: SOS-Kinderdorf Russland suspendiert

04.03.2023 | 17:07 Uhr
Ukrainische Kinder wurden nach Russland verschleppt, laut ZDF-Frontal war die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer involviert. Der Dachverband suspendiert nun den russischen Verband.
"SOS Kinderdörfer" suspendiert den russischen Verband - er soll in die Verschleppung ukrainischer Kinder involviert gewesen sein.Quelle: picture alliance/dpa/Peter Kneffel
Ukrainische Kinder sollen mit Wissen der international tätigen Hilfsorganisation "SOS-Kinderdörfer" nach Russland verschleppt worden sein. ZDF Frontal hatte die Vorwürfe rund um Zwangsadoptionen im Februar aufgedeckt.
Der Dachverband der SOS-Kinderdörfer zieht nun Konsequenzen: Der russische Verband werde "mit sofortiger Wirkung" suspendiert. Zudem würden "sämtliche finanzielle Mittel an SOS-Kinderdorf Russland" ab sofort eingefroren.
Sehen Sie hier die ZDF Frontal-Recherche über die nach Russland entführten Kinder:

Putins Angriffskrieg hat ukrainische Familien auseinandergerissen – Kinder wurden zu Waisen. Entführung und Adoption berauben sie nun auch ihrer Heimat und Identität.

21.02.2023 | 36:58 min

Vereinte Nationen rechnen mit 1.800 verschleppten ukrainischen Kindern

Seit Kriegsbeginn verschleppen russische Behörden ukrainische Kinder aus den besetzten Gebieten - in Russland droht ihnen Umerziehung. ZDF Frontal hat den Fall von zwei verschleppten Jungen nachgezeichnet und mit Heimerziehern gesprochen, denen gemeinsam mit von ihnen betreuten Kindern die Flucht aus Russland gelang. 
Wie viele andere Kinder aus der Ukraine ein ähnliches Schicksal erleiden, ist unbekannt. Die Vereinten Nationen rechneten im September mit etwa 1.800 verschleppten Kindern und Jugendlichen, die ukrainische Regierung zuletzt sogar mit 14.000.
Ob die Zahlen stimmen oder nicht, ist – wie so oft in diesem Krieg – schwer zu beurteilen. Das Humanitarian Research Lab der US-Universität Yale spricht von mindestens 6.000 Kindern und Jugendlichen, die auf die Krim oder ins russische Kernland systematisch verschleppt worden sind. Dort kommen sie oft in russische Pflegefamilien, werden umerzogen, sollen alles Ukrainische vergessen.  

Ermittlungen zu 13 Kindern in Russland dauern an

Deportationen gelten als Kriegsverbrechen. Aufnahmen belegen, wie ukrainische Kinder in Russland zur Adoption freigegeben werden. Sie werden in rote Ziegelhäuser in der Siedlung Tomilino in der Nähe von Moskau gebracht. Die Siedlung gehört seit 1990 zu den SOS-Kinderdörfern.
Die Hilfsorganisation will "Kindern ein sicheres Zuhause geben", wie sie schreibt. Auf Frontal-Nachfrage räumte SOS-Kinderdörfer ein, von 13 ukrainischen Kindern in Russland zu wissen. Die Ermittlungen dazu dauern an, wie die Hilfsorganisation nun mitteilt.
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Quelle: ZDF

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