: Warum die Ticketpreise bei Konzerten steigen

von Anjuli Damen
18.07.2024 | 06:42 Uhr
Wenn die großen Stars auf Tour gehen, ist der Kampf um die Tickets vorprogrammiert – und das trotz teurer Ticketpreise. Ein Grund: Die Dominanz der Ticketverkäufer.

Rekordumsätze, ausverkaufte Stadien – der Markt für Konzerttickets von großen Stars boomt. Gleichwohl mussten zuletzt viele Clubs schließen, kleine Acts Touren absagen. Rauben große Player den kleinen die Chancen?

15.07.2024 | 16:44 min
Egal ob Taylor Swift, Adele oder Beyoncé - wenn die Pop-Giganten rufen, nehmen die Fans auch stundenlange virtuelle Warteschlangen in Kauf. Hinzu kommen die steigenden Preise für Konzert- und Festivaltickets. Aufwendige Bühnenshows und Inflation sind eine Erklärung für die hohen Preise, aber nicht die ganze Wahrheit.

Teure Tickets: Wer die Preise bestimmt

Wer besonders schnell Konzerttickets ergattern möchte, kommt an den Ticket-Plattformen CTS Eventim und Ticketmaster kaum mehr vorbei. Während CTS Eventim ein Bremer Unternehmen ist, gehört Ticketmaster dem US-amerikanischen Konzern Live Nation Entertainment an. Beide Unternehmen dominieren hierzulande den Veranstaltungsmarkt, bestimmen jedoch nicht die Höhe der Ticketpreise.
Während Megastars wie zum Beispiel Taylor Swift einen größeren Einfluss auf die Ticketpreise haben, müssen sich kleinere Künstler*innen meist mit ihrem Management und dem Veranstaltungsunternehmen, das das Konzert organisiert, abstimmen. Auf diesen häufig bereits teuren Preis kommen dann noch verschiedene zusätzliche Gebühren der Online-Ticketverkäufer. Diese sind nicht unumstritten.

Was bedeutet die Sängerin Taylor Swift für ihre Fans, die sogenannten "Swifties"?

18.07.2024 | 10:48 min

Wie Eventim und Co. mit den Tickets verdienen

Neben den gängigen Systemgebühren schlagen die Plattformen in der Regel noch zehn Prozent Vorverkaufsgebühr auf den Grundpreis auf. Die Servicegebühr, die CTS Eventim ursprünglich für die "Ticketdirect"-Option verlangte, bei der man sein Ticket selbst zu Hause ausdrucken konnte, wurde 2018 vom Bundesgerichtshof für unzulässig erklärt.
Eine Entscheidung, die laut Verbraucherzentrale NRW weitreichende Konsequenzen haben könnte. "Das Urteil hat aus unserer Sicht grundsätzliche Bedeutung und betrifft marktweit auch weitere Anbieter, die pauschal Geld im Zusammenhang mit dem Selbstausdrucken von Eintrittskarten verlangen", erklärt Iwona Husemann, Rechtsexpertin von der Verbraucherzentrale NRW.

Umsatzstärkste Ticketverkäufer

Live Nation Entertainment und dessen Tochterfirma Ticketmaster dominieren den internationalen Musikmarkt. 2023 kamen sie auf einen Umsatz von 22,7 Milliarden US-Dollar. Mit einem Umsatz von fast 2,4 Milliarden Euro im selben Jahr ist CTS Eventim in Europa die einzige ernsthafte Konkurrenz für den US-amerikanischen Konzern.

Resale als lohnendes Geschäft

Auch der Resale-Markt, der sich insbesondere um Großveranstaltungen gebildet hat, lohnt sich für die Online-Ticketverkäufer. So verdient Ticketmaster beispielsweise am Wiederverkauf von Tickets über die eigene Plattform gleich zweimal, weil die ursprüngliche Servicegebühr beim Resale noch ein weiteres Mal erhoben wird. Auch CTS Eventim betreibt mit fanSALE mittlerweile eine eigene Resale-Plattform.

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Ticketverkäufer am gesamten Musikmarkt beteiligt

Die Dominanz der Onlinehändler hört längst nicht mehr beim bloßen Ticketverkauf auf. Da sie sich mittlerweile an den unterschiedlichsten Segmenten des Musikmarkts beteiligen, haben sie ein regelrechtes Oligopol aufgebaut. In Zusammenarbeit mit weltweiten Kooperationspartnern veranstalten sie mittlerweile selbst zahlreiche Konzerte und Musikfestivals.
CTS Eventim ist unter anderem an Rock am Ring und Rock im Park beteiligt. Außerdem betreibt das Bremer Unternehmen mittlerweile zahlreiche Event-Locations, darunter auch die Lanxess Arena in Köln und die Berliner Waldbühne. Da die Ticketverkäufer die Veranstaltungen, an denen sie selbst beteiligt sind, auch über eigene Plattformen bewerben können, sparen sie Marketingkosten ein.

Online-Ticketverkäufer im Visier der Justiz

Aufgrund ihres marktumgreifenden Geschäftsmodells geraten die Online-Ticketverkäufer immer wieder in das Fadenkreuz der Justiz. So untersagte das Bundeskartellamt CTS Eventim 2017 exklusive Vereinbarungen mit Veranstaltern und Vorverkaufsstellen zu treffen.
Im Mai 2024 hat die US-Regierung eine Kartelklage gegen den Konzertriesen Live Nation Entertainment und dessen Tochterfirma Ticketmaster eingereicht, da diese die Preise für Konzertkarten illegal in die Höhe getrieben haben sollen.

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