Einen Auftakt nach Maß hat es für die deutsche Nationalmannschaft bei Fußball-Weltmeisterschaften in 13 von 19 Fällen gegeben. Nur zwei Mal unterlag eine DFB-Auswahl in ihrem ersten WM-Spiel.

Das war 1982 in Spanien gegen Algerien (1:2) der Fall und 2018 in Russland gegen Mexiko (0:1). Als blamierter Titelverteidiger schied die deutsche Mannschaft vor vier Jahren nach den drei Gruppenspielen aus.

Im ersten Gruppenspiel gegen Japan (Anstoß 14 Uhr/ARD und ZDF-Liveticker) soll sich Derartiges aus deutscher Sicht keinesfalls wiederholen. Allerdings sind die Umstände vor dem Start ins Turnier alles andere als angenehm für die DFB-Auswahl.

Mehr Ablenkung ging ja kaum durch die Begleiterscheinungen dieser WM in Katar mit all ihren Debatten. Nun beschäftigt den DFB vor allem die jüngste Eskalation um die "One Love"-Armbinde. Den Verzicht empfinden in der Heimat viele als Einknicken vor der FIFA.

Zudem bietet diese hochpolitische WM auch auf anderen Ebenen Neuland. Etwa für Hansi Flick, der sein erstes großes Turnier als Bundestrainer erlebt. Hinzu kommt, dass der fest eingeplante Offensivspieler Leroy Sané aufgrund von Beschwerden an seinem rechten Knie ausfällt.

Es ist also zunächst einmal eher ein Auftakt ohne Maß, ein Auftakt ohne echten Maßstab, jedenfalls vor dem Anpfiff. Erfahrungswerte können kaum geltend gemacht werden, weil die Umstände diesmal so besonders sind beim Wüsten-Turnier.

Zugleich wissen sie beim DFB, welch große Bedeutung dem Spiel gegen die Mannschaft Japans zukommt. Eine Niederlage, und der Druck wäre vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Spanien am Sonntag immens. Größer noch als 2018 nach der Auftaktniederlage gegen Mexiko.

Man habe die Auftaktspiele "in den letzten Turnieren vermasselt", erinnerte Joshua Kimmich und verwies dabei auch auf das 0:1 gegen Frankreich bei der EM 2021. Der Bayern-Profi hofft, dass durch einen Sieg "eine Dynamik und positive Energie in der Mannschaft entstehen" könnte.

Auf den Sechser wird es besonders ankommen, auf ihn als Gestalter und Bindeglied im Zentrum des Spiels. Vor allem fällt in sein Ressort, die Balance zwischen Offensive und Defensive herzustellen.

Auch Kapitän Manuel Neuer betonte zuletzt immer wieder, dass das erste Gruppenspiel aus seiner Sicht eine "extrem hohe Bedeutung" habe. In mehreren Interviews wies der Torwart darauf hin, wie beispielsweise im "kicker".

"Man hat mit drei Punkten schon einen kleinen Puffer und kann mit breiter Brust in die nächsten Spiele gehen", sagte Neuer: "Für mich ist das Auftaktspiel wirklich die wichtigste Partie im ganzen Turnier".

So weit würde Hansi Flick vielleicht nicht gehen. Aber auch der Bundestrainer betonte, man müsse "von der ersten Minute an da sein". Zumal Flick und seine Spieler ja alle davon sprechen, dass sie mit dem Ziel WM-Titel ins Turnier gehen.

Für Flick ergäbe eine andere Zielsetzung schon psychologisch keinen Sinn. Es würde den Glauben auf jeden Fall stärken, gegen Japan zu gewinnen. Dann wäre der Start unter diesen schwierigen Umständen und ohne Vergleichwerte tatsächlich ein Auftakt nach Maß.