: Wird die "Typ"-Frage Trump zum Verhängnis?
von Anna Luca Kirchhoff, New York
09.05.2023 | 12:14 UhrWird Donald Trump wegen Vergewaltigung verurteilt? Am Montag blieb der Zeugenstand im Prozess zwischen der Autorin E. Jean Carroll und dem ehemaligen US-Präsidenten erst einmal leer. Der Richter hatte Trump zuvor die Möglichkeit gegeben, bis spätestens Sonntagnachmittag dem Gericht mitzuteilen, ob er nun doch erscheinen und aussagen würde, nachdem er dies in der Woche zuvor in einem Video behauptet hatte.
Trump nutzte diese Möglichkeit der Zeugenaussage vor Ort nicht, weshalb Montagfrüh die beiden Anwaltsteams wie geplant den Geschworenen ihre Schlussplädoyers erklärten. Carrolls Anwältin, Roberta Kaplan, betonte, dass Trumps einzige Verteidigung sei, dass alle außer ihm lügen würden.
Die US-Autorin E. Jean Carroll wirft Donald Trump vor, sie in den 90er Jahren vergewaltigt zu haben. Vor den Geschworen in New York hat sie im April ihre Anschuldigungen bekräftigt.
27.04.2023Trump verwechselt Klägerin mit Ex-Frau
Sie argumentierte, dass Trumps eigene Worte seine Schuld zeigten und verwies auf eine Behauptung Trumps, die er unter Eid im Oktober 2022 getätigt hat, wie eine Videoaufnahme belegt.
Darin behauptete er immer wieder, dass Carroll sowieso nicht sein Typ sei. Auf einem Foto aus den 1990er Jahren verwechselte er Carroll jedoch mit seiner damaligen Frau Marla Maples. Diese wiederum hatte er als genau seinen "Typ" betitelt. In dem Video hatte er unter anderem auch der Anwältin selbst versichert:
Sie wären auch nicht meine Wahl.
Carroll-Anwältin: Trump nicht mal erschienen
Kaplan betonte, dass Trump in einem weiteren Beweisstück mit seinen eigenen Wort beschreibt, wie er Frauen behandle und dass dies nur einen Teil seiner Übergriffe auf Frauen aufzeige.
- Autorin gegen Ex-Präsident: Das sind die Hintergründe
- Diese Probleme hat Trump mit der Justiz
Dabei handelt es sich um eine alte Tonaufnahme, in der sich Trump darüber auslässt, dass man als Star Frauen auch an ihren Genitalien anfassen könne, wenn man es wolle. Die Anwältin des mutmaßlichen Opfers wies darauf hin, dass auf der einen Seite elf Zeugen ausgesagt hätten und auf der anderen Seite der Angeklagte nicht einmal erschienen sei.
Obwohl Trump wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen angeklagt wurde, führt Trump in Umfragen unter Republikanern noch immer. Einige hoffen auf eine Wiederwahl als US-Präsident.
15.04.2023 | 00:47 minTrump-Anwalt sieht "Verschwörung"
Während das Schlussplädoyer von Carrolls Anwältin Kaplan ruhig und sachlich verlief und die Geschworenen teilweise einen ermüdeten Eindruck machten, änderte sich das mit dem Auftritt von Trumps Anwalt Joe Tacopina. Er gestikulierte wild, sprach aufdringlich laut und schlug immer wieder auf das Pult vor sich.
Er sagte, es sei egal, dass Trump selbst nicht vor Ort ausgesagt hätte, da Carrolls eigene Worte ihre Geschichte kaputtgemacht hätten. Er begründete mit sarkastischem Unterton, dass sie keine Zeugen anrufen konnten, schließlich sei sein Mandant nicht da gewesen, als es passiert sei.
Es sei eine "Verschwörung", die Carroll und ihre Freundinnen sich nur ausgedacht hätten, weil sie Trumps Politik hassten.
Geschworene ziehen sich zu Beratungen zurück
Weiteren Zeuginnen sprach er ab, von Trump sexualisierte Gewalt erfahren zu haben und behauptete, sie würden nur als Ablenkung vom eigentlichen Fall wirken und darauf abzielen, die Geschworenen gegen Trump aufzubringen. Er betitelte Carrolls Anschuldigungen als "ungläubiges Werk der Fantasie".
"Trump hat Ihnen nie in die Augen geschaut und behauptet, dass er sie nicht vergewaltigt hat", hielt das Anwaltsteam des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers an die Geschworenen gerichtet dagegen.
Sie sollten zu dem Schluss kommen, dass er es getan hat. Er hat Ms. Carroll vergewaltigt und er wollte nicht darüber aussagen.
Die Geschworenen werden am Dienstag über die genauen Regeln in Kenntnis gesetzt und können sich anschließend für ihre Beratungen zurückziehen.
Trumps langer Schatten: Sehen Sie hier eine Doku des ZDF auslandsjounals:
Quelle: Mit Material von dpa