: Wie Israelis ihr wichtiges Fest begehen

von Henriette de Maiziere, Tel Aviv
23.04.2024 | 17:58 Uhr
Heimatlos und traurig: Menschen aus dem Kibbuz Be'eri feiern fernab ihres Zuhause das Pessach-Fest. Viele aus ihrer Gemeinschaft sind tot oder noch immer von der Hamas verschleppt.
Nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober 2023 wird in Israel nun das Pessach-Fest gefeiert. Für viele Juden ist dieses Jahr alles anders.Quelle: ZDF
Inbal Reich-Alon deckt die Festtagstafeln ein: weiße Tischtücher, üppige Blumensträuße, gelbe Servietten. Hier auf dem Platz der Geiseln und Vermissten in Tel Aviv wird sie mit vielen anderen Überlebenden aus dem Kibbuz Be'Eri den Seder-Abend zelebrieren. Den Beginn des Pessach-Festes, eines der höchsten jüdischen Feiertage.

Pessach

  • Pessach ist eines der wichtigsten jüdischen Feste.
  • das Fest erinnert an die Befreiung der Israeliten aus Ägypten
  • laut Überlieferung war es die Befreiung vor rund 3500 Jahren aus der Sklaverei des Pharao
  • weil die Menschen so schnell aufbrachen, blieb keine Zeit, den Teig für Brote aufgehen zu lassen- deshalb essen gläubige Juden an Pessach nur ungesäuerte Brote ohne Hefe.
  • Beginn ist das gemeinsame Seder-Mahl

In Israel bereiten sich die Menschen auf das jüdische Pessach-Fest vor. Dabei erinnern sie auch an die Geiseln. Indes sind die Menschen im Süden des Gaza-Streifens verzweifelt.

22.04.2024 | 02:04 min
Es soll ein würdiges Pessach-Fest sein für die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner des Kibbuz Be'eri. Nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober 2023 wurde das Kibbuz nahe der Grenze zum Gazastreifen evakuiert. Inbal Reich-Alon stammt von dort. Ihr Haus wurde bei dem brutalen Angriff der Hamas zerstört - alles verbrannte. Sie, ihr Mann und die drei Söhne überlebten wie durch ein Wunder. Vor dem Pessach-Fest dieses Jahr habe sie Angst, sagt sie. Allein im Kibbuz Be'Eri wurden im Oktober vergangenen Jahres 100 Menschen getötet.
Wir können nicht feiern - wir markieren diesen Feiertag. Irgendwie bin ich überrascht, dass schon Pessach ist - denn seit dem 7. Oktober vergeht für mich die Zeit nicht mehr.
Inbal Reich-Jaron

Nachfahren von Holocaust-Überlebenden verlieren ihre Heimat

Inbal Reich-Jarons Vater war Holocaust-Überlebender, stammte aus Berlin. Nach der Machtergreifung Hitlers konnte er fliehen und fand eine Heimat im Kibbuz Be'eri. Eine Heimat, die seine Tochter Inbal nun verloren hat. Und mit ihr viele ehemalige Bewohner und Bewohnerinnen aus dem Kibbuz Be'eri.
Für sie steht das Pessach-Fest in diesem Jahr sinnbildlich für die biblische Geschichte der Vertreibung. Ein Fest, in dessen Mittelpunkt die Freiheit steht. Während die Geiseln in Gefangenschaft bleiben.

Hass und Gewalt zwischen Hamas und Israel eskalieren. Die langjährige Nahost-Korrespondentin Nicola Albrecht erklärt die Hintergründe des aktuellen Konflikts.

16.10.2023 | 12:59 min

Gedenken an die Geiseln der Hamas

An vielen Orten im Land bleiben bei Pessach-Feiern der Familien am Tisch Stühle leer. Sie stehen symbolisch für die verschleppten Geiseln, die immer noch in den Händen der Hamas sind.
Von den rund 250 Geiseln, die während des Hamas-Angriffs entführt wurden, befinden sich noch immer 133 in den Händen der Extremisten. Nach Angaben israelischer Behörden sind mindestens 30 von ihnen inzwischen tot. Auch an der Tafel der Menschen aus dem Kibbuz Be'Eri bleiben elf Stühle leer.

Hoffen auf ein Geiselabkommen

Shai Dickman kämpft dafür, dass ihre Cousine Carmel freikommt. "Ich hatte wirklich gehofft, inzwischen würde Carmel wieder bei uns sein. Jetzt zu Pessach, dem Fest der Freiheit."
Carmel und 132 weitere Menschen sind im Moment nicht frei, es ist schwer.
Shai Dickman
Für sie gäbe es keinen anderen Ort, an dem sie heute Abend sein wolle, sagt Shai Dickman. Hier gedenkt sie mit den anderen aus dem Kibbuz gemeinsam der Toten, Und hoffen dabei immer noch auf ein Geiselabkommen.

Beim Angriff auf das Supernova-Festival am 7. Oktober starben mehr als 360 Menschen. Fünf Überlebende berichten von ihren traumatischen Erfahrungen und dem Kampf zurück ins Leben.

30.11.2023 | 29:50 min
Aber so, wie ich es verstanden habe, gibt es für die Hamas keinen Grund, für einen Geiseldeal - ein Abkommen. Und deshalb habe ich Angst, dass Israel jetzt militärischen Druck ausüben wird auf die Hamas.
Shai Dickman
Premierminister Benjamin Netanjahus Botschaft in seiner Pessach-Ansprache war eindeutig. In Richtung Hamas sagte er:
Es wird weitere schmerzhafte Schläge geben. Und das wird bald sein. In den nächsten Tagen werden wir den militärischen und diplomatischen Druck auf die Hamas erhöhen.
Benjamin Netajanhu, Premierminister Israel
Dies sei der einzige Weg, die Geiseln zu befreien und den Sieg zu erringen.
Beim Seder-Essen gestern Abend in Tel Aviv sang die 9-jährige Emily Hand, die zunächst aus dem Kibbzu Be'Eri als Geisel verschleppt worden war und dann nach einem Monat frei kam.
Das große Fest der Freiheit - das jüdische Pessach-Fest - in diesem Jahr ist es überschattet von Trauer und Krieg.

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