: Putin begnadigt verurteilten Straftäter

14.11.2023 | 16:28 Uhr
Vor 17 Jahren wurden in Russland mehrere Männer für den Mord an der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja verurteilt. Jetzt hat Wladimir Putin einen der Täter begnadigt.
Wieder einmal sorgt Wladimir Putin mit der Begnadigung eines Straftäters für Aufsehen (Archivfoto).Quelle: dpa
Rund 17 Jahre nach dem Mord an der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja ist einer der verurteilten Täter in Russland vorzeitig aus der Haft entlassen worden - als Gegenleistung für einen Kriegsdienst in der Ukraine.
Das bestätigte der Anwalt des im Jahr 2014 zu 20 Jahren Straflager verurteilten Mannes dem Nachrichtenportal RBK laut einem am Dienstag veröffentlichten Artikel.

Begnadigter Polizist kämpfte schon 2022 in der Ukraine

Dem Telegram-Kanal Baza zufolge kämpfte der ehemalige Polizist bereits Ende 2022 in der Ukraine. Nach einem halben Jahr soll er seinen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium verlängert haben. Wo genau er derzeit im Einsatz ist, sei nicht bekannt.
Zu dem Fall äußerte sich auch Dmitri Muratow, der Chefredakteur der renommierten Zeitung "Nowaja Gaseta", für die Politkowskaja damals schrieb und die im Zuge des Angriffskrieg auf die Ukraine in Russland mittlerweile verboten wurde.

Vor anderthalb Jahren musste die russische Zeitung ihre Print-Ausgabe einstellen - aus Angst vor Repressionen. Das Team um Friedensnobelpreisträger Muratow aber gibt nicht auf.

29.03.2023
Der 62-Jährige, der 2021 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, sagte dem Internetmedium "Ostoroschno Media":
Die Rechte der Opfer werden vom Staat systematisch missachtet.
Dmitri Muratow, Chefredakteur der Zeitung "Nowaja Gaseta"
Der Straftäter hätte ursprünglich erst 2034 aus der Haft entlassen werden sollen.

Begnadigte zogen zuletzt immer wieder in Ukraine-Krieg

In den vergangenen Wochen haben in Russland immer wieder Fälle für Aufsehen gesorgt, in denen teils Schwerverbrecher von Präsident Wladimir Putin begnadigt wurden, damit sie in den Krieg gegen das Nachbarland Ukraine ziehen können.
Der Kreml verteidigt die umstrittene Rekrutierungspraxis als Möglichkeit für die Verurteilten, ihre Taten durch "Blut auf dem Schlachtfeld" zu sühnen.

Politkowskajas Familie fordert noch immer Aufklärung

Politkowskaja war im Oktober 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen worden. Für das weltweit beachtete Attentat wurden mehrere Männer aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus verurteilt.
Der nun freigelassene Mann soll die für ihre kritische Tschetschenien-Berichterstattung geschätzte Journalistin vor ihrer Tötung beschattet haben lassen. Politkowskajas Familie vermutet hinter dem Mord ein politisches Motiv und fordert bis heute eine vollständige Aufklärung.
Quelle: dpa

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