: DGB: Starke Gewerkschaften gegen "Profitgier"

01.05.2023 | 16:45 Uhr
Zum "Tag der Arbeit" haben die Gewerkschaften bundesweit zu Kundgebungen aufgerufen. Die Gewerkschaften würden im Kampf um gerechte Chancen nicht nachlassen, so DGB-Chefin Fahimi.
Die Gewerkschaften haben zum "Tag der Arbeit" deutschlandweit zu Kundgebungen und Demonstrationen aufgerufen. Das diesjährige Motto des Dachverbands DGB lautet "Ungebrochen solidarisch".

DGB: Auch in Zukunft harte Tarifverhandlungen

Die Vorsitzende Yasmin Fahimi kündigte Arbeitgebern und Politik bei der zentralen DGB-Kundgebung in Köln auch in Zukunft harte Auseinandersetzungen um Löhne und Arbeitnehmerrechte an.
Von allein und aus reiner Einsicht bewegt sich in den Chefetagen doch gar nichts für das Gemeinwohl, für eine gute Arbeitswelt oder gegen den Klimawandel.
Yasmin Fahimi, DGB-Chefin
Fahimi hob die Bedeutung des Kampfes für das Recht auf menschenwürdige Arbeit hervor. "Es geht um einen gesellschaftlichen Wandel, der sozial gerecht ist", sagte sie. Sozialen Fortschritt müsse man erkämpfen.
Nur mit starken Gewerkschaften und unseren Tarifverträgen können wir der Profitgier etwas entgegensetzen.
Yasmin Fahimi, DGB-Chefin

Verdi sieht Streik-Erfolge: "Beachtliche Lohnzuwächse"

Verdi warnte vor Aufweichungen des Streikrechts. "Wer das Streikrecht einschränken will, legt die Axt an die soziale Marktwirtschaft", erklärte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke in Berlin zum 1. Mai. "Das ist mit uns nicht zu machen."
Zudem betonte Werneke die Rolle erfolgreicher Tarifpolitik zur Sicherung der Reallöhne. "Nach drei Jahren Corona-Pandemie und den durch die hohe Inflation verursachten Reallohnverlusten fordern die Beschäftigten die Wertschätzung ihrer Arbeit und starke Tariferhöhungen zur Sicherung ihrer Einkommen ein."
Werneke verwies außerdem darauf, dass "beachtliche Lohnzuwächse" erzielt worden seien - etwa bei der Deutschen Post, in der privaten Energiewirtschaft, bei Banken-Servicegesellschaften.

IG-Metall-Chef: Mehr Investitionen in Qualifikation

Der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann drängte auch auf mehr Investitionen in die Qualifikation von Beschäftigten.
Die ökologische und digitale Transformation verlangt neue, teilweise andere Qualifikationen als die im erlernten Beruf erworbenen.
Jörg Hofmann, IG-Metall-Chef
Deshalb sei es wichtig, einen Spurwechsel im Berufsleben zu fördern - durch Zeit, Geld und Angebote für eine zweite Ausbildung. Deshalb dürfen für Hofmann die Themen Qualifizierung und zweite Berufsausbildung auch nicht mit Verweis auf die Schuldenbremse in Frage gestellt oder gar unter ein Spardiktat gestellt werden
Bundeskanzler Olaf Scholz forderte bei der DGB-Kundgebung in Koblenz Betriebe dazu auf, mehr junge Menschen auszubilden. "Manche Betriebe suchen händeringend Fachkräfte, aber manche Betriebe bilden auch nicht aus", sagte Scholz. "Und deshalb hier und an dieser Stelle der Appell: Es sollen sich alle noch einmal zusammenreißen und alles dafür tun, dass die Zahl der Ausbildungsplätze in Deutschland weiter steigt." Bei der Kundgebung wurde Scholz mit Applaus, aber auch Buhrufen und Pfiffen empfangen.

Jugendarbeitslosigkeit ist seit 2019 um 30% gestiegen. Besonders betroffen sind Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Sozialarbeitende sollen helfen, neue Perspektiven zu schaffen.

30.04.2023

Demonstrationen am "Tag der Arbeit"

Der 1. Mai ist auch dieses Jahr wieder Anlass nicht nur für Gewerkschaftskundgebungen, sondern auch für zahlreiche Demonstrationen der linken und örtlich auch rechten Szene. Die Polizei hat dabei allein in Berlin nach eigenen Angaben 6.300 Beamte im Einsatz.
In früheren Jahren gab es in der Hauptstadt wie auch in Hamburg Gewalt und Angriffe auf die Polizei. In Berlin-Mitte demolierten Randalierer bereits in der Nacht zum Samstag zahlreiche Autos und Fensterscheiben.
In Stuttgart kam es bei einer Kundgebung am 1. Mai zu gewaltsamen Ausschreitungen. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Pfefferspray und Schlagstöcke gegen Angreifer ein. Der Aufzug durfte sich zwar später zunächst in Bewegung setzen, wurde aber schlussendlich von der Versammlungsleitung beendet.
Quelle: dpa, AFP

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