: Myanmar: Todesurteile und Chaos

04.12.2022 | 00:21 Uhr
Die Militärjunta in Myanmar hat sieben Studierende zu Tode verurteilt, über eine Million Menschen in dem Land sind auf der Flucht. Die humanitäre Lage spitze sich zu, warnt die UN.
Soldaten am Rand einer Demonstration in Yangon kurz nach dem Militärputsch im Februar 2021.Quelle: Reuters
Fast zwei Jahre nach dem Militärputsch spitzt sich die humanitäre Lage in Myanmar weiter zu. In dem Land gebe es mittlerweile mehr als 1,4 Millionen Binnenflüchtlinge, erklärte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) am Samstag in Genf.
Die meisten davon seien nach dem Umsturz vom 1. Februar 2021 vertrieben worden. Hinzu kämen mehr als 49.400 Menschen, die in Nachbarländer geflüchtet seien.

UN: Myanmar mit Putsch in Chaos versunken

Das UN-Büro beklagte insbesondere die Folgen bewaffneter Kämpfe für die Zivilbevölkerung sowie Zugangsbeschränkungen und Drohungen gegen Beschäftigte von Hilfsorganisationen. Zudem sei zivile Infrastruktur zerstört worden, darunter Zehntausende Häuser, Klöster, Kirchen und Schulen.
Mit dem Putsch ist Myanmar in Chaos und Gewalt versunken. So geht die Militärjunta zunehmend brutal gegen Oppositionelle und Protestierende vor.

Sieben Studierende zu Tode verurteilt

Unter anderem verhängt sie in geheimen Verfahren Todesurteile vor Militärgerichten. Erst vor wenigen Tagen wurden sieben Studierende in der früheren Hauptstadt Yangon zum Tode verurteilt, die an Protesten gegen das Militärregime teilgenommen hatten.
Medienberichten zufolge waren sie bereits im April festgenommen worden. Die Studierenden wurden demnach beschuldigt, an einer Schießerei in einer Bank beteiligt gewesen zu sein. Oppositionelle Bewegungen in Myanmar sehen hingegen einen anderen Grund hinter dem Urteil.
Die Verhängung der Todesstrafe gegen die Studenten ist ein Racheakt des Militärs.
Studentenvereinigung der Dagon-Universität in Rangun
Die UN gehen außerdem Berichten über Todesurteile gegen mindestens vier weitere Personen nach. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hatte am Freitag kritisiert, die Junta nutze die Todesurteile als "politisches Mittel, um die Opposition zu unterdrücken."

Bewaffnete Gruppen kämpfen gegen das Militär

Seit Februar vergangenen Jahres wurden den Angaben nach mindestens 139 Menschen zum Tode verurteilt. Im Juli hatte Myanmars Militärregime erstmals seit Jahrzehnten wieder Todesurteile vollstrecken und vier Dissidenten hinrichten lassen.

Unterwegs mit der People's Defence Force. So nennen sich die bewaffneten Gruppierungen, die seit dem Putsch gegen das Militär in Myanmar kämpfen.

23.11.2022 | 20:13 min
Die Junta hatte ihnen Terrorismus und Konspiration mit oppositionellen Milizen vorgeworfen. UN-Kommissar Türk forderte die Aussetzung aller Hinrichtungen und die Rückkehr zu einem Moratorium für die Todesstrafe.

Tausende Verhaftungen seit dem Militärputsch

Nach Angaben der myanmarischen Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden seit dem Putsch mindestens 2.553 Menschen von den Militärs ermordet. Mehr als 16.500 Personen wurden verhaftet, von denen die meisten weiterhin hinter Gittern sitzen.
Viele Gegnerinnen und Gegner des Regimes, vor allem junge Leute, sind in den bewaffneten Widerstand gegangen. Landesweit kämpfen sie als "Volksverteidigungskräfte" teils unabhängig, teils gemeinsam, teils mit lang etablierten Rebellenorganisationen gegen Truppen der Militärjunta.
Quelle: epd, KNA, AFP

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