: Besondere Herausforderungen für die DFB-Elf

von Frank Hellmann
21.07.2023 | 10:01 Uhr
Eine Weltmeisterschaft in einer völlig anderen Zeit- und Klimazone ist eine besondere Herausforderung. Den deutschen Fußballerinnen steht dafür ein Experten-Team zur Seite.
Das Team von Martina Voss-Tecklenburg beim Training im australischen Tuggerah.
Die Fußball-Weltmeisterschaft findet diesmal in einer völlig anderen Zeit- und Klimazone statt. Für die deutsche Mannschaft bedeutet das eine ganz besondere Herausforderung. Dank neuer Experten sind die DFB-Frauen bestens vorbereitet auf ihre WM-Mission in Australien und Neuseeland.

Balsmeier und Dietrich zuständig für die Athletik

Auf dem Trainingsplatz sind die beiden nicht zu übersehen - und oft auch nicht zu überhören: Julius Balsmeier und Nicklas Dietrich leiten als Fitness- und Athletiktrainer der deutschen Fußballerinnen das Aufwärmen oder die Kraftübungen meist eigenständig. Da ertönen auch schon mal zackige Kommandos auf dem Central Coast Regional Sporting & Recreation Complex.
Langsam ist die Intensität auf dem Trainingsplatz hochgefahren worden, um für das Auftaktspiel gegen Marokko (Montag, 10.30 Uhr MESZ, live im ZDF) in Topform zu kommen. Das Trainerteam unterscheidet dabei zwischen roten, gelben und grünen Einheiten, die für die unterschiedlichen Belastungsstufen stehen.
Die Atheltiktrainer Nicklas Dietrich und Julius Balsmeier zusammen mit Co-Trainer Michael Urbansky. Quelle: imago
Grün steht für den regenerativen Bereich, bei Rot geht es an die Grenze. Wie am Mittwoch im Geheimtest gegen die U15-Jungs der Central Coast Mariners (A-League), wo in drei Dritteln verschiedene Taktiken einstudiert worden sind. Das Ergebnis wurde nicht kommuniziert.

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Zwei Spielerinnen werden noch geschont

Genau wie schon beim öffentlichen Training mit intensiven Spielformen schien Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg offenbar zufrieden. Abgesehen von den weiter geschonten Stützen Lena Oberdorf (Oberschenkel) und Marina Hegering (Fersenprellung) drohen auch keine weiteren Ausfälle.
Die Spielerinnen wirken fit und frisch, was keine Selbstverständlichkeit gewesen ist. Die Umstellung auf eine völlig unterschiedliche Zeitzone (acht Stunden Unterschied) und Klimazone (tagsüber zwischen 12 und 17 Grad, nachts einstellige Temperaturen) war die erste Herausforderung nach der Ankunft an der Central Coast nördlich von Sydney.

Wichtiges Thema: der Schlaf

Für solche Belange ist der seit 2015 bei der A-Nationalmannschaft der Männer tätige Fitnessexperte Dietrich direkt nach dem Länderspiel gegen Kolumbien aus Gelsenkirchen zur Vorbereitung der Frauen nach Herzogenaurach gereist.
"Beim Thema Schlafen haben wir mit einer externen Beraterin zusammengearbeitet. Im Basecamp in Herzogenaurach haben wir alles schon um eine Stunde nach vorne geschoben - bisschen früher gefrühstückt, bisschen früher trainiert", verrät der 40-Jährige im Gespräch mit ZDFheute.
Aus Frankfurt gingen dann verschiedene Flüge - für die Mannschaft und den Rest der Delegation - nach Sydney. Balsmeier hatte einen Plan mit empfohlenen Schlafzeiten geschrieben, um schnell in den Rhythmus zu kommen.
Der Jetlag ist einfach da. Ab und zu denkt der Körper am Tag einfach, es ist Nacht oder in der Nacht denkt er, es ist Tag. Das ist einfach der Biorhythmus. Wir haben dementsprechend die Trainingsintensitäten in den ersten Tagen angepasst.
Nicklas Dietrich, Athletiktrainer

Auch Schlafumgebung wurde angepasst

Wichtig war es, dass die Schlafumgebung stimmt: Die Apartments im Teamhotel, dem weitläufigen Mercure Kooindah Waters, lassen sich komplett verdunkeln, dazu wurde den Spielerinnen schon in Herzogenaurach eine Decke und ein Reisekissen gegeben. Maßnahmen, die geholfen haben.
Ich war ehrlich gesagt positiv überrascht, einige haben es sehr gut weggesteckt. Der ganze Prozess dauert acht, neun Tage. Deswegen haben wir die ersten Trainingseinheiten bewusst so angesetzt, dass die Sonne noch geschienen hat, um die Mädels wachzuhalten.
Julius Balsmeier, Athletiktrainer

Kommunikation zwischen Trainer und Team wichtig

Julius Balsmeier, Athletiktrainer und Sportwissenschaftler, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit solchen Themen, war früher auch in den Nachwuchsleistungszentren des FC St. Pauli und FC Augsburg tätig. Der 34-Jährige setzt auf den vertrauensvollen Austausch mit den Akteuren: "Wir fragen bei den Spielerinnen jeden Morgen ab, wie sie geschlafen haben - vor allem geht es um die Phase, am Stück geschlafen zu haben."
Wenn jemand nur drei, vier Stunden schläft, gehen wir in die Gespräche, was vielleicht noch helfen kann.
Julius Balsmeier, Athletiktrainer
Es zeichnet sich ab: Das Frauen-Nationalteam geht hellwach an die Mission zum dritten Stern.

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