: Wie die Psyche im Winter leidet

13.01.2024 | 10:28 Uhr
Licht hat einen starken Einfluss auf die Laune. Wird es im Winter seltener hell, sinkt oft auch der Antrieb. Ab wann es sinnvoll ist, einen Arzt oder eine Ärztin zu kontaktieren.
Eine Herbst-Winter-Depression tritt mindestens zwei Jahre in Folge in den Wintermonaten auf. Dabei kann sich diese in einer melancholischen und traurigen Stimmung äußern.Quelle: dpa
Wintertief und Winterblues sind Synonyme für ein Phänomen, das viele Menschen betrifft. "Trübes Wetter und dunkle, verregnete Herbstnachmittage oder auch Wintertage schlagen bei vielen Menschen auf die Stimmung", erklärt die Psychologin und Geschäftsführerin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention, Ines Keita.
Rund ums Neujahr kann man auch nachdenklicher und melancholischer werden. "Das versteht man unter einem Wintertief oder einem Winterblues - und das ist vollkommen normal." Im Gegensatz zu einer Depression bedarf es hier keiner Behandlung, sagt Keita.

Rund fünf Millionen Deutsche leiden an Depressionen, einige mit akuten Suizidgedanken. Umso wichtiger ist schnelle Hilfe. Doch die Wartezeiten sind oft lang. Die Pandemie hat das Problem noch verstärkt.

09.11.2022 | 02:00 min

Winterblues braucht keine Therapie

Menschen, die einen Winterblues erleben, empfinden laut Keita generell noch Freude. Bleibt die aus, ist Vorsicht geboten. Denn eine Depression ist, anders als ein Winterblues, eine behandlungsdürftige Erkrankung.

Im November fehlt uns Licht, es kommen Stimmungstiefs. Was sind normale Schwankungen, wann ist die Seele krank? Psychologe Leon Windscheid hilft, die Unterschiede zu verstehen.

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Dass es sich um mehr als ein Wintertief handelt, kann man etwa auch daran merken, dass die Laune und das Interesse an Aktivitäten dauerhaft gedrückt sind. Betroffene fühlen sich oft "innerlich wie abgestorben".
"Wenn solche Symptome und noch weitere wiederholt nur in den Wintermonaten auftreten und das über mindestens zwei Jahre in Folge, dann sprechen wir von einer saisonal abhängigen Depression (SAD)", sagt Keita.
Die wird auch Herbst-Winter-Depression genannt.
Dr. Ines Keita, Psychologin und Geschäftsführerin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention

Was sind Symptome für Depressionen?

Hauptsymptome:

  • Verlust von Freude oder Interesse
  • gedrückte, depressive Stimmung

Nebensymptome:

  • verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  • deutlich verlangsamte Bewegung und Sprache
  • Appetitstörungen
  • Schlafstörungen
  • Antriebsmangel und erhöhte Müdigkeit
  • Hoffnungslosigkeit
  • Innere Unruhe
  • Schuldgefühle und vermindertes Selbstwertgefühl
  • Suizidgedanken/Suizidhandlungen

Hinweis auf Depressionen:

Mehr als zwei Wochen lang mindestens fünf Symptome, davon mindestens ein Hauptsymptom.

Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Wie unterscheiden sich Winterdepression und Winterblues?

Die Symptome des Winterblues und der Winterdepression sind sich grundsätzlich sehr ähnlich. Bei beiden sind der Appetit gesteigert und das Schlafbedürfnis höher. Unterschiedlich sind dagegen die Symptome einer Depression. Hierbei sind Schlafstörung und Appetitverlust sehr häufig.

Jeder Fünfte erkrankt an Depression

Insgesamt erkranken in Deutschland laut Depressionshilfe jährlich rund 5,3 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Statistisch betrachtet erkrankt jeder Fünfte einmal im Leben an einer Depression - Frauen doppelt so häufig wie Männer. Auch Kinder und ältere Menschen können betroffen sein. Das Spektrum reicht von leichten, saisonal auftretenden Depressionen bis hin zu schweren Depressionen, die von Hoffnungslosigkeit und Suizidalität begleitet sein können.

Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention

Lichttherapie kann helfen

Die Ursachen für eine saisonal abhängige Depression sind noch nicht vollständig erforscht. Lichtverhältnisse spielen wohl eine große Rolle. Auch eine längere Zeit im Bett kann möglicherweise die Entstehung fördern.

Depressionen sind ein oft verschwiegenes Thema. Mit Ausflügen unter dem Motto "mit offenem Visier gegen die Depression" will Dieter Schneider das ändern und Aufmerksamkeit wecken.

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Das kann man tun, wenn an einer Herbst-Winter-Depression leidet:
  • Bewegung: Ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft hilft. Bewegung und Tageslicht tun gut.
  • Pläne schmieden: In stabilen Phasen überlegen: Was tut mir gut? Diese Dinge dann vorab planen.
  • Schlaf: Mehr Schlaf kann die Stimmung verschlechtern und noch mehr Müdigkeit auslösen. Reguläre Bettzeiten sollten im Winter beibehalten werden.
  • Lichttherapie: Auch eine spezielle Lampe kann bei einer Herbst-Winter-Depression helfen. Damit kann man schon präventiv beginnen, wenn der Sommer sich dem Ende zu neigt.

Forscher arbeiten derzeit daran, mithilfe von Magnetimpulsen neue Therapien gegen Depressionen zu entwickeln.

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Wichtig ist immer, egal ob Depression oder Winterblues: Man sollte raus an die frische Luft! Mediziner empfehlen, vor allem in den Morgen- und Mittagsstunden möglichst viel Licht einzufangen. Selbst ein bedeckter Himmel hat eine ausreichende Beleuchtungsstärke, um Effekte auf die Stimmung zu haben, bestärkt Keita.

Hilft das Solarium gegen Winterblues?

Wärme kann manchen Menschen generell guttun und einen positiven Effekt haben. Einfach mal Wärme statt Wollpullikratzen auf der nackten Haut spüren. "Aber im Hinblick auf den Winterblues oder eine Herbst-Winter-Depression ist die Sonnenbank keine Empfehlung. Da geht es tatsächlich um Tageslicht draußen oder eben das Licht einer therapeutischen Lampe in einer bestimmten Intensität", erklärt Psychologin Ines Keita.

Depression muss behandelt werden

Eine Depression ist eine eigenständige Erkrankung, die behandelt werden muss. Egal ob Herbst-Winter-Depression oder eine saisonal unabhängige Depression.
Dr. Ines Keita, Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention
Wenn man zunehmend unter der eigenen Stimmung leidet, man sich selbst nicht wiedererkennt, andauernd sehr erschöpft oder getrieben, schlicht hoffnungslos ist, sollte man das ärztlich abklären lassen, rät das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Bei Depressionen bedarf es psychotherapeutischer und eventuell auch medikamentöser Behandlung.
Erste Anlaufstelle bei einem Verdacht auf eine Depression ist der Hausarzt oder die Hausärztin. Medizinische Fachärzte, wie Psychiater oder psychologische Psychotherapeuten, können auch direkt angefragt werden.
Über die deutschlandweite Notfallnummer 116 117 kann man Hilfe bei der Terminvereinbarung bekommen. Hilfe und Beratung sollte es auch bei den sozialpsychiatrischen Diensten der Gesundheitsämter geben. Für Kinder und Jugendliche gibt es seit 2023 ein eigenes Infoportal.
Quelle: dpa-Custom Content

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