: Wie man Kindern die Diagnose Krebs erklärt

von Andreas Kürten
04.02.2024 | 16:02 Uhr
Täglich erhalten Hunderte Erwachsene die Diagnose Krebs. Viele von ihnen sind Mütter oder Väter. Für sie stellt sich dann die Frage: Wie sage ich es am besten meinem Kind?

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Etwa 200.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland werden jährlich mit der Krebsdiagnose eines Elternteils konfrontiert. Auch für sie ist das eine große Herausforderung.
Experten empfehlen, nur so viele Informationen zur Krankheit zu vermitteln, wie Kinder verstehen und verarbeiten können. Entscheidend ist hier vor allem das Alter. Eltern sollten zudem auf ihre Intuition, ihr Bauchgefühl vertrauen. In Familien mit mehreren Kindern unterschiedlichen Alters sollten alle zusammen die Grundinformationen bekommen, rät Katrin Willig, Psychoonkologin an der Universitätsklinik Heidelberg:
Es ist wichtig, dass da keine Unterschiede entstehen, weil das ja auch eine Belastung sein kann. Ich weiß das jetzt. Mein Bruder weiß das nicht!
Katrin Willig, Psychoonkologin an der Universitätsklinik Heidelberg

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Worauf es in Gesprächen mit Kindern ankommt

Eltern sollten Kindern gegenüber nichts beschönigen und nichts erfinden, was im ersten Moment hilfreich erscheint. Die Krankheit sollte altersgerecht thematisiert werden.
Schon bei kleinen Kindern empfehlen Experten, das Wort Krebs zu verwenden. Grundsätzlich sind Ehrlichkeit, Ruhe und Geduld im Umgang mit den Kindern wichtig. Außerdem sollte erwähnt werden, dass niemand an der Erkrankung schuld ist, damit Kinder kein Schuldgefühl entwickeln.
Auf Gespräche über die Erkrankung sollten sich Eltern in Ruhe vorbereiten. Gut ist es, wenn sie dafür eine möglichst entspannte Atmosphäre schaffen und den Kindern genügend Zeit für Fragen einräumen.

Was im Umgang mit der Diagnose hilft

  • Krankheit einordnen: Krebs ist keine ansteckende Krankheit.
  • Kinder informieren: Zeitnah erklären, dass etwas anders ist als gewohnt.
  • Druck nehmen: Nicht alles muss auf einmal gesagt werden.
  • Gefühle und Fragen zulassen: Kinder müssen sich sicher fühlen, anlehnen und nachfragen können.

Wie man Kindern die Krebserkrankung erklärt

Die Krebstherapie von Vater oder Mutter ist für Kinder meist mit bedrückenden Fragen verbunden. Sie sollten offen und möglichst genau beantwortet werden. Das betrifft Art und Dauer der Behandlung, etwa Operationen oder Chemotherapie. Auch Begleiterscheinungen wie Haarausfall sollten Kindern erklärt werden.
Fotos oder Besuche helfen ihnen, sich ein Bild von der Umgebung auf Station zu machen. Was laut Psychoonkologin Willig für die Kinder zu folgenden Gedanken führen kann: "Aha! Da bist du jetzt. Und da sind Leute, die kümmern sich um dich. Das heißt: Ich kann dich dort sein lassen. Du bist versorgt!" Kinder könnten so die Lage des Elternteils besser nachvollziehen und die Therapie verstehen, sagt Katrin Willig.

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Bedürfnisse und Alltag der Kinder wichtig

Für Kinder und Jugendliche ist ein geregelter Alltag wichtig. Erst recht in Phasen der Therapie, wenn das betroffene Elternteil nicht da ist. Dazu gehört der gewohnte Gang in Kindergarten oder Schule ebenso wie ein vertrautes Umfeld. Dies sollte über die Krankheit informiert sein. Ehepartner, Verwandte oder Freunde können zu wichtigen Ansprechpartnern für die Kinder werden. Bei älteren Jugendlichen sollten Unsicherheiten und Zukunftsängste angesprochen und abgebaut werden.
Spaß bei Hobbys und mit Freunden sollte den Kindern erhalten bleiben. Sie brauchen aber genauso die Möglichkeit für Trauer, Wut und Ängste. Krebskranke Erwachsene müssen sich in Phasen körperlicher Verschlechterung Ruhepausen gönnen und Hilfspersonen einbeziehen.

Mit Kindern über den Tod sprechen

Der Umgang mit dem möglichen Tod ist für alle der schwierigste Aspekt bei einer Krebserkrankung. Hier sollten Eltern keine falschen Versprechungen machen, Trauer zulassen und das Thema Tod klar benennen. Fragen dazu sind nicht immer leicht zu beantworten. "Ich kann nur das bewältigen, was benannt, besprechbar ist. Und wo wir dann auch irgendwie gucken können, wie wir damit klarkommen", erklärt Katrin Willig, die auch für die Beratungsstelle ANKKER in Heidelberg tätig ist.
Wichtig ist auch, alle Fragen des Kindes ernst zu nehmen zum Thema Tod!
Katrin Willig, Psychoonkologin

Was man im Umgang mit dem Tod beachten sollte

  • Kindern einen bewussten Abschied ermöglichen und fragen, ob sie das Elternteil noch einmal sehen möchten.
  • Finanzen sollten rechtzeitig und so gut wie möglich auch mit Blick auf die Kinder geregelt werden.
  • Kinder bei der Beerdigung mit einbeziehen. Teilnahme offenlassen beziehungsweise die Kinder entscheiden lassen.

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Wo Kinder und Eltern Hilfe finden

In Deutschland gibt es etwa 100 Beratungsstellen für krebskranke Eltern und ihre Kinder. Sie unterstützen im Umgang mit der Krankheit. Psychologen, Psychoonkologen und Pädagogen helfen, Fragen altersgerecht zu beantworten und Ängste mit der Familie zu bewältigen. Neben Gesprächen gibt es therapeutische Angebote wie Malen, Spielen oder Musizieren, um Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

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