aufregend für alle, die hier draußen unterwegs sind.
Erst Anfang Februar hatte dieselbe Truppe der Isla Isabela ein Boot mit anderthalb Tonnen Kokain aufgebracht. Auch Waffen und Treibstoff gehen ihnen immer wieder ins Netz.

Im Januar hatte die Regierung den Ausnahmezustand verhängt, nachdem ein Drogenboss aus dem Gefängnis ausgebrochen war.

10.01.2024 | 01:18 min

Tourismus auf Galapagosinseln bricht ein

Auf den Inseln dagegen ist die Lage weiter friedlich. Doch die Schlagzeilen, die von Ecuador aus in alle Welt gehen, sorgen für große Unsicherheit bei Touristen.
"Wir reden von einem Rückgang des Tourismus von etwa 60 Prozent, hier in Galapagos", sagt Rolando Caicedo Bürgermeister auf der Hauptinsel San Cristóbal.
Weil sich Ecuador im Kriegszustand befindet, denken viele Touristen, dass es hier genauso unsicher sein muss. Aber das stimmt nicht.
Rolando Caicedo, Bürgermeister auf der Hauptinsel San Cristóbal
Ecuador ist auf den Tourismus angewiesen. Auch der Schutz des einzigartigen Welt-Naturerbes hängt von den Einnahmen aus dem Tourismus ab.
Und so ist der Drogenkrieg Ecuadors auch ein Problem für Galapagos, selbst wenn kein einziger Schmuggler je einen Fuß auf die Inseln setzen sollte.

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