: Über Island: Zufall bringt Schüler nach Hause
von Luisa Houben, Sandra Susanka
11.10.2023 | 10:19 UhrSchüler eines deutschen Austauschprogramms mussten selbst ihre Rückreise aus Israel organisieren. Dank Zufallsbegegnung mit Isländern in einem Bunker gelangten sie über Island zurück nach Deutschland.
11.10.2023 | 02:00 minEndlich haben sie es geschafft: Zehn Schüler und Schülerinnen sind zusammen mit ihren beiden Lehrern am späten Dienstagabend in Stuttgart gelandet. Die Klasse aus Kirchheim unter Teck in Baden-Württemberg war in Tel Aviv, als die radikal-islamische Hamas Israel angriff.
Mit dabei der 17 Jahre alte Jan, dessen Vater ihn am Flughafen empfing:
Wir fiebern einfach nur darauf hin, dass die Reisegruppe meines Sohns wieder in Deutschland ankommt. Wir wollen sie einfach nur in den Arm nehmen.
Die Kinder waren im Rahmen eines Schüleraustauschs seit Anfang Oktober bei israelischen Gastfamilien - organisiert von der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule, einem Wirtschaftsgymnasium in Baden-Württemberg und ihrer Partnerschule in Givatayim.
Keine Flieger nach Deutschland
Es sei sofort klar gewesen, dass die Schüler schnellstmöglich nach Hause kommen müssen, erzählt Schulleiter Jens Kaiser. Doch am Samstag fand sich kein Flieger mehr. "Wir konnten Flüge für Donnerstag reservieren. Eine andere Möglichkeit gab es nicht", sagt Kaiser. Das Auswärtige Amt habe keine weitere Hilfe angeboten.
Stattdessen fanden die Kinder zunächst Zuflucht in den Schutzbunkern ihrer Gastfamilien. Sascha Baumann hielt übers Smartphone Kontakt mit seinem Sohn:
Wenn man telefoniert und im Hintergrund Sirenen heulen hört und das Grollen der Raketen-Einschläge hört, dann wäre es gelogen, wenn man sagen würde, man sei nicht in großer Sorge gewesen.
ZDFheute Infografik
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Ein isländisches Ehepaar hilft
Eine glückliche Begegnung hatten indessen die beiden Lehrer: In ihrem Hotelbunker lernten sie ein isländisches Ehepaar kennen. Sie waren es, die von einem Evakuierungsflug erzählten und Kontakt zum isländischen Außenministerium herstellten. In der Nacht auf Montag war klar: Die Gruppe kann mitfliegen.
Doch leicht war die Ausreise nicht: Weil die Maschine keine Landeerlaubnis in Israel bekam, soll der Flieger in Amman, in Jordanien, starten. Für die Fahrt über die Grenze, organisierten die Lehrer spontan einen Mini-Bus. Bei der Einreise nach Jordanien half aus der Ferne das Auswärtige Amt.
Als diese isländische Maschine auf dem Flugradar in der Luft war, da wussten wir: Okay, jetzt sind sie in Sicherheit.
Botschafterin empfängt Schulklasse
Am Dienstagmorgen landete die Klasse auf dem Flughafen Keflavik in der Nähe von Reykjavik. Zusammen mit 126 Isländern, fünf Menschen von den Färöer und vier Norwegern.
Empfangen wurde sie von der deutschen Botschafterin Clarissa Duvigneau, wie die Deutsche Botschaft auf Facebook mitteilte. "Vielen Dank an die isländische Regierung für schnelle und unbürokratische Hilfe".
Deutsche Botschaft in Reykjavik
Bundesregierung prüft Flugkapazitäten
Große Erleichterung auch bei einer zweiten Schülergruppe aus Baden-Württemberg: Die elf Schülerinnen und Schüler und ihre drei Begleitpersonen aus dem Kreis Karlsruhe sind ebenfalls zurück in Deutschland. Sie konnten über die Türkei aus Israel ausreisen.
Ein Krisenstab des zuständigen Landratsamtes hatte sich seit Samstag bemüht, die Gruppe nach Hause zu bekommen. Weitere Schulklassen und Jugendgruppen warten noch auf eine Möglichkeit, Israel verlassen zu können.
Deutschland will Deutsche aus Israel ausfliegen. Was ist konkret an Evakuierungen geplant? ZDF-Korrespondent Micheal Bewerunge berichtet aus Tel Aviv.
11.10.2023 | 01:53 minAm Dienstagabend kündigte das Auswärtige Amt Sonderflüge nach Deutschland an. Demnach sind an diesem Donnerstag und Freitag pro Tag vier Flüge geplant - organisiert von der Lufthansa. Das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts hatte zuvor unter Hochdruck mit Fluggesellschaften darüber verhandelt, Flugkapazitäten zu erweitern.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte Deutsche, die auf die Ausreise aus Israel warten, zuvor im ZDF um Verständnis gebeten:
Quelle: mit Material von dpa und Reuters