: Tote nach Angriffen: "Nacht des Terrors"

28.04.2023 | 16:48 Uhr
Russland hat nach ukrainischen Angaben erneut zivile Infrastruktur mit Raketen beschossen. Angriffe gab es auch auf Kiew. Selenskyj sprach von einer "Nacht des Terrors".
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach den neuen russischen Raketenangriffen von einer "Nacht des Terrors" gesprochen. "Terroristen haben Zivilisten als Ziel genommen", sagte er am Freitag. Zehn Wohngebäude seien in der zentralukrainischen Stadt Uman im Gebiet Tscherkassy getroffen worden.
Ukrainischen Angaben zufolge seien knapp zwei Dutzend Marschflugkörper und zwei Drohnen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und andere Teile des Landes abgefeuert worden. Mindestens 23 Menschen seien getötet worden, unter ihnen drei Kinder.

Mehrere Tote durch Raketenangriffe

Selenskyj veröffentlichte dazu Fotos von den Zerstörungen in den sozialen Netzwerken. Ein Wohnblock sei zerstört. "Stand jetzt: sieben Tote, es gibt Verletzte", sagte er.
Tweet von Selenskyj
In Uman 215 Kilometer südlich von Kiew schlugen zwei Marschflugkörper in ein neunstöckiges Wohnhaus ein. Dabei seien 21 Menschen getötet worden, teilte die nationale Polizei mit. Unter ihnen sollen zwei Zehnjährige und ein Kleinkind sein. Nach Polizeiangaben wurden 17 Menschen verletzt. Aus den Trümmern wurden drei Kinder gerettet. Lokale Medien zeigten das brennende Gebäude mit mehreren zerstörten Stockwerken.

Augenzeuge berichtet von Explosionen

Noch Stunden nach dem Anschlag stieg aus dem Gebäude Rauch auf. Drei Leichensäcke lagen vor dem Haus. Soldaten, Zivilisten und Rettungskräfte suchten in den Trümmern nach weiteren Opfern, während Anwohner Habseligkeiten aus der Ruine schleppten. Überlebende berichteten gegenüber der Nachrichtenagentur AP von schrecklichen Momenten, als die Raketen einschlugen. Eine Frau namens Halyna sagte, sie und ihr Mann seien durch die Explosion mit Glas bedeckt worden.
Sie hätten Flammen vor ihrem Fenster gesehen und seien nach draußen geklettert. Zuvor habe sie nach ihrer Freundin in einer Nachbarwohnung sehen wollen, sagte Halyna. "Ich rief sie an, aber sie nahm nicht ab. Ich habe sogar an der Tür geklingelt, aber es kam keine Antwort", erzählte sie. Sie habe dann mit einem Zweitschlüssel die Wohnungstür aufgeschlossen und ihre Freundin tot auf dem Boden liegend gefunden. Olha Turina, eine andere Bewohnerin des Gebäudes, sprach von einem Klassenkameraden ihres Kindes, der vermisst werde.
Ich weiß nicht, warum wir das alles durchmachen müssen. Wir haben nie jemanden belästigt.
Olha Turina, Bewohnerin
Einsatzkräfte suchten in den Trümmern nach weiteren Menschen. Auch in der Stadt Dnipro starben bei nächtlichem Beschuss Behörden zufolge eine Frau und ein Kind.

Erstmals seit über 50 Tagen wieder Angriffe auf Kiew

Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, gab die Gesamtzahl der Raketen, die auf die Ukraine in der Nacht abgefeuert wurden, mit 23 an. Davon seien 21 abgeschossen worden. Auch zwei Drohnen seien abgeschossen worden.
Erstmals seit mehr als 50 Tagen haben die russischen Truppen auch die ukrainische Hauptstadt Kiew wieder mit Raketen angegriffen. Nach ukrainischen Militärangaben schoss die Flugabwehr elf Marschflugkörper in der Nähe von Kiew ab. Die Luftabwehr sei aktiviert worden. Die Bewohner wurden aufgerufen, Schutz zu suchen und nicht auf die Straßen zu gehen.

Selenskyj dankt Flugabwehr - und fordert Sanktionen

Angesichts der russischen Angriffe forderte der ukrainische Präsident Waffen und weitere Sanktionen gegen Russland.
Das russische Böse kann durch Waffen gestoppt werden, unsere Verteidiger tun dies. Und es kann durch Sanktionen beendet werden.
Wolodymyr Selenskyj
Selenskyj verlangt seit langem deutlich mehr Waffen, eine Verschärfung der internationalen Strafmaßnahmen gegen Russland und eine bessere Kontrolle der Umsetzung der bisher erlassenen Exportbeschränkungen in das Riesenreich.
Er dankte auch der Flugabwehr für den Abschuss von Raketen. Die Ukraine werde die Verbrechen nicht ungesühnt lassen, betonte er. Jede dieser Attacken bringe Russland seiner Niederlage in dem Krieg näher.
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Quelle: dpa, AFP

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