: Zurück zum Kernauftrag Landesverteidigung

17.08.2023 | 14:30 Uhr
Das Beschaffungsamt steht seit langem in der Kritik. Die neue Chefin will Prozesse verkürzen und den Fokus wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung richten.
Annette Lehnigk-Emden, Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr.Quelle: dpa
Das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen der Bundeswehr wird nach Einschätzung der Präsidentin des Beschaffungsamtes im kommenden Jahr vollständig ausgegeben sein. Für zwei Drittel des Geldes seien Bestellungen in Auftrag gegeben, sagte Präsidentin Annette Lehnigk-Emden am Donnerstag in Koblenz. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte die 62-Jährige vor rund vier Monaten von der Vizepräsidentin zur Präsidentin des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) gemacht.
"In diesem Jahr werden wir noch Verträge in zweistelliger Milliardenhöhe schließen, sowohl aus dem Wehretat als auch aus dem Sondervermögen finanziert", kündigte Lehnigk-Emden an. Damit erhalte die wehrtechnische Industrie Planungssicherheit zum Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten.
Aber dann muss sie auch liefern - und zwar schnell.
Annette Lehnigk-Emden, Beschaffungsamt-Chefin
Militärexperte Wiegold zu schleppenden Bestellungen und Engpässen:

Kernauftrag soll wieder Landesverteidigung sein

Das aus dem Sondervermögen Bestellte werde 2024 und 2025 erwartet, einiges wie die Tarnkappenbomber F-35 aber auch erst ab 2026. Ziel ihrer Behörde sei eine "schnellstmögliche Lieferung". "In der viel zitierten Zeitenwende sind wir hier der Zeitenwende-Motor."
Die materielle Ausstattung in der Bundeswehr habe in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem durch die Fokussierung auf Auslandseinsätze gelitten, stellte Lehnigk-Emden fest. Nun stehe der Kernauftrag der Landes- und Bündnisverteidigung wieder im Mittelpunkt.
Zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban warten viele afghanische Ortskräfte noch auf ein Visum:

Zehntausende Ausreiseberechtigte aus Afghanistan warten noch immer auf ein Visum. Sie haben für Bundeswehr, Polizei und Entwicklung gearbeitet und fühlen sich im Stich gelassen.

12.08.2023 | 01:49 min

Lehnigk-Emden verweist auf funktionierende Systeme

"Zur Wahrheit gehört aber auch, dass so eine Neuorientierung insbesondere mit Blick auf das Material nicht innerhalb weniger Wochen und Monate aufgeholt werden kann", betonte die Juristin. "Wir haben funktionierende Systeme", sagte sie zur Ausstattung der Bundeswehr.
Die Gewehre schießen, die Flugzeuge fliegen, die Schiffe schwimmen und die U-Boote tauchen.
Annette Lehnigk-Emden, Beschaffungsamt-Chefin
Es gehe nun darum, das Sondervermögen effektiv zu investieren.

Der Personalstand der Bundeswehr stagniert seit Jahren. Ca. 20.000 Neueinstellungen braucht es jährlich, um die Zahl der Abgänge auszugleichen.

02.08.2023 | 03:06 min

Beschaffungsamt will Prozesse vereinfachen

Ein Umbau ihrer viel kritisierten Behörde sei dafür nicht nötig. "Denn grundlegende Strukturen zu ändern, würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen." Stattdessen würden Verfahren vereinfacht.
Das Amt werde sich von vielen internen rechtlichen Auflagen und Prozessschritten befreien, "die wir uns in der Vergangenheit zusätzlich zum rechtlichen nationalen Rahmen selbst auferlegt haben".

Kein Kommentar zu Spion in Beschaffungsamt

Zu dem jüngsten Fall eines mutmaßlichen Spions im Beschaffungsamt verwies die Präsidentin auf den Generalbundesanwalt. Ermittler des Bundeskriminalamtes hatten vor wenigen Tagen einen Mitarbeiter der Behörde wegen des Verdachts auf geheimdienstliche Agententätigkeit für Russland festgenommen.
"Bei uns ist grundsätzlich jeder sicherheitsüberprüft, der sicherheitskritische Tätigkeiten wahrnimmt", sagte Thomas Scheibe, Leiter des Presse- und Informationszentrums der Behörde.
CDU-Verteidigungsexperte schätzt den Spionage-Fall bei ZDFheute live ein:

Ein Bundeswehrmitarbeiter wurde unter Verdacht der Spionage für Russland festgenommen. Roderich Kiesewetter vom Parlamentarischen Kontrollgremium weiß mehr über die Hintergründe.

10.08.2023 | 11:26 min

Seit Jahren Kritik am Beschaffungsamt

Das Bundesamt ist dem Verteidigungsministerium unterstellt. Hauptaufgabe ist die Ausstattung der Bundeswehr mit leistungsfähigem und sicherem Gerät, jedoch gibt es seit Jahren Kritik an den langen Entscheidungswegen.
Immer wieder liefen auch Kosten aus dem Ruder. Von den insgesamt rund 12.500 Vollzeitstellen des BAAINBW und seiner zehn Außenstellen sind derzeit etwa 2.000 nicht besetzt.
Quelle: dpa

Thema

Mehr zur Bundeswehr