: Was man für eine Wandertour braucht

von Maurice Göbel und Susanne Gentsch
06.04.2023 | 11:21 Uhr
Das Angebot an Wanderzubehör ist groß. Doch was muss bei einer Wanderung wirklich mit? Worauf es bei Schuhen, Kleidung und Ausrüstung ankommt.
"Ein guter Schuh ist wichtiger als eine tolle Hose beim Wandern", sagt Outdoor-Expertin Claudia Wittenbreder. (Symbolbild)Quelle: dpa
Wandern liegt voll im Trend und ist auch bei Jüngeren immer beliebter. Gerade Tagestouren lassen sich spontan planen, sorgen für Abwechslung und überzeugen mit wunderschönen Routen.
Um gut gerüstet zu sein, rät Outdoor-Expertin Claudia Wittenbreder aus Bad Homburg:
Es ist wichtig, beim Kauf von Kleidung und Ausrüstung auf gute Qualität zu achten und nicht zum billigsten Teil zu greifen, damit die Produkte möglichst lange halten.
Claudia Wittenbreder, Outdoor-Expertin

Wie man die richtigen Wanderschuhe und Bekleidung findet. Outdoor-Expertin Claudia Wittenbreder erklärt, worauf es ankommt.

04.04.2023 | 04:35 min

Welche Kleidung eignet sich am besten?

Wanderkleidung sollte immer dem Grundsatz Funktionalität und Komfort vor Optik folgen. Außerdem gilt:
  • Zu enge Kleidung schränkt ein und ermöglicht keine isolierende Luftschicht.
  • Hosen aus elastischem Material bieten mehr Flexibilität.
  • Zipp-off-Hosen können dank abtrennbarer Hosenbeine auch kurz getragen werden.
Für eine atmungsaktive Kleidung ist ein Material-Mix zum Beispiel aus Merino-Wolle und Synthetik besser geeignet als reine Baumwolle, die Feuchtigkeit lange in den Fasern hält. Was unbedingt dazugehört: eine atmungsaktive, wasserdichte Regenjacke.
Beim Kauf sollte man auf die Angabe zur Wassersäule achten:

Was sagt die Wassersäule aus?

Quelle: dpa
Wassersäule ist eine Maßeinheit in Millimeter für Wasserbeständigkeit von Regenkleidung. Sie gibt an, wie viel Wasserdruck ein Material aushalten kann, bevor es durchlässig wird. Eine höhere Wassersäule bedeutet folglich auch eine höhere Wasserbeständigkeit. Angaben zur Wassersäule folgen den Prüfungen und Kategorien der EN 20811 oder ISO 811-Norm. Die meisten Hersteller teilen ihre Produkte in drei Kategorien ein.

bis 5.000 mm

Regenkleidung mit dieser Wassersäule hält leichtem Regen und Spritzwasser stand. Allerdings kann es bei starken Schauern und längerem Aufenthalt im Regen dazu kommen, dass die Kleidung durchlässig wird.

von 5.000 bis 10.000 mm

Regenkleidung dieser Klasse hält moderaten Regen und Nässe gut ab. So sind zum Beispiel auch Zeltböden mit einer Wassersäule von mindestens 5.000 mm klassifiziert.

über 10.000 mm

Regenkleidung mit einer Wassersäule über 10.000 mm ist besonders wasserbeständig und schützt auch bei starkem Regen. Sie sind für Outdoor-Aktivitäten geeignet, bei denen man längere Zeit im Nassen verbringt.
Um sich nicht nur vor Regen, sondern auch vor Sonneneinstrahlung zu schützen, rät Claudia Wittenbreder bei Wanderkleidung allgemein zu Kunstfasermaterial, denn:
Kunstfaser hat einen Lichtschutzfaktor eingebaut. Bei vielen Hosen und T-Shirts ist der Sonnenschutz so schon mit drin.
Claudia Wittenbreder, Outdoor-Expertin

Was macht gute Wanderschuhe aus?

Für Tagestouren auf ebenen Wegen eignen sich meistens schon feste Halbschuhe mit guter Sohle. Grundsätzlich gilt: "Ein guter Schuh ist wichtiger als eine tolle Hose beim Wandern. Schließlich tragen die Schuhe das Gewicht des ganzen Körpers", so die Outdoor-Expertin.
Tipp für die Wanderkleidung: Bei Socken zu Kunstfaser greifen, die transportiert Feuchtigkeit gut nach außen ab.Quelle: dpa
Will man quer durchs Gelände oder braucht man mehr Halt, können knöchelhohe Wanderschuhe hilfreich sein. Eine festere Sohle dämpft zwar Unebenheiten ab, schränkt jedoch auch die Flexibilität ein. Gute Wanderschuhe kosten etwa 150 bis 200 Euro. Ihre Sohle hält im Schnitt fünf bis acht Jahre. Statt neuer Schuhe kann gegebenenfalls kostengünstiger erneuert werden.

Tipps zum Kaufen von Wanderschuhen

  • Schuhe erst ab dem Nachmittag anprobieren, da die Füße im Laufe des Tages anschwellen.
  • Wanderschuhe am besten im Geschäft ausprobieren. In vielen Läden gibt es "Probewege", z.B. abfallende Ebenen und verschiedene Untergründe.
  • Schuhe im Alltag einlaufen, um Blasen zu vermeiden.
  • Je nach Gelände die Gummimischung der Sohle wählen, zum Beispiel harte Sohle bei unebenem Terrain.
  • Tipp: Modelle mit Keramikpartikel in der Sohle geben Halt auf glatten Flächen.
  • Bei Socken zu Kunstfaser greifen, die transportiert Feuchtigkeit gut nach außen ab. Sie sollten eng und faltenfrei anliegen. Das verhindert Blasenbildung.

Worauf kommt es beim Rucksack an?

Rucksäcke sollten so leicht wie möglich sein. Für eine Tagestour reichen schon Modelle mit einem Volumen von 15 bis 30 Litern. "Wenn jemand einen kurzen Rücken hat, muss auch der Rucksack eine kurze Rückenlehne haben. Da ist einfach wichtig, dass er einem nicht zum Beispiel auf dem Steißbein oder Po aufstößt", erklärt Outdoor-Expertin Wittenbreder.

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Die Trageriemen sollten besonders bei Frauen an der Brust vorbeigeführt werden. Die Schulterriemen so anpassen, dass ihr Ansatz etwa mittig an den Schulterblättern anliegt. Ein zusätzlicher Hüftgurt sorgt für ein stabileres Tragegefühl.
Faustregel: Das Gewicht des Rucksacks sollte zu rund 70 Prozent auf der Hüfte liegen, auf den Schultern nur zu etwa 30 Prozent, um den Rücken zu entlasten.

Worauf es bei Wanderstöcken ankommt

Um nicht nur den Rücken, sondern auch Knie- oder Fußgelenke zu schonen, können Erwachsene jeden Alters von Wanderstöcken profitieren. Sie sind auch bei Gelenkproblemen hilfreich. Doch Vorsicht: Nur richtig eingestellt sind Wanderstöcke eine echte Erleichterung. Benutzt man sie falsch, wird der Bewegungsapparat schnell zusätzlich oder falsch belastet. 

Beim Kauf ist darauf zu achten, dass die Stöcke höhenverstellbar sind und sich an die Körpergröße anpassen lassen. Als Faustregel gilt: Beim Halten der Stöcke sollten die Arme im 90 Grad Winkel zum Körper angewinkelt sein. Wandert man bergauf, drückt man sich auf den Stöcken nach oben. Beim Bergabwandern wird das Gewicht auf die Stöcke übertragen, um Druck von den Knien zu nehmen.

Was gehört in den Wanderrucksack?

Diese Dinge sollten auch bei einer Tagestour mitgenommen werden:
  • Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke
  • Mobiltelefon und Powerbank
  • Karte, außerdem Kompass und ggf. Höhenmesser
  • Sonnencreme, Kopfbedeckung und Sonnenbrille
  • Blasenpflaster und ggf. täglich benötigte Medikamente
  • mind. 1,5 Liter Wasser pro Person sowie ausreichend Verpflegung
  • Taschenmesser, Müllbeutel und Taschenlampe
  • Regenjacke
Mindestens 1,5 Liter Wasser pro Person sowie eine gelungene Brotzeit sollten auf eine Tagestour mitgenommen werden. (Symbolbild)Quelle: dpa

Die richtige Verpflegung

Neben der richtigen Ausrüstung und Kleidung sollten Wanderer bei längeren Tagestouren auf eine gute Verpflegung achten. Sie trägt dazu bei, Kraft und Ausdauer beim Wandern zu erhalten. Auf seiner Webseite gibt der Deutsche Wanderverband Tipps für eine gelungene Brotzeit zwischendurch:

Trinken

Quelle: dpa
  • Prinzipiell genügend Flüssigkeit einpacken, mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Person. 
  • Wasser, ungesüßte Tees und Saftschorlen sind geeignete Durstlöscher, süße Softdrinks hingegen nicht geeignet. 
  • Alkohol ist bei Wanderungen tabu, da er die Unfallgefahr steigert. 

Essen

Quelle: Imago/Westend 61
  • Während dem Wandern nur kleine, gutverdauliche Mahlzeiten einnehmen. Schwere und deftige Speisen sollten erst nach der Wanderung gegessen werden. 
  • Sinnvoll für unterwegs: ballaststoff- und vitaminreiche Snacks
  • Empfohlen werden belegte Vollkornbrote, wasserreiches Gemüse und Obst wie Salatgurken, Paprika oder Äpfel. Bananen liefern schnell Energie. 

Quelle: Deutscher Wanderverband 

Was sollte man beim Wandern mit Kindern beachten?

Beim Wandern mit Kindern sollten regelmäßig Pausen eingelegt werden. Grundsätzlich sollte die Länge der Touren an das Alter angepasst sein und besonders auf Sonnenschutz und Trinken geachtet werden.
Wandern mit der Familie: Schuhe für Kinder sollten flexibel sein. (Symbolbild)Quelle: Colourbox
Rucksäcke sollten mit vier bis fünf Kilo nicht zu schwer sein. Schuhe für Kinder sollten flexibel sein. Sie benötigen noch nicht die starre, feste Stabilität eines Wanderschuhs. Das würde unter anderem die Bewegungsfreiheit ihrer Füße einschränken.

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