: Bund gibt 10 Milliarden für Intel-Ansiedelung
von Hagen Mikulas
19.06.2023 | 17:20 UhrDeutschland will in der Chip-Produktion unabhängiger vom Weltmarkt werden. Die Bundesregierung fördert deshalb eine Fabrik des US-Herstellers Intel mit fast zehn Milliarden Euro.
19.06.2023 | 01:31 minIm Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Intel-Chef Pat Gelsinger schlossen Intel und die Bundesregierung am Nachmittag ihre Vereinbarung. Mit 9,9 Milliarden Euro Steuergeld will der Bund die Ansiedlung in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg fördern. Im Gegenzug will der US-Konzern zwei Halbleiterwerke mit 3.000 Arbeitsplätzen schaffen, verspricht 30 Milliarden Euro einschließlich der Fördermittel zu investieren.
In einer Intel-Mitteilung sprach Scholz von der größten ausländischen Direktinvestition in der deutschen Geschichte.
Mit dieser Investition schließen wir technologisch zur Weltspitze auf und erweitern unsere eigenen Kapazitäten für die Ökosystementwicklung und Produktion von Mikrochips.
Ringen um mehr Steuergeld
Nach monatelangem Ringen ist damit die Ansiedlung des US-Chipherstellers finanziell gesichert. Noch im März 2022 hatte Intel zunächst 17 Mrd. Euro für die Ansiedlung veranschlagt und daraufhin vom Bund eine Investitionsförderung von 6,8 Mrd. Euro bekommen. Mitte April korrigierte Intel die benötigten Investitionskosten und verhandelte mit dem Bund über mehr Fördermittel. Als Gründe der Mehrkosten wurden gestiegene Baukosten, Inflation sowie modernere und teurere Maschinen genannt.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) befürwortete mehr Subventionen, um die Intel-Ansiedlung zu ermöglichen. Ein Sprecher des Bundesfinanzministers Christian Lindner (FDP) erklärte am Montag erneut, im Bundeshaushalt sei dafür kein Geld vorhanden. Die zusätzlichen 3,1 Mrd. Euro stammen aus einem Sonderfonds des Bundes, der dem Klimaschutz und der Transformation der Wirtschaft gewidmet ist.
Nach langen Verhandlungen ist es heute offiziell: Intel baut eine Chip-Fabrik in Magdeburg. ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann in Frankfurt über die Subventionen der Bundesregierung.
19.06.2023 | 01:10 minHaseloff verspricht sich weitere Effekte
Den Bauplatz an der Autobahn 14 bei Magdeburg erwarb Intel bereits im Herbst. Auf den rund 380 Hektar besten Börde-Acker sollen Archäologen im Sommer letzte Grabungen vornehmen und ihre Funde sichern.
Ab 2024 sollen erste Bagger für die zwei Chipfabriken rollen. Auf bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze bei Intel und bei Zulieferfirmen hofft Sachsen-Anhalts Landesregierung.
Der US-Chipkonzern Intel fordert für die neue Fabrik in Magdeburg zehn Milliarden Euro. Das Bundesfinanzministerium sträubte sich zunächst dagegen.
07.06.2023 | 01:35 minMinisterpräsident Reiner Haseloff (CDU) verspricht sich Effekte darüber hinaus:
Mit der Mega-Fab entstehen nicht nur Tausende von hochqualifizierten Arbeitsplätzen, sie ist auch ein Megaschub für die Region. Europa wird zudem ein Stück unabhängiger von internationalen Lieferketten.
Intel richtet sich bereits in der Landeshauptstadt ein. In der Innenstadt hat der Chip-Hersteller jüngst ein Büro eröffnet, nach eigenen Angaben etwa 30 Mitarbeiter eingestellt. Auch anderenorts hat die geplante Intel-Ansiedlung erste Auswirkungen. Die Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg etwa bietet zum Wintersemester einen neuen Studiengang zur Halbleitertechnik mit zunächst 40 Studienplätzen an. Mehr Lehrstühle und Investitionen an der Hochschule sollen folgen, sagt Rektor Jens Strackeljan. Zu einer "Intel-Universität" werde man nicht werden, aber:
Neben diesem Halbleiterstudiengang wird es im Bereich der Verfahrenstechnik, in der E-Technik Module geben, die in Richtung Halbleitertechnik etwas öffnen und Interesse schaffen.
Chip-Gigant Intel möchte südöstlich von Magdeburg eine Megafabrik bauen. Der Konzern will dafür einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag investieren, wartet aber auch auf eine Milliarden schwere Förderung durch die EU.
09.08.2022 | 01:41 minKritik an der Intel-Förderung
Es gibt aber auch Kritik an der Intel-Ansiedlung. Die Förderung mit Steuergeldern sehen Wirtschaftswissenschaftler kritisch und halten die von der Politik versprochenen Effekte der Intel-Ansiedlung für überzogen. Eine Chipproduktion in Deutschland verringere nicht die Abhängigkeit von China und anderen asiatischen Märkten, argumentiert Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH): "Wir verlagern die Abhängigkeit auf eine andere Ebene in der Lieferkette."
Wir produzieren dann zwar selbst Chips, allerdings brauchen wir für diese die Ausgangsstoffe der Chipherstellung, seltene Erden und Metalle, weiter aus China.
Eine konkurrenzfähige Massenproduktion von Chips hält Gropp in Deutschland für unrealistisch – Fördergelder sollten deshalb besser in Forschung und Entwicklung fließen.
Frühestens ab 2027 soll die Intel-Fabrik in Magdeburg produzieren. Doch vor dem Baustart fehlt nun noch grünes Licht aus Brüssel. Bund und Land geben sich optimistisch, denn die Europäische Union will bei der Chipproduktion technologisch unabhängiger von Asien werden. Mit Milliarden subventioniert die EU aktuell auch andere internationale Halbleiter-Produzenten, damit die sich in Europa ansiedeln. Ein großer Teil dieser Fördergelder geht wohl an Intel. Denn neben Deutschland hat der US-Konzern unter anderem in Spanien, Frankreich und Polen neue milliardenschwere Ansiedlungen angekündigt.