: Bauernverband: Penny-Aktion ist Greenwashing

31.07.2023 | 21:53 Uhr
Viele Lebensmittel sind eigentlich zu billig. Der Discounter Penny macht mit einer Aktion darauf aufmerksam. Das sei Greenwashing auf Kosten von Bauern, sagt der Bauernverband.
Der Discounter Penny sorgt mit seiner Kampagne "Wahre Kosten" für Diskussionen.Quelle: PENNY Markt GmbH/obs
Die bei der Produktion vieler Lebensmittel entstehenden Umweltschäden finden im Preis keinen Niederschlag. Darauf macht in dieser Woche der Discounter Penny aufmerksam, indem er für neun seiner mehr als 3.000 Produkte die "wahren Preise" verlangt.
Umwelt- und Verbraucherschützer sehen in der vielbeachteten Aktion aber nur einen ersten Schritt und verlangen jetzt von Politik, Industrie und Handel weitergehende Maßnahmen. Der Bauernverband geht weiter und übt deutliche deutliche Kritik an der Aktion des Discounters.

Greenpeace: Supermarktketten sind in der Pflicht

Greenpeace lobte: "Die wahren Preise bei Penny machen anschaulich, dass viele Nahrungsmittel ohne Rücksicht auf Umwelt und Klima erzeugt werden." Doch reiche dies nicht aus.
Der Aktion im Supermarkt müssen endlich grundlegende Maßnahmen folgen. Die Supermarktketten sind dabei ebenso in der Pflicht wie die Bundesregierung.
Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace
Greenpeace schätzt die Umwelt- und Klimaschäden durch die Herstellung von Fleisch- und Milchprodukten in Deutschland auf rund sechs Milliarden Euro im Jahr.

Immer mehr Unternehmen werben mit "klimaneutralen" Produkten. Doch viele Angebote entpuppen sich als Mogelpackungen ohne Umweltnutzen. Klimaschutz per Etikett - was ist dran?

26.05.2023 | 17:00 min

Steuerung der Lebensmittel-Preise über Mehrwertsteuer?

Um dies zu ändern, plädiert die Organisation dafür, die Mehrwertsteuer auf pflanzliche Lebensmittel abzuschaffen. Parallel könne die Mehrwertsteuer auf Fleisch und Milchprodukte, deren Produktion wesentlich umweltbelastender sei als die von Obst und Gemüse, kräftig erhöht werden. So könne eine Änderung der Konsumgewohnheiten gefördert werden.
Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Bundesverband der Verbraucherzentralen forderten bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur, das Problem der verdeckten Umweltkosten bei der Lebensmittelproduktion müsse endlich konsequent angegangen werden.
"Wir halten es für notwendig, dass Produkte zu Preisen verkauft werden, die deutlich näher an ihrem "wahren Preis" liegen", erklärte der BUND. Dabei müsse jedoch zwingend ein sozialpolitischer Ausgleich für finanziell schwächer gestellte Menschen stattfinden, betonte der Verband.
Mehr Infos zum Thema Lebensmittel:

Verbraucherzentrale fordert umwelt- und tiergerechtere Produktion

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) sieht die Politik in der Pflicht: Sie müsse höhere gesetzliche Standards für eine umwelt- und tiergerechte Lebensmittelproduktion durchsetzen.
Brauchen wir Menschen Fleisch für eine ausgewogene Ernährung?

Unsere Vorfahren waren überwiegend Fruchtfresser. Heute isst der Deutsche etwa 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Viel zu viel, finden Kritiker.

01.03.2021 | 01:29 min
Gleichzeitig müsse es ihr aber gelingen, die Preissteigerungen bei Lebensmitteln für die Menschen finanziell abzufedern.
Geeignete Maßnahmen dazu wären eine Mehrwertsteuersenkung für Obst und Gemüse und eine hochwertige und kostenlose Kita- und Schulverpflegung.
Sabrina Göddertz, VZBV-Lebensmittelexpertin

Kritik an Aktion: "Greenwashing" und "PR-Gag"

Penny will mit der "Wahre Preise"-Aktion nach eigenen Angaben mehr Bewusstsein für die Umweltbelastungen durch die Lebensmittelproduktion schaffen. Doch gibt es auch Kritik an der Aktion. Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, urteilte:
Die Penny-Aktion zu 'wahren Kosten' ist vor allem ein auf Kosten der Bauern ausgetragenes Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert.
Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sprach von einem reinen PR-Gag. Während Penny für gerade einmal neun seiner Produkte die "wahren Preise" verlange, drücke der Discounter gleichzeitig die Preise für etliche andere klima- und umweltschädliche Lebensmittel wie Fleisch aufs Minimum.
Die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Stefanie Sabet, warnte, eine Verteuerung der Lebensmittel im Sinne der Nachhaltigkeit dürfe nicht zu einer Sozialauswahl an der Kasse führen. Deshalb sei in der Debatte um "wahre Preise" eine gemeinsame Lösung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erforderlich.
Quelle: dpa

Themen

Mehr zum Thema Nachhaltigkeit