: Prallt jegliche Kritik am Kanzler ab?

von Juana Guschl
07.05.2023 | 13:19 Uhr
Cum-Ex-Skandal, mangelnde Führungsstärke, die zerstrittene Ampel: Kritik und Krisen scheinen immer wieder an Olaf Scholz abzuprallen.

Corona, Krieg, Inflation, Ampelstreit – die Liste der Krisen, die Olaf Scholz managen muss, wird länger und länger. Kann das einen Kanzler kaltlassen? Wie bewerten die Befragten des Politbarometer den „Teflon-Scholz“?

03.05.2023 | 09:29 min
In seinen ersten anderthalb Jahren als Bundeskanzler landete eine Krise nach der nächsten auf Olaf Scholz' Schreibtisch: Corona, Krieg, Energieknappheit, Inflation. Streitende Koalitionspartner. Aber Olaf Scholz steht im Sturm und scheint von all dem nicht besonders beeindruckt zu sein.

Weitgehend unbeschadet ins Kanzleramt

Seit ein paar Jahren nennt die Presse ihn "Teflon-Scholz"- denn an Scholz scheint vieles einfach abzuperlen. Er antwortet stets komplett kontrolliert oder nur ganz kurz und spärlich. Zuweilen erinnert der "Scholzomat" an einen emotionslosen Roboter, der sich nach der Wahl zum Hamburger Oberbürgermeister erst einmal heimlich im Nebenraum freut.
Und als es während des G-20-Gipfels in Hamburg zu Ausschreitungen kommt, weist Scholz alle Vorwürfe eines schlechten Krisenmanagements zurück.
Auch der Cum-Ex-Steuerskandal scheint an Olaf Scholz abzuprallen. Ihm wird vorgeworfen, als Bürgermeister politisch Einfluss genommen zu haben. Trotzdem geht "Teflon-Scholz" als beliebtester SPD-Politiker offenbar weitgehend unbeschadet durch den Wahlkampf und wird der neunte Bundeskanzler.

Besonders beliebt nach der Wahl

Laut ZDF-Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen war Scholz nie beliebter als kurz nach der Bundestagswahl: Am 01.10.2021 erntet er seinen persönlichen Bestwert von 2,2 (auf einer Skala von -5 bis +5).
Zu Beginn des Ukraine-Kriegs hat Scholz das Vertrauen der Wähler. Doch schon kurz nach seiner Erklärung zur Zeitenwende im März 2022 fallen seine Sympathiewerte - bis auf seinen persönlichen Tiefstwert im April 2023 von 0,2.
Ich würde nicht sagen, dass es zu einem Vertrauensverlust führt für Olaf Scholz. Denn auch bei der Frage, wie er seine Arbeit als Bundeskanzler macht, haben wir immer noch Mehrheiten, die sagen, der macht seinen Job gut.
Andrea Wolf, Forschungsgruppe Wahlen

Vorwurf: Mangelnde Führungsstärke

Allerdings äußern die Befragten auch Missmut, vor allem im Hinblick auf Führungsstärke: So geben 66 Prozent im März 2023 an, Scholz setze sich zu selten durch.

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Wann immer er ein Machtwort spricht, wirkt sich das allerdings positiv auf das Ansehen von Scholz aus. Etwa im Oktober, als er nach einem langen Ampelstreit die Laufzeit der letzten Atomkraftwerke bis ins Frühjahr verlängert: 36 Prozent befürworten Scholz' Handeln, 55 Prozent wünschen sich sogar eine Laufzeitverlängerung über den April hinaus.
Im März 2023 kommt der Ampelstreit zum Höhepunkt - dazwischen ungerührt: Der Kanzler, an dem abermals alles abzuprallen scheint. Als hätte er damit nichts zu tun.
Ganz grundsätzlich meinen 61 Prozent der Befragten im Politbarometer im April 2023, Scholz setze sich eher nicht durch. Sowohl bei Scholz als auch seinen beiden Stellvertretern wirkt sich das negativ auf die Sympathiewerte aus.

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Weiterer Vorwurf: Zu zögerlich

Fast drei Viertel der Befragten halten Scholz außerdem für zu zögerlich. Gerade in Bezug auf die Ukraine wünschen sich die Wählerinnen und Wähler mehr Tatendrang. Dass Kanzler Scholz erst im Januar grünes Licht für die Leopard-2-Panzer gegeben hat, hat vielen zu lange gedauert.
Manchmal wünschte man sich halt, dass diese Entscheidung - vielleicht auch der Entscheidungsprozess - besser erklärt wird. Das ist sicher keine Stärke von Olaf Scholz, dass er die Menschen mitnimmt bei seiner Entscheidung.
Andrea Wolf, Forschungsgruppe Wahlen

Wie geht’s für "Teflon-Scholz" weiter?

Die Union hat einen Untersuchungsausschuss im Bundestag beantragt, um zu beweisen, dass Scholz als damaliger Oberbürgermeister Hamburgs im Cum-Ex Skandal politisch Einfluss genommen hat. Es bleibt abzuwarten, ob auch dies an ihm abprallen wird.

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