: Voll schön - auch mit hohem BMI

von Annette Kanis
22.03.2023 | 13:45 Uhr
Die Deutschen bringen immer mehr Gewicht auf die Waage. Doch Menschen mit krankhaftem Übergewicht wünschen sich mehr Akzeptanz der Gesellschaft. Und setzen auf Body Positivity.
Wie bekommt man eine Bikini-Figur? Bikini anziehen und fertig.Quelle: picture alliance / Shotshop
Laufsteg-Models sind nicht die Norm. Die Körpermaße in der Durchschnittsbevölkerung liegen in weit höheren Bereichen. Plus Size, das heißt Übergröße, erobert langsam auch die Modewelt.
Wenn man korpulent ist, trägt man große Zelte, möglichst noch in schwarz und möglichst unauffällig. Das ist nicht mein Credo.
Stephanie Dahmann-Licata, zählt sich zu den Curvy-Frauen

Figurbetonte Mode trotz körperlicher Kurven

Stephanie Dahmann-Licata kann mit einschränkenden Vorstellungen von Mode für übergewichtige Menschen wenig anfangen. Die 47-Jährige zählt sich zu den Curvy-Frauen, wie sich kurvige Frauen nennen. Sie liebt Mode, Farben und Kombinationen und trägt gerne figurbetont. "Man sieht ja, dass ich dick bin, ob ich jetzt was Weites trage oder ob ich was Enges trage", sagt sie selbstbewusst.
Frauen hätten nicht alle Größe 36. Sie wünscht sich mehr Akzeptanz in der Gesellschaft und "dass es normal ist, dass jeder Mensch sein kann wie er möchte, dass er trotzdem gut aussehen kann."

Ausgefallene Outfits tragen bei zum guten Lebensgefühl von Stephanie Dahmann-Licata. Weil es in Geschäften nicht immer ihre großen Größen gibt, näht sie selbst und stöbert auf speziellen Second-Hand-Märkten für Plus-Size-Mode.

22.03.2023 | 05:32 min

Wann wird aus Übergewicht Adipositas?

Adipositas ist eine chronische Krankheit. Der Begriff bedeutet übersetzt starkes oder krankhaftes Übergewicht. Ein hoher Körperfettanteil ist typisch für Adipositas. Berechnet wird der BMI (Body-Mass-Index) aus dem Verhältnis des Körpergewichts in Kilogramm zu Körpergröße in Metern zum Quadrat.
Ein BMI von mehr als 25 gilt als Übergewicht. Ab einem BMI von 30 und mehr spricht man von Adipositas. Aber: Ein hoher BMI kann auch durch Muskelmasse entstehen. Daher wird außerdem die Fettverteilung im Körper betrachtet, um Gesundheitsrisiken zu benennen.

Wie berechnet man den BMI?

BMI ist die Abkürzung für Body-Mass-Index, auf Deutsch: Körpermasseindex. Der BMI ist der Quotient aus Gewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2).

Beispielrechnung: Körpergröße 1,70 m, Körpergewicht 85 kg

85 : (1,7 x 1,7) = 29,41

Nach dieser Rechnung beträgt der BMI 29,41.

Helfen kann auch der BMI-Rechner der Deutschen Adipositas Gesellschaft.

Adipositas-Grade

Ab einem BMI von 30 gelten Menschen als adipös. Zusätzlich unterscheidet man noch nach verschiedenen Graden:

  • Adipositas Grad I: BMI zwischen 30 und 34,9
  • Adipositas Grad II: BMI zwischen 35 und 39,9
  • Adipositas Grad III: BMI ab 40

Risiken durch Adipositas

Stephanie hat außer zeitweisen Knieschmerzen keine Begleiterkrankungen. "Was Bluthochdruck angeht und andere Krankheiten, bin ich bisher verschont geblieben", so die 47-Jährige, die sich angesichts ihres Übergewichts bewusst ist, dass sie verstärkt auf ihre Gesundheit achten muss.
Denn: Adipositas ist laut WHO ein anerkanntes Krankheitsbild mit einem erhöhten Risiko für etliche Begleiterkrankungen. Dazu zählen u.a. Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Fettleber, Schlafapnoe und Arthrose. Außerdem steigt das Risiko für verschiedene Krebsformen wie Brust- und Darmkrebs.

Wie verbreitet ist Übergewicht?

Die Deutschen werden immer schwerer. 53 Prozent der Frauen in Deutschland sind übergewichtig, 67 Prozent der Männer. Ein Viertel der Erwachsenen hat einen BMI von mehr als 30 und gilt damit als adipös. Der häufige Verzehr energiedichter Lebensmittel sowie zuckergesüßter Getränke trägt ebenso zum Übergewicht bei wie eine zu geringe körperliche Aktivität sowie genetische und psychologische Faktoren.
Negative Kommentare und gesellschaftliche Diskriminierung von Menschen mit Adipositas sind in westlichen Nationen weit verbreitet.
Eine Abwertung von Menschen mit Adipositas konnte in populationsbasierten Untersuchungen auch für Deutschland gezeigt werden.
Deutsche Adipositas Gesellschaft

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Mit Body Positivity gegen Stigmatisierung

Faulheit, Willensschwäche, Disziplinlosigkeit seien allein verantwortlich für ihr Gewicht, so gängige Überzeugungen. Auch Curvy-Frau Stephanie kennt das: "Dann hat man sicherlich auch viel mit Vorurteilen zu kämpfen", sagt sie. Sie findet die "Body Positivity"-Bewegung gut.
Die Welt ist bunt und das ist auch bei den Menschen so, jeder und jede kann schön sein.
Stephanie Dahmann-Licata

Was ist Body Positivity?

Körperakzeptanz und Selbstliebe stehen hinter der Body-Positivity-Bewegung. Besonders durch Social Media bekommt sie mehr Reichweite. Dabei steht eine positive Einstellung zum Körper im Vordergrund, auch die Abschaffung unrealistischer und diskriminierender Schönheitsideale. Befürworter*innen sehen dadurch eine Stärkung der mentalen Gesundheit von übergewichtigen Menschen. Kritik an der Bewegung bezieht sich auf eine Verharmlosung der gesundheitlichen Risiken von Übergewicht.

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