: Messi - Mbappé: Das Duell der Giganten

von Frank Hellmann, Doha
17.12.2022 | 07:40 Uhr
Wenn sich Argentinien und Frankreich heute im WM-Finale gegenüberstehen, schaut alles auf zwei Fußball-Superstars. Ein Gewinner steht schon jetzt fest: Katar.
FIFA-Präsident Gianni Infantino und der katarische Emir Tamim bin Hamad Al Thani werden sich die Hände gerieben haben: dass das WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich (Sonntag 16 Uhr/ARD) und der Feiertag von Katar auf dasselbe Datum zusammenfallen, gefällt vor allem ihnen beiden.

Endspiel am Nationalfeiertag Katars

Am 18. Dezember wird an die Vereinigung des kleinen Landes auf der Arabischen Halbinsel im Jahr 1878 zu erinnern. Es ist der Tag, an dem Scheich Jassim Bin Mohammad Bin Thani die Nachfolge seines Vaters als Anführer der Stämme von Katar antrat.

Viel Licht und Glanz: Katar wollte mit der WM unvergesslich werden: Die Fans vor Ort sind auch begeistert. Überschattet wurde alles von Korruptions-Ermittlungen aus Brüssel.

16.12.2022 | 02:37 min
Am Gründertag kommen die Kataris endlich mal aus sich heraus - auch aus ihren gesicherten Häusern. Rege Aktivitäten sind in der Glitzermetropole angekündigt. Dabei wird vor allem in Richtung Lusail genug los sein, wenn der argentinische Anhang hier seinen eigenen Nationalfeiertag zelebriert. Hier liegt neben einem Freizeitpark als Winter Wonderland auch das bombastische Lusail-Stadion wie ein goldenes Ufo. Sollte es Lionel Messi tatsächlich schaffen, am heutigen 18. Dezember 2022 im fünften Anlauf seine erste WM zu gewinnen, dann wäre eine unvergleichliche Karriere perfekt. 

Messi fehlt dieser eine Titel

Für Messis Mission braucht es noch diesen Triumph. Der 35-Jährige ist bei Weltmeisterschaften unglücklich (2006), krachend (2010, 2018) oder dramatisch (WM 2014) gescheitert, nun aber scheint der Fußball-Gott an ihn zu denken. Um zu der ewigen Referenz Diego Maradona aufzuschließen, der 1986 die "Albiceleste" mit der Hand Gottes zum Titel führte.
Messi sagte vor dem Turnier:
Es ist meine letzte Gelegenheit, den Traum zu verwirklichen, den wir alle haben.
Lionel Messi

Messi noch nie so gut wie jetzt

Seine Frau Antonela und die drei Söhne Thiago, Mateo und Ciro werden nun bei den Spielen vor Ort zuschauen. Aber Maradona eben auch. Nach dem dramatischen Viertelfinale gegen die Niederlande sagte Messi:
Diego sieht uns vom Himmel aus zu, er pusht uns.
Lionel Messi
Himmel und Erde scheint bei den beiden Nationalheiligen gerade zu verschwimmen. Messi war im Nationaltrikot noch nie so gut wie jetzt, und das muss bei 171 Länderspielen und 96 Toren etwas heißen.

Mbappé auf den Spuren von Pelé

Messi läuft Aufwärmen als Erster auf den Rasen, geht auf dem Platz neuerdings sogar bei Pöbeleien voran, rennt, kämpft - und zaubert natürlich. Seine fünf Tore und drei Vorlagen haben das Team aus heiklen Situationen befreit, der Kapitän ist nach der Auftaktniederlage gegen Saudi-Arabien wie ein echter Anführer aufgetreten. Kein Vergleich zu dem Messi, der beim WM-Achtelfinal-Aus 2018 gegen Frankreich (3:4) fast apathisch hinterherlief.
Gegner im WM-Achtelfinale 2018: Lionel Messi (li.) und Kylian MbappéQuelle: dpa
 
Damals im russischen Kasan ging  der Stern von Kylian Mbappé auf, der den Argentiniern einfach davongerannt war. Der pfeilschnelle Stürmer, von der Geschwindigkeit einem Messi weit voraus, sieht eine Bestimmung darin, seinen zweiten WM-Titel zu gewinnen. Der 23-Jährige hat die beste Zeit noch vor sich, aber hätte in diesem Alter schon Legende Pelé eingeholt.
Mit fünf Toren und vier Vorlagen hat Mbappé noch einen Scorerpunkt mehr als Messi auf dem Konto, dennoch steht er nicht so sehr im Zentrum des Spiels. Der in 65 Länderspielen schon 33 Mal erfolgreiche Unterschiedsspieler kommt am liebsten mit Anlauf als hängender Linksaußen, braucht dafür aber auch Raum und Zuspiele. In der Halbzeitpause des Halbfinals gegen Marokko soll Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps gesagt haben: "Gebt Kylian den Ball!".

Show bezahlt Paris St. Germain - und damit Katar

Dieser Showdown klingt auch für den WM-Gastgeber nach einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Die Megastars stehen bei Paris St. Germain unter Vertrag, mehr als fürstlich bezahlt aus einem katarischen Staatsfonds. Als der FC Barcelona aus wirtschaftlichen Gründen die Trennung von Messi im August 2021 vermeldete, war sofort der Pariser Direktor Leandro zur Stelle, um Messis Vater Jorge ein unmoralisches Angebot zu unterbreiten.

Ergebnisse WM-Finale seit 1982

1982 Spanien: ITALIEN - Deutschland 3:1 (0:0)

1986 Mexiko: ARGENTINIEN - Deutschland 3:2 (1:0)

1990 Italien: DEUTSCHLAND - Argentinien 1:0 (0:0)

1994 USA: BRASILIEN - Italien 0:0 n.V., 3:2 i.E.

1998 Frankreich: FRANKREICH - Brasilien 3:0 (2:0)

2002 Südkorea/Japan: BRASILIEN - Deutschland 2:0 (0:0)

2006 Deutschland: ITALIEN - Frankreich 1:1 (1:1, 1:1) n.V. 5:3 i.E.

2010 Südafrika: SPANIEN - Niederlande 1:0 (0:0) n.V.

2014 Brasilien: DEUTSCHLAND - Argentinien 1:0 (0:0) n.V

2018 Russland: FRANKREICH - Kroatien 4:2 (2:1)

... weitere Endspiele mit deutscher Beteiligung:

1954 Schweiz: DEUTSCHLAND - Ungarn 3:2 (2:2)

1966 England: ENGLAND - Deutschland 4:2 (2:2, 1:1) n.V.

1974 Deutschland: DEUTSCHLAND - Niederlande 2:1 (2:1)

Spiele um Platz drei

2018 BELGIEN - England 2:0

2014 Brasilien - NIEDERLANDE 0:3

2010 Uruguay - DEUTSCHLAND 2:3

2006 DEUTSCHLAND - Portugal 3:1

2002 Südkorea - TÜRKEI 2:3

1998 Niederlande - KROATIEN 1:2

1994 SCHWEDEN - Bulgarien 4:0

1990 ITALIEN - England 2:1

1986 FRANKREICH – Belgien 4:2 n. V.

1982 POLEN - Frankreich 3:2

... weitere "kleine" Finale" mit deutscher Beteiligung:

1970 DEUTSCHLAND - Uruguay 1:0

1958 FRANKREICH - Deutschland 6:3

1934 DEUTSCHLAND - Österreich 3:2

Und als zuletzt Real Madrid um die Dienste von Mbappé buhlte, gab Katar ein so gigantisches Paket frei - gemunkelt wird von 630 Millionen Euro, dass der Wunderstürmer aus Bondy dann doch seinen Vertrag verlängerte. Insofern schon fest, dass die katarische Filiale in Frankreichs Hauptstadt Paris auf jeden Fall einen Weltmeister feiert. Am Nationalfeiertag des Wüstenstaates. Der Kreis schließt sich.