: Weidel: "Liebe Regierung, haut endlich ab!"

29.06.2024 | 13:32 Uhr
In ihrer Eröffnungrede zum AfD-Parteitag in Essen machte die Co-Vorsitzende Weidel ihrem Ärger über die Regierungsarbeit der Ampel Luft. Sie forderte unverblümt: "Haut endlich ab!"
Alice Weidel bei ihrer Eröffnungsrede während des Parteitags in Essen.Quelle: AFP
Mit einer Schimpfkanonade gegen die etablierten Parteien und den Verfassungsschutz hat die AfD-Vorsitzende Alice Weidel den Bundesparteitag der Rechtspopulisten in Essen eröffnet.

Weidel fordert Regierung zum Rücktritt auf

Deutschland sei unter der Ampel-Koalition "zu einem Ponyhof verkommen", sagte die Co-Vorsitzende am Samstag in ihrer Begrüßungsrede vor rund 600 Delegierten. An die Adresse der Ampel-Regierung sagte sie:
Liebe Regierung, haut endlich ab, macht den Weg frei für Neuwahlen!
Alice Weidel beim Essener Parteitag
Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall - eine Einschätzung, die das Oberverwaltungsgericht in Münster im Mai bestätigt hatte. Unter dem Applaus ihrer Parteifreunde schimpfte Weidel: "Der Verfassungsschutz ist selbst zum Verfassungsfeind geworden, und er gehört in dieser Form abgeschafft."

AfD will nach Europawahl die Reihen schließen

ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann nennt die Stimmung in Weidels Rede eine Art "Wagenburg-Mentalität" mit der Kernaussage: "Die anderen sind gegen uns." Das sei typisch für die AfD, würde aber auch einem bestimmten Zweck dienen, nämlich die Reihen zu schließen nach der Europawahl, bei der man sich mehr versprochen hätte.

Auf dem Bundesparteitag der AfD in Essen soll die Parteispitze neu gewählt werden. Das Führungsduo der Partei stehe in der Kritik, berichtet ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann.

29.06.2024 | 01:39 min
Anonsten würde es auf dem Parteitag laut Diekmann vor allem um Personen gehen. "Und es gibt große Kritik an den beiden [Vorsitzenden], vor allem an Tino Chrupalla. Und große Inhalte der beiden Tage werden sich sicherlich darum drehen, wie zufrieden beziehungsweise unzufrieden man mit den beiden ist. Das ist immer der Raum für viel Kritik", so Diekmann.

Weidel: Deutschland soll "Wirtschaftswunderland" werden

Alice Weidel betonte in ihrer Rede, Deutschland solle wieder ein "Wirtschaftswunderland mit einem deutlichen Geburtenüberschuss" werden. Das neue Staatsbürgerschaftsgesetz mit verkürzten Fristen für die Einbürgerung werde die AfD im Falle einer Regierungsbeteiligung wieder kassieren.
"Deutschland schafft sich ab, wenn wir nicht in die Speichen greifen und diesem woken Hippie-Wahn endlich ein Ende bereiten", erklärte Weidel.

Für das Wochenende werden Protestaktionen mit rund 100.000 Teilnehmern erwartet.

29.06.2024 | 00:25 min
Weidel wählte in ihrer Rede eine Fußball-Metapher und sprach von einem "Trainer-Gespann" in der Parteiführung. Vielleicht wollte sie damit Parteifreunden den Wind aus den Segeln nehmen, die vermuten, sie wolle den Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla zur Seite schieben und sich jetzt schon als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl in Stellung bringen.

Weidel: Ukraine gehört nicht zu Europa

Der Ampel warf Weidel mit Blick auf den Krieg in der Ukraine eine Eskalationsrhetorik vor. "Diese Herren Ampel-Minister sollten endlich Verantwortung übernehmen und selbst an die Front gehen, aber Hände weg von unseren Söhnen und Vätern", sagte sie.
Lauten Beifall erntete Weidel, als sie sagte, zu den Interessen Deutschlands und Europas gehöre, "dass die Ukraine nicht zur Europäischen Union gehört und zu Europa".

Chrupalla formuliert Machtanspruch der AfD

Auch Tino Chrupalla gab sich in Essen kämpferisch und formulierte einen Machtanspruch für seine Partei.
Wir wollen regieren - erst im Osten, dann im Westen, dann im Bund.
Tino Chrupalla, Co-Chef der AfD
Allerdings müsse die Partei die Qualität ihrer Kandidaten verbessern, fügte der Vorsitzende selbstkritisch hinzu. 

Skandale um Krah und Bystron: Kandidaten "genauer ansehen"

Mit Blick auf den Europawahlkampf sagte Chrupalla: "Durch unvorsichtiges und unprofessionelles Verhalten haben manche auch unnötige Angriffsfläche geboten." Er fügte hinzu: "So gehen wir zwei Schritte vor und einen zurück. Wir müssen aber drei Schritte nach vorne gehen." Mit 15,9 Prozent sei die AfD bei der Europawahl unter ihren Möglichkeiten geblieben. "Wir hätten 20 Prozent holen können." 
Die von Skandalen belasteten Europakandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron nannte Chrupalla nicht beim Namen. Er sagte aber: "Wir müssen unsere Kandidaten künftig genauer ansehen."
Quelle: dpa, AFP

Themen

Mehr zur AfD