: Die Gründe für Bayerns Blockade

von Maik Rosner
19.04.2023 | 06:35 Uhr
Vor dem Rückspiel gegen Manchester City besteht nach der 0:3-Niederlage im ersten Treffen wenig Hoffnung auf ein Weiterkommen des FC Bayern. Zu groß erscheinen die Probleme.
Zwei Sorgenkinder beim FC Bayern: Sadio Mané (l.) und Leroy Sané.Quelle: imago
Am Mittwoch wollen sie beim FC Bayern schaffen, was erst vier Teams in der seit 1992 bestehenden Champions League gelungen ist. Realistisch betrachtet ist die Chance äußerst gering, dass die Münchner nach einem Drei-Tore-Rückstand durch ihr 0:3 im Viertelfinal-Hinspiel bei Manchester City noch weiterkommen. Zumal sie mit einigen Problemen kämpfen. Ein Überblick.

Nach der 0:3-Niederlage gegen Manchester City steht der FC Bayern in der Champions League vor dem Aus. ZDF-Reporter Thomas Skulski analysiert die Ausgangslage.

19.04.2023 | 03:00 min

Bayerns Flügelspieler ohne Kühle im Abschluss

Bald nach dem Abschied von Mittelstürmer Robert Lewandowski im Sommer 2022 stellte sich beim FC Bayern erstmals eine Blockade vorm Tor ein. Über Lewandowskis Kühle im Abschluss verfügen die vielen Flügelspieler im Kader nicht.
Erst als Eric Maxim Choupo-Moting im Herbst integriert wurde, lief es besser. Zuletzt fehlte die einzige Neun angeschlagen und damit den Angriffen die Zuspitzung. Immerhin: Der 34-Jährige ist wieder einsatzfähig.

Fehler in der Kaderkonstruktion

Dass kein Mittelstürmer verpflichtet wurde, gilt als größter Fehler in der Kaderkonstruktion. Zugute halten muss man Sportvorstand Hasan Salihamidzic, dass es Beispiele für funktionierende Mannschaften ohne Neun gab und gibt.
Für die Münchner gilt das nicht. Ihre drei besten Ligaschützen Jamal Musiala, Choupo-Moting und Serge Gnabry kommen zusammen auf 30 Saisontore. Lewandowski brachte es zum gleichen Zeitpunkt 2022 allein auf 31.

Fragwürdige Verpflichtungen

Der Versuch von Salihamidzic, Lewandowskis Abgang durch die Verpflichtung von Flügelstürmer Sadio Mané zu kompensieren, wurde zunächst gefeiert. Nun muss sich Salihamidzic anhören, er habe einen "Showtransfer" getätigt, wie das Fachblatt "kicker" urteilte.
Manés Bilanz ist mit elf Toren in allen Wettbewerben ausbaufähig. 2023 gelang ihm noch kein Treffer. Mindestens hinterfragt werden viele weitere Verpflichtungen. Daley Blind spielt keine Rolle. Ebenso verhält es sich mit Bouna Sarr, der bereits 2020 gekauft wurde und bis zum Vertragsende 2024 mehr als 20 Millionen Euro kosten wird.

Wiederholt individuelle Patzer

In den jüngsten vier Spielen gelangen den Bayern nur drei Tore, alle durch Verteidiger. Eines davon durch Dayot Upamecano, der jedoch - wie vorm 0:2 bei ManCity mit seinem Dribbling und Ballverlust als letzter Mann - in seinem Kernressort wiederholt mit Patzern auffällt.

Ein Traumtor, ein Abwehrschnitzer und ein Treffer von Torjäger Haaland: Bayern München verliert das Hinspiel bei Manchester City deutlich und steht in der Königsklasse vor dem Aus.

12.04.2023 | 02:59 min

Sommers Unsicherheiten

In die Kritik geraten ist auch Yann Sommer, der nachverpflichtete Ersatz des verletzten Stammtorwarts Manuel Neuer. Sommer zeigte mehrfach Unsicherheiten, ob mit dem Fuß oder bei Flanken. Letzteres liegt auch daran, dass Sommer mit 1,83 Metern recht klein ist. Zuweilen fehlen ihm Zentimeter, um Bälle abzuwehren. Zur Stabilisierung der verunsicherten Mannschaft kann er so nicht beitragen.

Riskanter Trainerwechsel verpufft

Nach dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel wirkt es, als wanke die Mannschaft erst recht. Auch das wird den Vorständen Oliver Kahn und Salihamidzic zur Last gelegt: Diese teure Korrektur ihrer ursprünglichen Fünf-Jahres-Strategie unmittelbar vor der entscheidenden Saisonphase vollzogen zu haben, in der die neuen Ansätze des neuen Trainers kaum geübt werden können.
Die Bilanz unter dem hochangesehenen Tuchel: Nach je zwei Siegen und Niederlagen sowie einem Remis ist der angestrebte Titel im DFB-Pokal futsch und der in der Champions League so gut wie. Auch der elfte Meistertitel in Serie scheint gefährdet.

Fehlende Führung durch Kahn und Salihamidzic

Die Kritik konzentriert sich nun auf Kahn und Salihamidzic, vorgeworfen wird ihnen fehlende Führungsstärke. "Wenn es oben in den Chefetagen nicht stimmt, kommt dies unweigerlich irgendwann auch unten in der Kabine und auf dem Platz an", befand der "kicker". In der "Bild" wurde geurteilt: "Kahn und Salihamidzic haben diese Saison vor die Wand gefahren." Es sei denn, es passiert noch ein Wunder.
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