: Steckt ein Selbstständiger in mir?

von Klaus Weber
14.11.2023 | 15:24 Uhr
Nicht mal ein Prozent der Erwerbspersonen in Deutschland wagt jedes Jahr den Schritt in die Selbständigkeit. Welche Faktoren helfen können, damit die eigene Firma erfolgreich wird.

Immer weniger Menschen wagen den Schritt in die Selbständigkeit. Wir zeigen zwei Start-ups, deren Mut mit Erfolg belohnt wurde.

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Viele stellen sich das ja so vor: Einsam und allein sitzt man in seiner Garage oder stillen Kämmerlein. Getrieben von Unternehmergeist. Im Kopf eine bahnbrechende Idee. An dieser tüftelt man so lange genialisch herum, bis man freudig erregt "Heureka - Ich hab's gefunden" ruft. Ab dann stehen Investoren und Kunden Schlange. Gelder und Gewinne sprudeln nur so. Reichtum ist vorprogrammiert. Mehr Steve-Jobs- oder Bill-Gates-Klischee geht natürlich nicht und tatsächlich ist es in der Realität in den meisten Fällen völlig anders.
Aber was braucht man denn nun, um gute Voraussetzungen für sein eigenes Start-up zu haben? Alexander Kritikos, Direktor der Forschungsgruppe "Entrepreneurship" am DIW , untersucht die Gründerszene bereits seit langem. Erforscht sei, dass es "Eigenschaften gibt, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, ein Unternehmen zu gründen".

Netzwerk und Erfahrung sind für Gründer von Vorteil

Ein absolutes "Muss" sei aber nicht darunter. Jenseits von Persönlichkeitsmerkmalen gelte:
Je höher meine Qualifikation, desto besser die Voraussetzung, sich selbstständig zu machen.
Alexander Kritikos, Direktor der Forschungsgruppe "Entrepreneurship" am DIW
Neben einem guten Netzwerk und Zugang zu einer Finanzierung sei es auch von Vorteil, Arbeitserfahrungen in dem Bereich zu haben, in dem man sich selbstständig machen wolle. "Viele Gründer gründen in dem Bereich, in dem sie vorher abhängig beschäftigt waren", sagt Kritikos. Also scheint wohl beim Gründen häufiger das "Schuster-bleib-bei-deinen-Leisten-Prinzip" zu gelten.

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Familienvorbilder helfen

Auch selbstständige Vorbilder sind deshalb ein Faktor.
Familiäre Prägung hilft. Wenn ich mit selbstständigen Eltern aufwachse und der Alltag dadurch bestimmt ist, macht es das auch selbstverständlich, in dieser Erwerbsform zu leben.
Alexander Kritikos, Direktor der Forschungsgruppe "Entrepreneurship" am DIW
Zur Klarstellung und um potentielle Gründer*innen nun nicht zu entmutigen: Dies ist längst nicht der wichtigste Grund, um zu gründen. Es ist vielmehr ein Mix aus vielen Dingen.

Risikobereitschaft wichtig

Spezielle Persönlichkeitsmerkmale spielen auch für Alexander Kritikos eine ebenso zentrale Rolle. Insbesondere die Risikobereitschaft: "Man muss die Fähigkeit besitzen, risikotragende Entscheidungen zu treffen. Völlige Risikoaversion ist am Ende nicht von Erfolg gekrönt."
Daneben sieht Kritikos noch die internale Kontrollüberzeugung als notwendige Eigenschaft für Gründer an. "Es geht darum, mit seinen Entscheidungen die Geschicke seines Unternehmens zu lenken und an die Kraft dieser Entscheidungen zu glauben. Sonst legt man sich Entschuldigungen zurecht."

Big-Five-Faktoren fürs eigene Unternehmen

Kritikos benennt zusätzlich so genannte Big-Five-Faktoren, die zum eigenen Unternehmen führen. Dazu zählen:
  • Offenheit für Neues,
  • emotionale Stabilität,
  • die Fähigkeit zu produktivem Austausch mit Kunden und Mitarbeitern,
  • Gewissenhaftigkeit und
  • Kompromissfähigkeit.
Gewisse Dinge kann man sich in der mittleren Frist durchaus aneignen.
Manche Fähigkeiten lassen sich antrainieren, aber gewisse Eigenschaften, wie etwa die Risikobereitschaft, eher nicht.
Alexander Kritikos, Direktor der Forschungsgruppe "Entrepreneurship" am DIW

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Netzwerke-Vorteile bei mehreren Gründern

Doch auch fehlende Fähigkeiten müssen kein Hindernis darstellen. Die wenigsten haben alles im Blut. Die University of Sydney fand nämlich heraus, dass es den einen idealen Gründertyp nicht gibt.
Das bestätigt auch Alexander Kritikos mit seiner Forschung. Deshalb hätten Unternehmen mit drei oder mehr Gründern wegen ihrer unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale auch doppelt so hohe Erfolgsaussichten wie allein gegründete Start-ups. Also: Beim Gründen am besten gesellig sein und sich mit anderen zusammentun. Vorher sollte man allerdings genau ergründen, welcher Gründertyp man selbst ist.
Klaus Weber ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.

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