: Ohne Titel keine Mittel?

von Josephine Henning, Brisbane
13.08.2023 | 11:16 Uhr
Der Erfolg der australischen Fußballerinnen bringt Anerkennung, wirft aber auch die Frage auf: Zählen nur Siege auf dem Weg zur Gleichstellung?
Sichtbar gewordene Popularität: Die Matildas auf einem Wandgemälde am Bondi Beach in Sydney.Quelle: EPA/Flavio Brancaleone
Es ist der zwanzigste Elfmeter, zu dem die Australierin Cortnee Vine anläuft. Frankreichs Torhüterin Solene Durand, die von Trainer Herve Renard extra fürs Elfmeterschießen eingewechselt worden war, springt in die richtige Ecke, doch sie kommt nicht an den Ball. Australien gewinnt das Elfmeterschießen und steht im Halbfinale der Fußball-WM 2023.

Das Stadion bebt

In Sekunden schnellt der Geräuschpegel in dem komplett gelb-goldenen Stadion nach oben. Die Tribüne, auf der ich stehe, beginnt zu beben.
Das Team der Australierinnen sprintet aufs Spielfeld, während Trainer Tony Gustavsson sich umdreht, mit seinen Händen ein Herz formt und sich bei den Zuschauern bedankt. Immer wieder zeigt er auf sie, um zu sagen "Ihr macht es möglich"!

Der Star kommt gerade rechtzeitig

Es wurde viel diskutiert, ob Australiens Star Sam Kerr von Anfang an spielt oder doch nicht. Wie auch beim Umgang mit den Medien blieb Trainer Tony Gustavsson seiner Linie treu und brachte seine Nummer 20 im richtigen Moment, kurz nach der Halbzeit.
Es gab kaum einen Ball, den die Topspielerin der Matildas nicht festmachen konnte. Im Duo mit Mary Fowler unschlagbar, zumindest an diesem Abend für die Französinnen.
Doch die Titelseiten an diesem Sonntag in Australien zieren alle Matildas - und so werden sie auch gesehen: als ein Team, das Euphorie entfacht und begeistert.

Fakten, die überzeugen sollten

Nichts anderes überzeugt die Kritiker und Zweifler: Die Rekordzahlen bei dieser WM, der Vergleich mit den sonst dominierenden Sportarten, die vollen Fan-Feste, abgesperrte Straßen und randvollen Stadien.
Die Ausgangslage für die Matildas dürfte schon jetzt eine gute sein, wenn es darum geht, neue Forderungen zu stellen, um ihre Liga und Nationalmannschaft zu fördern.

Ohne Titel keine Mittel

Ohne Zahlen, Daten und Fakten scheint so etwas unmöglich, obwohl es doch eine reine Forderung nach Gleichberechtigung ist.
Sei es Nigeria, Jamaika oder Kanada, die mit Hilfe der Organisation FIFPro versuchen, ausstehende Zahlungen, kurzfristig gestrichene Mittel oder eine faire Finanzierung einzufordern - oder aber auch die Lionesses, die weiterhin dafür kämpfen, dass der Fußball in England auch an Schulen Mädchen zugänglich gemacht wird.
Sie alle brauchen kulturenübergreifend unseren Support, denn noch immer scheint zu gelten: Nur wer sportlichen Erfolg hat, darf fordern. Logisch ist das schwer nachvollziehbar: erst eine Weltmeisterschaft gewinnen zu müssen, um dann ein Training finanziert zu bekommen?

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