Kommentar

: DFL-Deal geplatzt: Ist Geld doch nicht alles?

von Nils Kaben
21.02.2024 | 21:42 Uhr
Der geplante Investoren-Deal in der Bundesliga ist geplatzt. Wer hätte das gedacht, die Deutsche Fußball Liga knickt ein! Ein Kommentar.
Die Fan-Proteste in den Stadien wie hier bei Darmstadt gegen Stuttgart zeigten Wirkung.Quelle: imago
Spieltag für Spieltag das ganze Chaos. Dazu die Schadenfreude, all die Häme und der Umstand, dass mancher Beobachter mehr gespannt darauf war, wie die Fanszenen denn nun diesmal die Spiele zu unterbrechen gedenken, als auf die eigentlichen Kicks, haben den Ausschlag gegeben.
Tennisbälle und Spielzeugautos gegen das große Geld. Und hinzu kam die handfeste Angst, sich anschließend auch noch juristisch bis auf die Knochen zu blamieren. Warum?

Nach heftigen Fanprotesten beendet die Deutsche Fußball Liga die Gespräche über den Einstieg eines Investors.

21.02.2024 | 01:50 min

Martin Kind hört offenbar schlecht

Die unumstößliche 50+1-Regel soll den Einfluss der Mitglieder der Vereine sichern. Deshalb sind die Vertreter der ausgegliederten Profiabteilungen angewiesen, sich bei Abstimmungen so zu verhalten, wie es der Verein beschlossen hat. Diese Regel hat Martin Kind bei der Stimmangabe für Hannover 96 vermutlich missachtet.
Die meisten anderen der 36 Profivereine haben sich öffentlich zu ihrem Abstimmungsverhalten bekannt. Bleibt nur der logische Schluss, dass Kind anders als es ihm aufgetragen war, doch mit "Ja" zur frischen Milliarde gestimmt haben muss.
Damit wäre ein Grundsatz der DFL missachtet und der Klageweg offen. Gleiches hätte auch für eine neuerliche Abstimmung gegolten, denn wer wollte vorher die erste rechtlich für ungültig erklären?

Andreas Rettig äußerte Verständnis für die Fanproteste.

18.02.2024 | 29:59 min

Milliardenschweres Rechenbeispiel

Machen wir uns doch mal die Mühe und rechnen: Eine Milliarde gibt's für 20 Jahre. Aber alles auf einmal. Das sind über die Laufzeit gesehen 50 Millionen im Jahr.
Dafür bekommt der Investor, den wir hier mal Kreditgeber nennen, acht Prozent der Medienerlöse jedes Jahr. Die liegen bei ca. 1,1 Milliarden - allerdings auch pro Jahr, also mal 20!

760 Millionen Euro Mehrerlös für Investor

Davon acht Prozent sind 88 Millionen per annum, die zurück an den Kreditgeber geflossen wären; der Mehrerlös nach 20 Jahren läge bei 760 Millionen.
Ein Bankdarlehen für 4,5 Prozent Zinsen beispielsweise wäre auch teuer, würde aber mit ca. 530 Millionen Euro Zinsen nach 20 Jahren deutlich günstiger ausfallen.

Thomas Kessen, Sprecher des Fan-Dachverbandes "Unsere Kurve", über den gestoppten Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga.

21.02.2024 | 05:57 min

Mangelnde Transparenz bei DFL und Klubs

Die Frage stellt sich, wie teuer darf ein solches Darlehen werden. Und warum sollte ein Investor nicht darauf drängen, dass seine Erlöse steigen - zum Beispiel durch bessere Auslandsvermarktung, also noch mehr Anstoßzeiten, Spiele im Ausland und so weiter.
Das Rechenbeispiel hätte die DFL mit ihren Mitgliedern, den 36 Profivereinen der 1. und 2. Bundesliga diskutieren können. Und die wiederum mit ihren Mitgliedern, wozu viele Fans gehören.

ZDF-Reporter Markus Harm bewertet das Aus für den Investoren-Deal bei der DFL.

21.02.2024 | 01:43 min

Zuschauer nur Staffage?

Natürlich kann man sensible Finanzdeals nicht mit 1.000 Leuten debattieren. Aber fachkundige Vertreter der verschiedenen Ansichten zum Thema sollten sich in jedem Verein finden lassen.
Das Gefühl der Zuschauer, am Ende des Milliardenbetriebs Profifußball nur Staffage zu sein, trügt nicht. Die Pandemie hatte es ja schon bewiesen: Spiele ohne Zuschauer waren zwar stimmungslos, aber der Sport auf dem Platz hochattraktiv.

Zeichen des guten Willens

Die Eintrittsgelder sind kaum der Rede wert im Finanzplan der Platzhirsche. Dass die Liga trotzdem den Kopf einzieht, mag ein Zeichen des guten Willens sein.
So ganz will man es sich mit den Zuschauern doch nicht verderben. Wer weiß, welche Solidaritäten da sonst noch entstehen könnten. Wir leben schließlich in kippligen Zeiten gerade. Und dass sich plötzlich nicht mehr alles ums Geld dreht, glaubt eh schon lange keiner mehr.

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