: Mit Flip-Flops oder barfuß am Steuer?

von Karen Grass
07.08.2024 | 06:15 Uhr
Wenn es draußen heiß ist, ist die Versuchung groß, sich in Flip-Flops oder gar barfuß ans Steuer zu setzen. Warum das keine gute Idee ist und wie Sie wirklich sicher fahren.
Das Autofahren mit Flip-Flops birgt Gefahren, da man an den Pedalen hängen bleiben oder abrutschen kann. Festes Schuhwerk ist empfehlenswert.Quelle: imago/teutopress
Bullenhitze, die Luft steht, die Haut sehnt sich nach einer Brise und möglichst wenig Textil. Sich jetzt zum Autofahren auch noch in die Sneaker zu zwängen, mag dem einen oder anderen ziemlich lästig erscheinen. Geht es auch mit den offenen Sandalen, vielleicht sogar barfuß?

Warum fester Halt beim Fahren entscheidend ist

"Beim Fahren brauche ich festen Halt und eine gute Kraftübertragung auf die Pedale, um im Notfall schnell reagieren zu können", sagt der ADAC-Rechtsexperte Alexander Schnaars. "Das habe ich in Flip-Flops, lockeren Sandalen oder barfuß nicht." Die Füße können abrutschen, die Unfallgefahr steigt.
Man denkt gern: 'Das passt schon, es wird doch nichts passieren.' Aber tatsächlich ist das ziemlich riskant.
Alexander Schnaars, Sprecher für Rechtsthemen beim ADAC

Diese Schuhe sind ungeeignet zum Autofahren

Ein Praxistest des Österreichischen Auto-, Motorrad- und Touring-Clubs (ÖAMTC) hat tatsächlich gezeigt: Bloße Füße und lose sitzende Sandalen erschweren eine Notbremsung erheblich, da der nötige schnelle Druck auf die Pedale nicht gelingt.
Problematisch sind demnach außerdem High Heels zum Beispiel für die Fahrt zur abendlichen Party. Denn die Füße haben darin eine eher starre Haltung, die das Gefühl für den Pedalwiderstand einschränkt. Eine "dosierte, sanfte Zielbremsung" sei damit kaum möglich, so das Fazit des ÖAMTC.
Aber auch breite, klobige Schuhe wie etwa Wanderstiefel sind laut Alexander Schnaars nicht ideal: "Es kann passieren, dass man damit aus Versehen zwei Pedale trifft und zum Beispiel statt zu bremsen sogar noch beschleunigt."
Die beste Schuhwahl laut Test: "Der klassische Sneaker, also Sportschuhe ohne viele Schnörkel."

Darauf können Sie bei der Schuhwahl achten

  • Sie sollten mit den Schuhen möglichst rutschfest auf den Pedalen Halt finden.
  • Die Schuhe sollten eine gute Kraftübertragung zwischen Pedalen und Fuß gewährleisten.
  • Vermeiden Sie Schuhwerk, das an Pedalen oder Verkleidung hängen bleiben kann, etwa durch Rüschen oder Schleifen.
  • Die Schuhe sollten nicht zu breit sein, um das Touchieren mehrerer Pedale zu vermeiden.

Rechtliche Konsequenzen im Falle eines Unfalls

Gesetzlich verboten sind Sommerlatschen, High Heels oder bloße Füße am Steuer nicht, das richtige Schuhwerk liegt in der Eigenverantwortung jedes und jeder Einzelnen. Aber was, wenn man die falsche Wahl trifft und etwas passiert?
Wenn ich einen Unfall verursache, weil ich zum Beispiel vom Pedal abgerutscht bin, dann bin ich versicherungsrechtlich in der Haftung.
Alexander Schnaars, ADAC-Rechtsexperte
Hinzu kann - je nach entstandenem Schaden oder Beeinträchtigung anderer Personen - laut Rechtsprechung auch noch ein Bußgeld oder eine Strafe vom Staat kommen. Nämlich dafür, dass der Fahrer oder die Fahrerin ihre Sorgfaltspflicht am Steuer verletzt hat.

Ungeeignetes Schuhwerk kann zu Mithaftung führen

Aber: Auch wenn eigentlich der Unfallgegner einen Fehler gemacht hat, kann ungeeignetes Schuhwerk zum Problem werden. Etwa wenn der Unfallgegner die Vorfahrt genommen hat und man selbst nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte.
Wenn die Polizei oder Zeugen an der Unfallstelle meine Flip-Flops oder bloßen Füße sehen, dann kann daraus unter bestimmten Umständen eine Mithaftung abgeleitet werden.
Alexander Schnaars, Sprecher für Rechtsthemen beim ADAC
"Denn es könnte etwa unterstellt werden, dass ich mit festen Schuhen eine Notbremsung geschafft und Schaden hätte abwenden können," sagt Schnaars mit Blick auf entsprechende Fälle aus der Praxis. Dann könnten die losen Schuhe als Fahrlässigkeit ausgelegt werden. Heißt: Auch die eigene Versicherung könnte nach dem Schaden die Schadenfreiheitskasse herabstufen und die Versicherungsbeiträge anheben.

KFZ-Versicherungen werden abgeschlossen, um gegen Schäden am Auto und gegenüber anderen abgesichert zu sein. Was aber tun, wenn die Versicherung in einem solchen Fall nicht zahlt?

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Vollkasko kann Versicherungsleistung kürzen

Und noch etwas spricht dagegen, das Risiko luftiger Schuhe zuungunsten der Fahrsicherheit einzugehen: "Einige Versicherer weigern sich dann gegebenenfalls trotz Vollkaskoversicherung, den Schaden am eigenen Fahrzeug vollständig zu regulieren", sagt Alexander Schnaars. Auch manche Versicherungen weisen auf ihrer Website darauf hin, dass bei ungeeignetem Schuhwerk eine Kürzung der Versicherungsleistung denkbar sei.
Fazit: "Es ist dringend davon abzuraten, nur aus Bequemlichkeit oder modischen Gesichtspunkten auf sichere Schuhe am Steuer zu verzichten", sagt Alexander Schnaars.
Karen Grass ist Redakteurin des ZDF-Magazins WISO.

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Quelle: ZDF
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