Analyse

: Die "stillen Killer": Hitzewellen in Europa

von Valerie Albert
25.06.2024 | 12:41 Uhr
In Griechenland und Italien sieht man es: Hitzewellen sind belastend für den Körper und können für Risikogruppen tödlich sein. Die Todesursache Hitze wird dabei noch kaum erfasst.

In Griechenland hat eine Hitzewelle bis zu 45 Grad laut Meteorologen historische Ausmaße angenommen. Auf den Inseln wurden bereits mehrere Todesfälle von Touristen verzeichnet, die mit der Hitze in Zusammenhang stehen könnten.

18.06.2024 | 01:52 min
Die Hitze hat Athen seit zwei Wochen im Griff. 43 Grad im Schatten: Das ist die Schwelle, ab der die Stadt Athen den Aufstieg zur Akropolis verbietet. Dabei ist eine geschlossene Attraktion für Touristen zwar ärgerlich, aber für die Athener das geringere Problem.
Immer wieder kommt es zu Sanitätseinsätzen wegen der Hitze. Das Leben steht still. Beamte sind angehalten von zu Hause zu arbeiten. Öffentliche Gebäude haben verlängerte Öffnungszeiten, um als Kühloasen zu fungieren. Es sind vor allem Touristen, die auch in der Mittagshitze auf den Beinen sind.

Experte: Kardiologe Thomas Giannoulis

Viele würden die Anstrengungen unterschätzen, die mit einer Wanderung in der prallen Sonne verbunden sind und ihre Kräfte nicht richtig einschätzen, so der Athener Kardiologe Thomas Giannoulis: "Die Temperatur kann bei 37 Grad im Schatten in der Sonne gerne auf bis zu 60 Grad steigen." Dadurch sei die Gefahr groß, zu dehydrieren und einen Hitzschlag zu erleiden. "Und diese Gefahr steigt, je älter ein Mensch ist."

Was macht Hitze mit dem Körper?

Der menschliche Körper versucht, eine innere Temperatur von 36,5 Grad Celsius zu halten. Ist es zu kalt, zittert er um Wärme zu erzeugen. Ist er zu warm, schwitzt er zur Kühlung. Ist die Luft zu feucht und schwül kann der Schweiß nicht verdunsten und kühlen.

Ist die Außentemperatur über der idealen Körpertemperatur von 36,5 Grad Celsius, kann der Körper ebenfalls keine überschüssige Hitze abgeben. Es treten dann fieberähnliche Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit auf. Die Blutgefäße weiten sich, der Blutdruck sinkt, der Puls steigt und der Kreislauf schwächelt. Wird es noch heißer, gerinnen die Eiweiße im Körper, ähnlich wie bei einem gekochten Ei. In diesem Fall ist Hitze tödlich.

Besonders gefährdet sind geschwächte Personen, Kinder, Senioren, pflegebedürftige Menschen oder die, die im Freien körperlich schwer arbeiten.

Hitzewellen, Dürren, Starkregen: der Klimawandel verändert den Planeten. Die Sommer der Zukunft werden heißer. Was macht das mit unserer Gesundheit und wie können wir uns schützen?

20.11.2023 | 28:39 min

Hitzetod oft unsichtbar

Stirbt eine Person an Hitze, geschieht das meistens zu Hause. Unbemerkt und in schlecht isolierter oder wenig klimatisierter Umgebung. Klimatologin und Physikerin Friederike Otto geht so weit und bezeichnet in der Schweizer Zeitung NZZ, Hitzewellen "als stille Killer".
"Nur, wenn alle anderen Faktoren ausgeschlossen sind", so Neurologe Florian Rakers im Deutschlandfunk, "werde Hitze als Todesursache benannt". Bei Sterbefällen durch Extremwetterereignisse ist das anders. Hier sind Verstorbene Opfer der Naturkatastrophe.
ZDFheute Infografik
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Lange gab es kaum Daten dazu, wie viele Menschen im Jahr weltweit an Hitze sterben. Das Robert Koch Institut hat für Deutschland eine Schätzung abgegeben: Grundlage dieser Zahlen ist ein statistisches Modell, welches sowohl die Anzahl der Sterbefälle, als auch die Temperatur zum Zeitpunkt des Todes berücksichtigt. Auf ZDFheute-Nachfrage erklärt das Bundesministerium für Gesundheit: "Der ausgeprägte Hitzesommer 2018 und die ebenfalls sehr heißen Folgejahre 2019 und 2020 haben nach Berechnungen des RKI rund 19.000 hitzebedingte Sterbefälle zur Folge gehabt."
Die Bundesregierung will sich um das Problem Hitze kümmern und hat vergangenes Jahr einen Hitzeschutzplan veröffentlicht. Dafür soll das Robert-Koch-Institut (RKI) einen wöchentlichen Bericht über Hitzetote anfertigen.

Wann spricht man von einer Hitzewelle?

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von einer Hitzewelle, wenn die Temperaturen an drei aufeinanderfolgenden Tagen oder mehr über 28 Grad liegen - somit herrscht eine mehrtägige Periode mit ungewöhnlich hoher thermischer Belastung vor. Das Extremereignis Hitzewelle kann die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme und die Infrastruktur schädigen.

In unseren Breiten treten Hitzewellen häufig im Zusammenhang mit andauernden sommerlichen Hochdrucklagen (Hochdruckgebiet) auf. International existiert keine einheitliche Definition des Begriffs Hitzewelle.

Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)

Tagestemperaturen jenseits der 30 Grad Celsius, tropische Nächte - vor allem in Großstädten leiden die Menschen unter Hitzewellen. Unsere Metropolen brauchen Abkühlung.

22.08.2021 | 28:38 min

Extreme Hitze in der Stadt

In der Stadt ist es wärmer als auf dem Land. Grund hierfür ist, dass Beton und Asphalt die Hitze länger speichern. Das hat zur Folge, dass die gespeicherte Wärme nachts abgegeben wird und somit die Nächte wärmer werden. Nach Angaben des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung haben wir bereits in Städten doppelt so viele Hitzetage wie auf dem Land. Der Klimawandel könnte die Zahl der Hitzetage in urbanen Zentren noch einmal verzehnfachen.
Besonders gefährdet sind die Menschen aus sozioökonomisch benachteiligten Milieus. Ihre Wohnungen sind nicht so gut isoliert, kaum Klimaanlagen vorhanden. Die Sterblichkeit ist in diesen Communities höher.
Hitzewellen nehmen zu, auch ihre Intensität und die Häufigkeit. Das ist zu erwarten in einer Welt, die sich immer weiter aufheizt.
Özden Terli, ZDF-Meteorologe

Klimaflüchtlinge: Im Norden sicher vor der Hitze?

Studien zeigen, dass vor allem die südeuropäischen Länder unter der Hitze zu leiden haben. Eine Auswertung von über 45 Millionen Todesfällen im Sommer 2022 zeichnete ein deutliches Bild. Die hitzebedingte Sterblichkeit war gerade im Mittelmeerraum erhöht.

In der Schweiz schmelzen die Gletscher. Sind sie noch zu retten?

26.07.2023 | 14:26 min
Innerhalb der EU dürfen sich EU-Bürger niederlassen, wo sie möchten. Das "internal Deplacement Monitoring Center", eine NGO, die auch vom deutschen Außenministerium finanziert wird, verfolgt Umzüge von Menschen, die aufgrund von Konflikten und Naturkatastrophen ihr Eigenheim verlassen müssen. Dabei trägt das iDMC die Zahlen amtlicher Evakuierungen zusammen. So entsteht ein Bild davon, wie viele Menschen innerhalb ihres Landes zeitweise ihr Zuhause verlassen müssen. Seit 2020 waren das in Italien 51.000, in Griechenland 171.000, und in Spanien 77.000 Menschen.
Auch der Tourismus wandelt sich. Die beliebten südlichen Reiseziele leiden unter Hitzewellen, der Norden Europas freut sich über die Touristen.
Langfristig können nur ein Hitzeschutzkonzept und aktiver Klimaschutz vor steigenden Temperaturen schützen.
Mit Material von dpa

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