: Insel Djerba: Tote bei Angriff auf Synagoge

10.05.2023 | 05:03 Uhr
Bei einem Angriff auf eine Synagoge auf der Insel Djerba sind mehrere Menschen gestorben. Hunderte Pilger aus aller Welt besuchten die Insel zum jüdischen Fest Lag Baomer.

Bei dem Angriff vor einer Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba sind mindestens vier Menschen getötet und neun verletzt worden. Ein Wachmann soll um sich geschossen haben.

10.05.2023 | 00:24 min
In Tunesien sind bei einem Angriff auf eine Synagoge mehrere Menschen ums Leben gekommen. Auf der Insel Djerba soll ein Sicherheitsbeamter zunächst seinen Kollegen umgebracht und dann wahllos vor der Ghriba-Synagoge um sich geschossen haben. Dabei kamen Regierungsangaben zufolge zwei Gläubige und ein weiterer Sicherheitsbeamter ums Leben. Schließlich soll der Angreifer von Sicherheitskräften getötet worden sein, hieß es.
Sechs weitere Sicherheitskräfte und vier Zivilisten sind bei dem Angriff verletzt worden, teilte das Innenministerium mit. Zum Ablauf der Tat und den Hintergründen liefen Ermittlungen.

Angriff während Pilgerfahrt zur Ghriba-Synagoge

Nach Angaben des tunesischen Außenministeriums handelt es sich bei den getöteten Besuchern der Synagoge um eine 30 Jahre alte Person aus Tunesien sowie eine 42 Jahre alte Person aus Frankreich.
Tweet von KolHaolam
In der Synagoge fand zum Zeitpunkt des Angriffs das sechstägige jüdische Fest Lag Baomer statt. Dazu reisen jedes Jahr viele einheimische Gläubige sowie Pilger aus Israel, Frankreich und anderen Ländern auf die Insel. Das jüdische Freudenfest unterbricht traditionell die Trauerzeit zwischen dem Pessach-Fest - das der Befreiung der Juden aus der Sklaverei der ägyptischen Pharaonen gedenkt - und dem Erntedankfest Schawuot.
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Rund 1.000 Menschen laut Medien in Synagoge

Israelischen Medienberichten zufolge hielten sich während der Tat rund 1.000 Menschen in der Synagoge auf. Während des Fests gelten jedes Jahr besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Zahlen und Fakten: Immer mehr Jüdinnen und Juden wandern nach Israel aus.

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Von Pilgern aufgenommene Videos, die auf sozialen Netzwerken verbreitet wurden, zeigen panische Besucher innerhalb der Synagoge. Auf den Aufnahmen sind Schüsse zu hören.

Zahl der Juden in Tunesien seit Jahren rückläufig

Tunesien unterhält keine diplomatischen Verbindungen zu Israel, lässt dessen Bürger aber im Rahmen organisierter Touren zum Fest ausnahmsweise ins Land. In Tunesien selbst leben nach Angaben der jüdischen Gemeinde nur noch rund 1.800 Juden, die meisten davon auf Djerba. Mitte des 20. Jahrhunderts hatte es noch ungefähr 100.000 Juden in Tunesien gegeben.

Ghriba-Synagoge: Bluttat vor mehr als 20 Jahren

Die bei Touristen beliebte Ghriba-Synagoge auf Djerba mit ihren prachtvoll gestalteten Innenräumen stammt aus dem Jahr 1920. Ihr Grundstein soll aus dem zerstörten Tempel von Jerusalem stammen.
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Im April 2002 war die älteste noch genutzte Synagoge auf dem afrikanischen Kontinent schon einmal Ziel eines Attentats. Damals hatte ein Terrorist der islamistischen Terrororganisation Al Kaida einen Tanklaster gegen die Mauer des Gotteshauses gelenkt.
Bei dem Anschlag waren 20 Menschen getötet worden, darunter 14 deutsche Touristen.
Quelle: dpa, Reuters, epd

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