: Experte: Ukraine hat geografischen Vorteil

06.05.2023 | 10:52 Uhr
Elemente der ukrainischen Offensive haben bereits begonnen, sagt der Militäranalyst Masuhr. Er sieht für die Ukraine einen geografischen Vorteil und ein Problem.
Soldaten der ukrainischen Nationalgarde bei einer Militärübung - die Ukraine hat laut Experte einen geografischen Vorteil.Quelle: dpa
Bei der angekündigten ukrainischen Offensive sieht Militäranalyst Niklas Masuhr einen geografischen Vorteil für die ukrainische Armee. Wenn sie an verschiedenen Stellen der Front vorstoße, habe sie kürzere Wege, wenn sie Truppen zur Verstärkung an Brennpunkte verlegen wolle.
Die russische Armee habe längere Routen, weil sie sich nur im besetzten Territorium in südlichen und östlichen Gebieten der Ukraine bewegen kann, sagte Masuhr, Forscher am Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur.

Experte: Elemente der Offensive haben begonnen

Wie andere Analysten geht Masuhr auch davon aus, dass Elemente der Offensive bereits begonnen haben:
So etwas geht ja nicht mit einer roten Startrakete los.
Niklas Masuhr, Forscher am Center for Security Studies, Universität Zürich
Die jüngsten ukrainischen Angriffe auf russische Logistik dürften eine vorbereitende Rolle spielen, sagte Masuhr. Analysten halten demnach drei wesentliche offensive Richtungen für möglich: bei der Großstadt Cherson im Süden, im Norden und bei Saporischschja in der Zentralukraine. Sie gingen von wechselnden offensiven Schwerpunkten aus, ergänzt durch kleinere Offensiven, um die Russen im Ukraine-Krieg an mehreren Punkten in Gefechte zu ziehen.
"Für die Ukrainer wird es darum gehen, die Russen vor das Dilemma zu stellen, auf welche der Angriffsachsen sie sich konzentrieren sollen", sagte Masuhr.

Russen haben sich an der Front eingegraben

Frühere Erfolge der Ukrainer seien kein guter Indikator für einen möglichen Ausgang:
Die Gegenoffensiven der Ukrainer im Herbst waren eine andere Hausnummer.
Niklas Masuhr, Forscher am Center for Security Studies, Universität Zürich
"Die russischen Truppen waren geschwächt und den Ukrainern gelang es, sie teils zu isolieren und ihre Logistik zu zerstören." Damals drängten die Ukrainer russische Truppen im Osten und Süden zurück und befreiten besetztes Territorium. Heute hätten die Russen Befestigungsstellungen an der Front.
"Die Ukrainer haben im bisherigen Kriegsverlauf noch keine großen Vorstöße gegen eingegrabene, vorbereite russische Truppen durchgeführt", sagte Masuhr. Mit größeren russischen Offensivbemühungen rechnet er nicht.
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Experte traut Russland keine große Offensive zu

"Nach dem Zustand der Truppen zu urteilen sind Russland keine Offensiven auf breiter Front wie am Anfang des Krieges zuzutrauen", sagte Masuhr. Ukrainische Nachschubprobleme könnten mittelfristig dennoch zu einem Problem werden. "Falls insbesondere der Verbrauch der Luftabwehrmunition auf ukrainischer Seite es der russischen Luftwaffe erlaubt, eine größere Rolle zu spielen, verändert sich die Gleichung möglicherweise, zumindest phasenweise."
Für das Durchbrechen der russischen Verteidigungsstellen brauche die Ukraine unter anderem Minenräumfahrzeuge, ebenso nach wie vor jede Menge Artilleriemunition.
Quelle: dpa

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