: Warum Füllkrug für die DFB-Elf so wichtig ist

von Frank Hellmann
12.06.2023 | 04:23 Uhr
Im 1000. Länderspiel am Montag gegen die Ukraine geht es für die Nationalmannschaft auch darum, die Basis zurückzugewinnen. Werder-Torjäger Füllkrug spielt eine Schlüsselrolle.
Stürmer Niclas Füllkrug von Werder Bremen ist aus der Nationalmannschaft derzeit gar nicht wegzudenken.Quelle: dpa
Direkt gegenüber vom Bremer Hauptbahnhof sind die Plakate nicht zu übersehen, die mal im Zuge einer Imagekampagne entstanden. Da heißt es: "Mehr als ein Märchen: Weser. Werder. Weinkultur." Oder: "Mehr als ein Märchen: Boote. Bike it. Bremer Bier." Dass die Hansestadt tatsächlich mehr bietet als die märchenhaften Stadtmusikanten findet eigentlich jeder schnell heraus.
Allerbestes Stadtmarketing sind zudem große Fußballspiele, und da hat Bremen wirklich ein Riesenlos gezogen: die Jubiläumspartie der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine. Das 1000. Länderspiel der DFB-Geschichte findet am Montag (18:00 Uhr live im ZDF) im Weserstadion statt.

Flick will die beste Elf für die EM finden

Bundestrainer Hansi Flick brachte noch vom DFB-Campus in Frankfurt die Hoffnung an, dass 35.975 Zuschauer im ausverkauften Stadion "ein schönes und attraktives Fußballspiel" zu sehen bekommen. Und dann ist da noch der Gegner, bei dem der Krieg in den Köpfen allgegenwärtig ist. "Wir spielen natürlich gegen ein Land, das in einer ganz schwierigen Situation ist, das ist auch für uns ein Zeichen."
Trotzdem möchte der 58-Jährige fern der überlagerten Symbolik für den Frieden natürlich sportliche Erkenntnisse für die EM 2024 herausfiltern. "Jedes Länderspiel ist dafür da, dass wir die Elf finden, die nächstes Jahr am 14. Juni anfängt." Konkret steht eine Dreierkette auf dem Lehrplan, mit der auch danach gegen Polen in Warschau (16. Juni) und Kolumbien in Gelsenkirchen (20. Juni) experimentiert wird.

Noch ein Weckruf für Süle

Deshalb hat auch die Nichtnominierung von Abwehrkoloss Niklas Süle für einigen Wirbel gesorgt, speziell bei Borussia Dortmund. Aber dass der 27-Jährige eine professionellere Haltung braucht, machte der Bundestrainer erneut klar, indem er an die Herausforderungen in einem Jahr erinnerte: Dann sei es "einfach wichtig, dass jeder Spieler in Topform ist, mit seiner Fitness am Limit." Und nicht mit dem Gewicht. Flicks Wort zum Sonntag war eindeutig.
Orientieren könnte sich Süle an einem Angreifer mit ähnlicher Statur - der aber nach nur sechs Länderspielen mit sechs Toren aus der DFB-Elf gar nicht mehr wegzudenken ist: Niclas Füllkrug macht auf und außerhalb des Platzes eine solch gute Figur, dass ihm Flick neben Torwart Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt) bereits eine Einsatzgarantie aussprach.

Bundestrainer Hansi Flick über das 1000. Länderspiel der DFB-Elf gegen die Ukraine, seine Erwartung an die Spieler und den Triumph von Ilkay Gündogan in der Champions League.

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Füllkrug - ein Spätstarter und Brückenbauer

Artig hielt der Bundesliga-Torschützenkönig, der sich die Auszeichnung bei 16 Treffern gemeinsam mit Christopher Nkunku (RB Leipzig) teilt, ein Sondertrikot mit der Nummer neun hoch. Ein Trikotsatz werde nach der Partie versteigert, berichtete der 30-Jährige, der sich selbst dabei ertappt, dass der "Mensch als Gewohnheitstier" solche Ereignisse wie in der Ukraine verdränge. "Dabei ist es noch genauso schlimm wie damals."
Er, der als Jugendlicher fünf Jahre im Werder-Internat in der Ostkurve des Stadions wohnte, eignet sich gerade ideal, um Brücken zur Basis zu bauen. Die Berufung zur Nationalmannschaft, machte der Spätstarter klar, sei ein "karrierelanges Bewerben" - sich zugehörig zu fühlen, "erfüllt mich mit Stolz".

Füllkrug wirbt auch für unangepasste Kollegen

Mit seiner Bodenständigkeit, seiner Aufrichtigkeit und seiner Offenheit verkörpert Füllkrug alle Eigenschaften, die im Benimmbuch eines Musterprofis stehen würden. Wobei der gebürtige Hannoveraner gleich mal eine Lanze für unangepasste Kollegen brach, "die mal über die Stränge schlagen".

Rund ein Jahr vor dem Heim-Turnier sucht die Nationalmannschaft Fannähe und eine Stammformation. Am Montag steigt das 1000. Länderspiel gegen die Ukraine.

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Mario Basler habe auch "nicht ganz wie ein Vollprofi gelebt", führte der Werder-Torjäger aus, trotzdem hätten ihn die Leute in Bremen einst gefeiert. Man solle einfach "unterschiedliche Typen" akzeptieren, dann kann es auch mit der Begeisterung für die EM in Deutschland noch etwas werden.
Denn: "Es darf nicht künstlich sein." Soll heißen: Imagekampagnen wie vom Bremer Wirtschaftsressort kann sich der Deutsche Fußball-Bund gleich sparen.

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