: UN: Taliban sollen Frauenrechte achten

28.12.2022 | 02:21 Uhr
Der UN-Sicherheitsrat hat die Taliban aufgefordert, Frauenrechte zu achten. Zuvor hatten die Islamisten Frauen verboten, in NGOs zu arbeiten sowie Universitäten zu besuchen.
Die Taliban haben jüngst Regelungen zu Frauenrechten verschärft.Quelle: dpa
Nach der Anordnung eines Arbeitsverbots von Frauen in Nichtregierungsorganisationen in Afghanistan hat der UN-Sicherheitsrat die Taliban aufgefordert, die Frauenrechte in dem Land zu achten.

UN: Aushöhlung der Menschenrechte

Das Gremium verlangte von den militanten Islamisten, Frauen und Mädchen eine "vollwertige, gleichberechtigte und sinnvolle Teilhabe" zu ermöglichen. Die Frauenpolitik der Taliban weise auf eine zunehmende Aushöhlung der Menschen- und Freiheitsrechte hin, hieß es in einer am Dienstag (Ortszeit) in New York veröffentlichten Erklärung.
Am Samstag hatten die Taliban angeordnet, NGOs müssten ihre Mitarbeiterinnen bis auf Weiteres suspendieren. Der Schritt löste weltweit Sorge und Kritik aus.

Taliban verbannen Frauen von Unis

Wenige Tage zuvor hatten die Islamisten mit sofortiger Wirkung Frauen von allen Universitäten verbannt. Schulbildung war für Mädchen von den Islamisten bereits wenige Monate nach ihrer Machtübernahme eingeschränkt worden. Aktuell können sie nur bis zur sechsten Klasse die Schule besuchen.
Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Islamisten Frauenrechte massiv eingeschränkt. Mädchen und Frauen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.

UN fordert Schulöffnung für Mädchen

Der UN-Sicherheitsrat forderte die Taliban auf, die Schulen für Mädchen wieder zu öffnen. Das Arbeitsverbot von Frauen in NGOs und internationalen Organisationen habe erhebliche und unmittelbare Auswirkungen auf die humanitären Hilfsoperationen im Land, einschließlich derjenigen der Vereinten Nationen.
Diese Beschränkungen stünden im Widerspruch zu den von den Taliban gegenüber dem afghanischen Volk eingegangenen Verpflichtungen sowie zu den Erwartungen der internationalen Gemeinschaft, hieß es weiter.

Armut

Quelle: epa
Im gesamten Land ist die Wirtschaft zusammengebrochen. Das bedeutet, dass immer weniger Menschen in Afghanistan noch arbeiten und Geld verdienen können. Außerdem funktioniert das System der Banken in Afghanistan nicht mehr richtig; deshalb kommt dort im Moment niemand so leicht an Geld.

Hunger

Quelle: ap
Weil es in Afghanistan gerade so schwierig ist, arbeiten zu gehen, werden die Menschen immer ärmer. Viele müssen hungern, einige haben nicht mal genug sauberes Wasser zum Trinken und Waschen. Das ist besonders für Kinder extrem gefährlich. Sie können dadurch schnell krank werden.

Das war schon vor der Herrschaft der Taliban so, wird aber jetzt immer schlimmer, auch durch den sehr kalten Winter. Experten vom Welternährungsprogramm der UNO sagen, dass im Moment mehr als die Hälfte aller Einwohner und Einwohnerinnnen des Landes hungern.

Schlechte medizinische Versorgung

Hilfsorganisationen waren in den vergangenen Jahren in Afghanistan, um den Menschen zu helfen. Viele haben ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber nun aus dem Land geholt. Sie fürchten nämlich, dass sie dort wegen der Taliban nicht mehr in Sicherheit arbeiten können. Diejenigen, die geblieben sind, haben nicht genügend Medikamente und technische Geräte, um die zahlreichen Kranken zu versorgen. Und auch in den Krankenhäusern kann vielen Menschen nicht mehr ausreichend geholfen werden.

Bruch humanitärer Grundsätze in Afghanistan

Die Direktorin der UN-Frauenorganisation UN Women, Sima Bahous, sagte, das Arbeitsverbot von Frauen in NGOs stelle einen weiteren eklatanten Verstoß gegen die Rechte von Frauen und humanitäre Grundsätze dar.
Wir verurteilen dies aufs Schärfste ohne Vorbehalt. Dies ist unbarmherzige Frauenfeindlichkeit, ein heftiger Angriff auf Frauen, ihren Beitrag, ihre Freiheit und ihre Stimme.
Sima Bahous, UN Women
Das Wirtschaftsministerium in Kabul hatte seine am Samstag veröffentlichte Forderung nach Suspendierung der Mitarbeiterinnen damit begründet, dass sich die Frauen angeblich nicht ordentlich verschleierten und damit gegen Vorschriften in dem islamischen Land verstießen.
Quelle: dpa

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