: CDU in Hessen vorne - AfD zweitstärkste Kraft

von Tim-Julian Schneider
09.10.2023 | 03:13 Uhr
Die CDU mit Boris Rhein ist der klare Wahlsieger in Hessen. Die SPD um Nancy Faeser fährt ein historisch schlechtes Ergebnis ein, die AfD wird zweitstärkste Kraft.

Iin Hessen ist die AfD zweitstärkste Partei. Die Parteien in Berlin reagieren auf die Hochrechnungen der Wahlergebnisse.

08.10.2023 | 01:55 min
Die CDU um Spitzenkandidat und Ministerpräsident Boris Rhein hat die Landtagswahl in Hessen mit 34,6 Prozent und deutlichem Vorsprung für sich entschieden. Zweitstärkste Kraft laut vorläufig amtlichen Ergebnis wird die AfD mit 18,4 Prozent. Die Grünen, Junior-Koalitionspartner der aktuellen schwarz-grünen Regierung, müssen deutliche Verluste hinnehmen und kommen auf 14,8 Prozent.
Ebenfalls deutliche Verluste und ein historisch schlechtes Wahlergebnis fährt die SPD um Spitzenkandidatin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser ein (15,1 Prozent). Die Linken haben den Einzug in den Landtag nicht geschafft, die FDP schafft den Wiedereinzug mit 5 Prozent.
  • CDU: 34.6
  • Grüne: 14.8
  • SPD: 15.1
  • AfD: 18.4
  • FDP: 5.0
  • Linke: 3.1
  • FW: 3.5
  • Andere: 5.6
Welche Sitzverteilung daraus resultiert und weitere Details sehen Sie in unseren Wahlgrafiken:

Welche Koalitionen sind in Hessen denkbar?

Denkbar ist, dass der Wahlsieger CDU die bisherige Koalition mit den Grünen fortführen will. Auch der grüne Spitzenkandidat und derzeitige Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir warb im Wahlkampf vermehrt für dieses Bündnis. Eine große Koalition von CDU und SPD kann aber auch noch nicht ausgeschlossen werden.
SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser hatte in ihrem Wahlkampf eine Ampel-Koalition favorisiert, die jedoch weit von einer Mehrheit entfernt ist. Ein Bündnis mit der AfD schlossen alle anderen Parteien schon im Vorfeld der Wahl kategorisch aus.

So reagiert Wahl-Sieger Boris Rhein

Der amtierende Ministerpräsident und Wahlsieger Boris Rhein (CDU) sprach von einem "großartigen Tag". Der Tag werde in die Geschichte derr Hessen-Union eingehen. Die CDU Hessen habe einen klaren Regierungsauftrag. Die Wähler hätten "Stil, Stabilität und sanfte Neuerung gewählt", so Rhein.

Die Reaktion von Boris Rhein (CDU) im Video

08.10.2023 | 00:50 min

Welche Bedeutung hat die Wahl in Hessen?

Eine Besonderheit der Hessen-Wahl: Mit Nancy Faeser (SPD) kandidierte eine Bundesministerin, um das einst "rote Hessen" wieder zurück in SPD-Hand zu führen. Der Versuch ist gescheitert, Faesers Wahlkampf war von vielen Pannen geprägt. Sie verpasste in ihrem Wahlkreis Main-Taunus I auch ihr Direktmandat und landete abgeschlagen auf dem dritten Platz.
Boris Rhein konnte dagegen den Abwärtstrend der CDU vergangener Wahlen in dem Bundesland stoppen, während die Wahl auch ein Denkzettel für die Ampel-Koalition in Berlin darstellt. Alle Parteien der Bundesregierung mussten in Hessen Verluste hinnehmen.

Wie ist das Wahlergebnis zu erklären?

Die CDU profitiert von geräuschlosem Regieren mit den Grünen und starkem Gegenwind für Parteien der Ampel. Die Analyse zu den Wahlergebnissen:

So reagiert die Bundespolitik

  • Carsten Linnemann (CDU-Generalsekretär): "35 Prozent in Hessen, das ist wirklich ein Knaller."

"Frau Faeser wurde abgestraft. Wir haben eine Riesen-Migtrationskrise und sie macht Wahlkampf in Hessen. Sie hat Glaubwürdigkeit verspielt."

CDU-Generalsekretär Carsten Linnenmann im Interview nach der Wahl in Hessen

08.10.2023 | 04:50 min
  • Kevin Kühnert (SPD-Generalsekretär): "Es ist für uns ein bitterer Abend. […] Wir sind natürlich nicht taub und blind. Wir sehen, dass die drei Parteien der Ampel-Koalitionen in beiden Bundesländern verloren haben. Wir sollten die Signale alle miteinander in der Ampel-Koalition erkennen. In diesen Wahlergebnissen liegt auch eine Botschaft für uns."

"Mit diesem Ergebnis ist nichts über die Bilanz der Bundesinnenministerin Nancy Faeser gesagt. […] Sie hat unseren klaren Rückhalt als Bundesinnenministerin."

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert im Interview nach der Wahl in Hessen

08.10.2023 | 03:23 min
  • Ricarda Lang (Grünen-Chefin): "Was wir tatsächlich besorgniserregend anschauen müssen, ist, dass alle Ampel-Parteien in der Gesamtheit nicht dazugewinnen können. Ich glaube, jetzt geht es darum, wie wir als Ampel schauen, wie wir wieder Vertrauen dazugewinnen können."

"Aber für uns kann ich heute als Grüne sagen: Ich denke, dass der Kurs dabei auf Konstruktivität zu setzen […], eher Rückenwind bekommen hat und deshalb sind wir bereit, dass jetzt gemeinsam mit der Ampel hinzubekommen."
  • Alice Weidel (AfD-Bundessprecherin): "Wir bieten uns natürlich an, aber die CDU hat sich eine wichtige strategische Position verbaut durch die Brandmauer."

"Dadurch, dass wir stärkste Kraft in Ostdeutschland sind, wird man im nächsten Jahr, wenn wir drei Landtagswahlen in Ostdeutschland haben, nicht mehr an uns vorbeikommen und man muss die AfD bei der Regierungsbeteiligung mit einbeziehen."

AfD-Bundessprecherin Alice Weidel im Interview nach der Wahl in Hessen

08.10.2023 | 05:33 min
  • Bettina Stark-Watzinger (Bundesbildungsministerin und FDP-Landesvorsitzende): "Wir sehen, dass das Regierungshandeln in Berlin sich auf die Landtagswahlen niederschlägt [...] Die Bürgerinnen und Bürger erwarten Antworten auf große Themen, wie wirtschaftspolitisch, energiepolitisch, aber auch mit Fragen der Migration."

Die Vorsitzende der FDP Hessen, Bettina Stark-Watzinger, nach der Wahl in Hessen im Interview.

08.10.2023 | 01:02 min
  • Martin Schirdewan (Linken-Chef): "Die Wahlen in Bayern und Hessen markieren das Scheitern der Ampel und ihrer Politik."

Das sagen andere Spitzenkandidaten

  • Nancy Faeser (SPD): "Das Wahlergebnis ist sehr enttäuschend." Man habe sich erhofft, eine Landesregierung anführen zu können. Man sei mit Themen wie gebührenfreien Kitas für alle, sozialeres Hessen, bezahlbarer Wohnraum und Sicherung von Jobs in der Zukunft "leider überhaupt nicht durchgedrungen."

Die Reaktion von Nancy Faeser im Video

08.10.2023 | 01:10 min
  • Tarek Al-Wazir (Grüne): "Alle Parteien, die an der Bundesregierung beteiligt sind, hatten keinen Rückenwind und wir mussten bergauf kämpfen."
  • Robert Lambrou (AfD): "Viele Menschen haben zum ersten Mal AfD gewählt. Das ist ein enormer Vertrauensvorschuss."

Wie hoch war die Wahlbeteiligung?

An den Urnen zeichnete sich bis nachmittags zunächst eine niedrigere Wahlbeteiligung als bei der vorherigen Landtagswahl im Jahr 2018 ab. Bis 18.00 Uhr lag die Wahlbeteiligung bei 65,5 Prozent.

Insgesamt hatten bei der damaligen Landtagswahl 67,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

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