: Kein Gift in Garage - 25-Jähriger vorbestraft

09.01.2023 | 11:58 Uhr
Bei Ermittlungen um mutmaßliche Anschlagspläne hat die Polizei zwei Garagen in Castrop-Rauxel nach Gift durchsucht. Einer der beiden Verdächtigen ist wegen Mordversuchs verurteilt.

Am Sonntag wurde in Castrop-Rauxel ein mutmaßlicher Islamist festgenommen. Er soll sich für einen Anschlag Rizin und Cyanid besorgt haben. Bei Wohnungsdurchsuchungen wurden keine Giftstoffe gefunden.

09.01.2023 | 02:13 min
"Im Ergebnis haben wir nichts Beweisrelevantes gefunden", sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf nach den Durchsuchungen zweier Garagen in Castrop-Rauxel. Zwischenzeitlich seien umliegende Häuser evakuiert worden, um eine mögliche Gefährdung auszuschließen, sagte der Sprecher. Es sei ein Paket gefunden worden, das man zunächst habe untersuchen müssen. Darin war demnach aber nichts Gefährliches.

Zwei Brüder aus dem Iran festgenommen

In der Nacht zum Sonntag waren in Castrop-Rauxel im Ruhrgebiet zwei iranische Brüder im Alter von 32 und 25 Jahren festgenommen worden. Am Sonntagabend wurden Haftbefehle gegen sie erlassen.
Die beiden Brüder sollen versucht haben, Gift für einen islamistisch motivierten Anschlag zu beschaffen. Bei der Durchsuchung der Wohnung des 32-Jährigen wurden die entsprechenden Giftstoffe Cyanid und Rizin laut Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf allerdings nicht gefunden.

In Castrop-Rauxel ist ein mutmaßlicher Islamist festgenommen worden, der sich für einen Anschlag Rizin besorgt haben soll. Wie gefährlich sind solche Biowaffen?

08.01.2023
Am Montag wurden dann die Garagen in der Nähe der Wohnung des 32-Jährigen durchsucht. Laut Generalstaatsanwaltschaft soll er nicht Anmieter gewesen sein, aber Zugang zu den beiden Garagen gehabt haben.

Jüngerer Bruder wegen Mordversuchs verurteilt

Der Jüngere der beiden verbüßte zum Zeitpunkt seiner Festnahme noch eine Strafe wegen versuchten Mordes. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Dortmund war er 2019 zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt worden.
Der 25-Jährige verbüßt seine Strafe in einer Entziehungsanstalt in Hagen, durfte aber angesichts einer Lockerung am Wochenende teils bei Familienangehörigen übernachten.

Was ist Rizin?

Rizin ist ein Pflanzengift, das beim Rizinusbaum (Ricinus communis) vor allem in den Samen enthalten ist. Gewonnen wird es nach Auspressen des Öls aus dem Rückstand der Samen. Besonders giftig ist es bei Injektion oder Inhalation.

Zu den Symptomen zählen Übelkeit und Erbrechen, Muskelschmerzen, Leber- und Nierenschäden sowie Kreislaufversagen, bei Inhalation Auswirkungen in den Atemwegen wie Lungenödeme. Behandelt werden im Vergiftungsfall die Symptome, spezifische Therapiemöglichkeiten gibt es bisher nicht. Laut Robert-Koch-Institut ist es in der Kriegswaffenliste unter "Biologische Waffen" aufgeführt.

Was ist Cyanid?

Cyanide - vor allem das als Zyankali bekannte Kaliumcyanid - werden schon seit langer Zeit für gezielte Vergiftungen verwendet. Sie wirken nicht nur beim Verschlucken, sondern auch nach Einatmen über die Lunge. Die Atemgifte wirken sehr schnell, die Opfer sterben an Atemlähmung.

Cyanide werden auch in der Industrie, unter anderem zur Härtung von Stahl, eingesetzt. Cyanverbindungen führen immer wieder zu Massensterben von Wasserlebewesen, wenn sie etwa aus Bergwerken in Gewässer gelangen. Zu Vergiftungen beim Menschen kann es etwa nach dem Verzehr von Bittermandeln oder Aprikosenkernen kommen. Es gibt auch ungiftige Cyanide, die unter anderem als Lebensmittelzusatz verwendet werden.

Wie gefährlich kann Rizin als Waffe sein?

Quelle:
Wie gefährlich Rizin ist, haben Ermittlungen vor vier Jahren in Köln gezeigt: In einem 15-stöckigen Gebäude in der Hochhaussiedlung Chorweiler hatten ein Tunesier und seine deutsche Frau die Chemikalie hergestellt und Testexplosionen ausgelöst. Ein ausländischer Geheimdienst schöpfte wegen der Online-Käufe großer Mengen Rizinus-Samen Verdacht und gab einen Tipp.

Beide wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Ein Gutachten ergab: Rein rechnerisch hätten durch die Giftmenge 13.500 Menschen sterben können.

Quelle: dpa

Der Mann hatte laut Staatsanwaltschaft im Juli 2018 nachts einen großen Ast von einer Brücke auf die Autobahn 45 geworfen. Er traf damit ein Auto, die damals 32 Jahre alte Fahrerin wurde durch Glassplitter verletzt. Bei der Tat war er betrunken. Im Januar 2019 wurde er vom Landgericht Dortmund zu einer Freiheitsstrafe wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und vorsätzlichem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr verurteilt.

Mehrere Vorstrafen und suchtkrank

Vor der Tat war der heute 25-Jährige aus einem Linienbus geworfen worden, weil er während der Fahrt Alkohol getrunken hatte. Im Prozess behauptete er, dass er sich an nichts erinnern könne, weil er zu betrunken gewesen sei. Das hielten die Richter allerdings für eine Schutzbehauptung. Überführt wurde er durch DNA-Spuren an dem zehn Kilo schweren Ast.
Sein Verteidiger hatte am Rande des Prozesses von mehreren Vorstrafen seines Mandanten berichtet. Bei den Delikten habe es sich im Wesentlichen um Sachbeschädigung oder Widerstand gehandelt.
Wegen seiner Suchterkrankung ordnete das Gericht 2019 an, dass er nach eineinhalb Jahren in Haft in einer Entziehungsanstalt untergebracht wird. Der Mann habe laut der Klinik zwar Fortschritte gemacht, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft habe aber zuletzt Ende November beantragt, dass die Unterbringung anzudauern habe.

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