Der Bundestag hat darüber debattiert, ob auch Nicht-EU-Bürger geregelt einwandern sollten. Denn schon jetzt fehlen hunderttausende Fachkräfte.
27.04.2023 | 01:38 min
Die geplanten Erleichterungen für die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland haben im Bundestag zu einer kontroversen Debatte geführt. Bundesinnenministerin
Nancy Faeser und Arbeitsminister
Hubertus Heil (beide
SPD) verteidigten am Donnerstag bei der ersten Beratung ihren Gesetzentwurf gegen Kritik.
Der Fachkräftemangel schadet unserem Land.
Nancy Faeser, BundesinnenministerinEr bremse bei wichtigen Zukunftsthemen, etwa beim
Klimaschutz, so Faeser. Allein für den Ausbau von
Solar- und Windenergie fehlten im Moment mehr als 200.000 Fachkräfte, vor allem Elektriker, Klimatechniker und Informatiker. Das dürfe nicht so bleiben, sagte Faeser. Der Fachkräftemangel gefährde Wirtschaft und Wohlstand.
Heizungsinstallateure sind derzeit stark beschäftigt. Die Branche warnt vor fehlendem Fachpersonal, gibt aber Entwarnung beim geplanten Heizungsaustausch der Ampel-Koalition.
20.04.2023
Die Union fordert eine eigene Agentur
Die Union kritisierte dagegen die Pläne der Koalition von SPD,
Grünen und
FDP. Der Gesetzentwurf habe "punktuell durchaus Positives", und man brauche auch eine gezielte Anwerbung von Fachkräften aus Drittstaaten, räumte der Innenpolitiker Alexander Throm (
CDU) ein. Er bemängelte aber, die Bundesregierung wolle die Anforderungen an die Qualifikation der Zuwanderung reduzieren.
Dadurch verkehre sie das Ziel, Hochqualifizierte anzuwerben, in eine "Einwanderung von Minderqualifizierten". Der Vize-Fraktionsvorsitzende der Union, Hermann Gröhe (CDU), ergänzte, Deutschland habe bereits ein modernes Einwanderungsrecht, müsse aber in der Praxis schneller und besser werden. Dazu leistet das Gesetz keinen Beitrag, sagte er.
Was bringt das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz?
27.04.2023 | 01:38 min
Die Union schlägt unter anderem die Gründung einer neuen Agentur für die Fachkräfteeinwanderung vor.
Wir wollen für die Qualifizierten einladender werden. Sie wollen die einladen, die nicht qualifiziert sind.
Hermann Gröhe (CDU), Unions-FraktionsvizeAuch die Arbeitsmarktpolitikerin der AfD-Fraktion, Gerrit Huy, warf der Regierung davor, um Minderqualifizierte zu werben, weil Deutschland für Hochqualifizierte nicht mehr attraktiv sei. Das werde die Probleme im Land noch verschärfen.
Heil: 2035 könnten sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen
Arbeitsminister Heil wies die Kritik zurück. Er warf der Union vor, sie wolle offenbar, dass nur Akademiker und nicht auch beruflich gut qualifizierte Menschen kommen.
Wir brauchen aber helfende Hände und kluge Köpfe.
Hubertus Heil, BundesarbeitsministerWeil in den kommenden Jahren die geburtenstärksten Jahrgänge in den Ruhestand gehen, müsse die Politik alles tun, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. Andernfalls drohe für 2035, dass sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen.
Ampel will mit "Chancenkarte" werben
Mit der Novelle des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, das die große Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossen hatte, will die Ampel-Koalition die Zuwanderung von Fachkräften deutlich erleichtern.
Künftig soll es Ausländerinnen und Ausländern aus Nicht-EU-Ländern ermöglicht werden, mit einer "Chancenkarte" auf der Basis eines Punktesystems zur Arbeitssuche nach Deutschland zu kommen. Fachkräfte mit Berufsabschluss und -erfahrung können kommen, ohne dass sie vorher ihren Abschluss von Deutschland anerkennen lassen müssen. Das sollen sie nachholen können.
Grüne: Union schürt Ressentiments
Für Ausländerinnen und Ausländer mit einem von Deutschland anerkannten Abschluss werden die Hürden gesenkt, etwa das vorgeschriebene Mindestgehalt.
Betriebe aus Sachsen versuchen die Lücken in den Belegschaften mit Kräften aus dem Ausland auszugleichen. Fremdenfeindliche Parteien sorgen allerdings für ein schlechtes Image des Bundeslandes. Das schreckt ausländische Fachkräfte ab.
21.04.2023 | 02:00 min
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Dröge, warf der Union vor, weiterhin Ressentiments gegen ausländische Arbeitskräfte zu schüren. Deutschland brauche aber eine Willkommenskultur, um mit anderen Ländern mithalten zu können.
Neue Regeln für Fachkräfte sollen ab Dezember gelten
Überall würden dringend Fachkräfte gesucht, sagte Dröge. Wer sich gegen die Erleichterung der Einwanderungsregeln entscheide, entscheide sich gegen die deutsche Wirtschaft.
Der Bundestag beriet den Gesetzentwurf am Donnerstag in erster Lesung. Danach wird er in den Ausschüssen beraten, bevor er zur abschließenden Abstimmung erneut ins Plenum des Parlaments kommt. Die Regelungen sollen frühestens zum 1. Dezember in Kraft treten.
Gute Auftragslage, wenig Arbeitslose: Kann das ein Problem ergeben? Ja, sagen viele Unternehmen und beklagen seit Jahren einen Fachkräftemangel. Insbesondere bei Ingenieuren und im Handwerk.
07.06.2019 | 28:32 min