: Investor entzweit spanischen Fußball

von Florian Haupt
28.04.2023 | 07:43 Uhr
Die spanische La Liga hat seit zwei Jahren einen Investor, wie ihn derzeit die Bundesliga diskutiert. Doch die Spitzenklubs sind nicht dabei und wehren sich vor Gericht.
Die Abneigung gegen "La Liga"-Chef Javier Tebas drücken Barça-Fans gerne mal auf Transparenten aus. Quelle: imago
Für Spaniens Fußballverbandschef Luis Rubiales ist die Sache ziemlich eindeutig: "Dieser Deal ist desaströs, erbärmlich und, wie ich finde, illegal", sagte er kürzlich: "Mit einem normalen Kredit kommst du viel besser weg."

Bei dem angesprochenen Deal handelt es sich um ein ähnliches Geschäft, wie es derzeit die deutschen Profiklubs erwägen. 2021 schloss es die spanische "La Liga" mit dem Private-Equity-Investor CVC ab. Im Gegenzug für eine Finanzspritze von knapp zwei Milliarden Euro erhielt dieser 8,2 Prozent Anteile an den Fernseh- und Sponsoreneinnahmen der Dachvereinigung für die nächsten 50 Jahre.

Investorendeal sorgt für Streit zwischen Verband und Großklubs

Gebrandet als "La Liga Impulso" hat das Geschäft die notorisch angespannte Stimmung zwischen dem Gros der Vereine einerseits und den Branchen-Zugpferden sowie dem Verband andererseits weiter vergiftet. Denn nur 38 von 42 Erst- und Zweitligavereinen unterzeichneten den Vertrag. Und die Ausnahmen haben es in sich.
Neben dem Zweitligisten Ibiza verweigerten sich Real Madrid, der FC Barcelona und Athletic Bilbao - und damit die drei Vereine, die nie aus der ersten Liga abgestiegen sind und 1990 - als einzige neben einem vierten Klub, Osasuna - von der verpflichtenden Umwandlung in Sportaktiengesellschaften ausgenommen wurden.

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Atlético Madrid bekommt 180 Millionen Euro

Ohne ihre Beteiligung sank der mit CVC vereinbarte Betrag von ursprünglich rund 2,7 Milliarden Euro. Rund die Hälfte wurde bereits ausgezahlt, ein drittes Viertel soll dieses Jahr überwiesen werden, das letzte im kommenden Jahr.
Verteilt wird nach denselben Kriterien wie bei den TV-Geldern: Erfolg und Popularität in den letzten Jahren. Atlético Madrid kommt so auf 180 Millionen Euro, ein durchschnittlicher Erstligist wie Celta Vigo auf 80 Millionen.

70 Prozent der Investorengelder müssen in Vereinsstrukturen fließen

70 Prozent dieser zinslosen Darlehen müssen die Vereine für strukturelle Investitionen verwenden wie Stadien und Akademien, Vermarktung oder Digitalisierung. Jeweils 15 Prozent dürfen in Schuldentilgung und Spielertransfers wandern.
Angesichts der Folgen der Corona-Pandemie war das bei vielen Klubs erst mal das dringendste Bedürfnis. Spektakulär greifbar sind die CVC-Auswirkungen noch kaum. Auf der ewigen Stadionbaustelle des FC Valencia etwa ist weiterhin kein Bagger angerückt.

Real und Barça machen ihre eigenen Deals

Die wohl sichtbarste - und definitiv lärmigste - Konsequenz des Deals ist daher der Konflikt zwischen der Liga und dem FC Barcelona. Dessen Präsident Joan Laporta lag im Sommer 2021 auf Zustimmungskurs, zog sein Plazet aber im letzten Moment noch zurück - auch auf Anraten von Real Madrids Präsident Florentino Pérez.

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Für die Großklubs machte der Deal wenig Sinn. Der FC Barcelona hätte aus dem CVC-Topf rund 250 Millionen Euro erhalten. Durch einen separaten Deal mit "Sixth Street" bekam er rund 520 Millionen Euro - zwar für 25 Prozent seiner Liga-Fernsehgelder, allerdings bei nur halb so langer Laufzeit über 25 Jahre.

Derselbe Investor partizipiert bei Real Madrid für 20 Jahre mit 30 Prozent an Einnahmen des luxusrenovierten Bernabéu-Stadions; das kostete 360 Millionen Euro.

Fronten zwischen Klubs und La Liga verhärten sich

Parallel gehen Real, Barça, Bilbao und der Verband gerichtlich gegen den CVC-Deal vor. Der spanische Verband etwa hält das Abkommen für eine Verletzung des spanischen Sportrechts und der Interessen der - ausgeschlossenen - Amateurvereine. Eine einstweilige Verfügung konnten sämtliche Kläger nicht erwirken. Streitpotenzial bleibt dennoch, etwa der Ausgleich dafür, dass CVC mittelbar trotzdem von Real und Barça profitiert. Ohne sie wäre La Liga nicht mehr Wert als eine Bundesliga ohne den FC Bayern und Borussia Dortmund.
Der sendungsbewusste Ligachef Javier Tebas fühlt sich brüskiert. An das wirtschaftlich gesunde Real kommt er nicht heran, gegen die verschuldeten Katalanen aus Barcelona freilich hat er eine Handhabe: Es gilt als offenes Geheimnis, dass die neuerdings rigide Anwendung der Gehaltsobergrenze bei Barça-Spielern ihren Ursprung in dem abgelehnten CVC-Deal hat. Vorher gab es für Barcelona da nie Probleme.

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