: Vapes aus China: Gefährlicher Jugend-Hype?

von Elisabeth Schmidt
31.05.2024 | 13:22 Uhr
In Deutschland ein Hype, in China, wo Vapes millionenfach produziert werden, sind sie aus Jugendschutzgründen verboten: Wie gefährlich sind E-Zigaretten mit Fruchtgeschmack?

China gehört zum größten Produzenten für E-Vapes, doch die elektronischen Zigaretten sind dort verboten. In Deutschland wird der Umgang mit dem süßen Süchtigmacher diskutiert.

28.05.2024 | 10:53 min
Der Späti-Kater Tyson wacht in Berlin über "Cotton Candy", "Cola Cherry" und "Pink Lemonade". So heißen die Geschmacksrichtungen, die auf den quietschbunten Verpackungen stehen. Darin sind Einweg-E-Zigaretten, Vapes genannt. Späti-Mitarbeiter Burhan Dogmus hat allen Grund zur Freude: Seit knapp zwei Jahren sind Vapes in Deutschland absolut angesagt. "Das war wie ein Virus", sagt er.

Im Berliner Spätkauf: Reaktionen auf die Vapes

Hoai Phuong Duong vapet, "weil ich den Geruch ganz angenehm finde und auch den Geschmack", sagt die Berlinerin. Christopher Plachetka dampft zur Stressbewältigung. "Irgendwie macht das süchtig", gesteht er. Enrique Rodrigues macht sich Sorgen: "Ich sehe immer wieder in den Straßen, dass Kinder - sogar Kinder unter zehn Jahren - überall dastehen mit den Vapes und rauchen."

Vape-Konsum unter Minderjährigen fast verdoppelt

In Deutschland gehen jeden Monat rund fünf Millionen Einweg-Vapes über die Ladentheke, schätzt der Branchenverband Bündnis für Tabakfreien Genuss. Sie dürfen in der Bundesrepublik nur an Volljährige verkauft werden. Aber die Berliner Charité schlägt Anfang des Jahres Alarm:
Seit 2021 hat sich der Anteil der rauchenden 14- bis 17-Jährigen fast verdoppelt und rund jedes vierte Schulkind hat schon einmal Erfahrungen mit E-Zigaretten gemacht.
Charité Berlin

Pro Monat werden in Deutschland schätzungsweise 5 Millionen Einwegvapes verkauft. Doch Vapes sind nicht nur aus Umweltschutz- und Gesundheitsgründen umstritten.

17.05.2024 | 01:51 min

Großteil der Vapes in China produziert

In China, wo fast 90 Prozent der E-Zigaretten weltweit hergestellt werden, sind die hierzulande beliebten Frucht-Vapes aus Jugendschutzgründen tabu. Allein die Produktion für den Export ist erlaubt. Matthew Zhang führt einen Vape-Shop in Peking und darf nur E-Zigaretten mit Tabak-Geschmack verkaufen. Er erinnert sich noch gut an das Verbot vor zwei Jahren: "Damals war der größte Teil der Käufer Kinder und junge Leute, Studierende. Deshalb hat die Regierung den Verkauf verboten, wegen des Fruchtgeschmacks. Denn der verführt viele Nichtraucher."

15.000 Züge aus der Vape - Schwarzmarkt boomt

Der deutsche Zoll hatte Anfang des Jahres einen großen Ermittlungserfolg: Der bundesweit erste Haftbefehl aufgrund unversteuerter und gefälschter E-Zigaretten wurde vollstreckt. Die Zollfahnder hatten nach umfangreichen Durchsuchungen in mehreren Bundesländern und den Niederlanden rund 40.000 Vapes beschlagnahmt.

Die Beamten gehen davon aus, dass insgesamt mindestens 400.000 unversteuerte und gefälschte Vapes aus China in Umlauf gebracht wurden. Der daraus entstandene Steuerschaden betrage über eine Million Euro. In Deutschland sind nur 600 Züge pro Vape erlaubt. Doch der Schwarzmarkt boomt. Einweg-E-Zigaretten mit bis zu 15.000 Zügen sind keine Seltenheit. Inhaltsstoffe und Gesundheitsrisiko sind unklar.

Chinesischer Hersteller sieht sich nicht in der Verantwortung

Wir konfrontieren den Marktführer in Deutschland, ein Unternehmen aus Shenzhen, Südchina. Es steht hinter Marken wie Elfbar und Lost Mary. Pressesprecher Jacques Li erklärt:
Wir glauben nicht, dass die Aromen Kinder anziehen. Auch erwachsene Kunden, vor allem die, die versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, brauchen die Geschmacksrichtungen.
Jacques Li, Pressesprecher

Der Verkauf von "vaping fluid" an unter 18-jährige ist in Großbritannien illegal, Teenager kaufen es trotzdem im Internet.

05.06.2023 | 01:45 min
Es gibt tatsächlich wissenschaftliche Studien, nach denen E-Zigaretten ein geringeres Krebsrisiko haben als herkömmliche Zigaretten. Bei den Vapes wird kein Tabak verbrannt, sondern Flüssigkeit mit Nikotin erhitzt, die dann verdampft. Es gibt allerdings Studien, die auf andere Gesundheitsrisiken hinweisen. Renate Künast (Bündnis 90/ Grüne) fordert eine stärkere Regulierung in Deutschland. Sie ist der Meinung:
Die E-Zigarette ist auch gefährlich. Sie löst vielleicht keinen Krebs aus, aber Schlaganfälle und Herzinfarkte. Was nicht sein darf, ist, dass wir eine ganze Generation von jungen Menschen heranziehen, die abhängig werden von Nikotin.
Renate Künast, Bündnis 90/ Grüne

Einweg-E-Zigaretten liegen vor allem bei jungen Menschen im Trend. Nach dem Rauchen achtlos weggeworfen aber sind sie extrem umweltschädlich, weil sie neben Plastik auch Akkus enthalten.

23.02.2023 | 02:32 min

Vapes in einigen EU-Ländern bereits verboten

Etwa in Dänemark sind die Frucht-Vapes bereits aus Jugendschutzgründen verboten. Doch die Bundesregierung ist gespalten. "Ich glaube, dass wir die Schwelle, um wegzukommen von der konventionellen Zigarette, möglichst niedrig halten müssen", sagt Gero Hocker (FDP). Eine E-Zigarette könne für viele Raucher von konventionellen Zigaretten ein Ausstiegsprogramm sein.

Einweg-Vape-Verbote in der EU

Niederlande

Seit Oktober 2023 ist in unserem Nachbarland nur noch der Verkauf von Vapes mit Tabakgeschmack erlaubt. Verboten wurden alle fruchtigen, süßen oder anderweitig leckeren Geschmacksrichtungen.

Dänemark

Dänemark hat bereits im Jahr 2021 ein weitreichendes Aromen-Verbot verhängt.

Belgien

…verbietet den Verkauf von Einweg-E-Zigaretten ab 2025.

Umweltbilanz: EU will herausnehmbare Akkus

Doch das Problem ist vielschichtiger: In jeder Einweg-Vape befindet sich eine Lithium-Ionen-Batterie, die nach dem Konsum weggeworfen wird. Die meisten landen im Hausmüll - die Umweltbilanz der Vape ist, salopp gesagt, eine Katastrophe. Die EU will die Einweg-Produkte 2027 in ihrer jetzigen Form verbieten. Der Akku muss dann herausnehmbar sein. Ob sich jeder Vaper allerdings die Mühe dazu machen wird, darf bezweifelt werden.
Hersteller Elfbar aus China will in Zukunft verstärkt auf wiederaufladbare Geräte setzen. Klar ist aber auch: Solange Deutschland nicht stärker reguliert, wird die E-Zigaretten-Flut aus China wohl nicht abreißen.

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