: Herne: Mahnmal für gestorbene WM-Gastarbeiter
von Jan Hofer
21.11.2022 | 12:28 UhrDas Herner Fußballstadion am Schloss Strünkede wird zum Mahnmal gegen die WM in Katar. Zeitgleich mit dem Eröffnungsspiel gedenken die Teilnehmer der Protestaktion den vielen Menschen, die für die Weltmeisterschaft gestorben sind. 20.000 Grablichter erhellen das Stadion, auf dem Rasen verteilten die Protestierenden außerdem mit Sand gefüllte Stoff-Fußbälle, auf denen zu lesen ist:
Weltgewissen, du bist ein Fleck der Schande.
Aktionskünstler: Gastarbeiter wurden "wie Sklaven behandelt"
Erdacht hat die Protestaktion der Künstler Volker-Johannes Trieb. Ihn empört, dass ein so reiches Land wie Katar so schlecht umgeht mit den vielen ausländischen Arbeitern, die die WM ermöglicht haben. "Sie wurden wie Sklaven behandelt und sind an Hitze, Erschöpfung oder wegen fehlender Sicherheitsvorkehrungen gestorben."
Die FIFA und die Regierung Katars sind über Leichen gegangen und das darf im WM-Jubel nicht untergehen.
Die Arbeiterwohlfahrt ist Initiatorin der Aktion, sieht sich in der Pflicht angesichts der schlimmen Zustände, die auf Katars WM-Baustellen herrschten.
AWO: Menschenrechte stehen nicht zur Verhandlung
Michael Scheffler, Vorsitzender des AWO Bezirks Westliches Westfalen, sagt:
Für uns als Arbeiterwohlfahrt sind Menschenrechte unverhandelbar. Das Leben der Arbeitsmigranten ist wichtiger als jeder Profit.
Und auch so manchen Fans ist die Lust auf WM-Fußball in Katar vergangen, viele die in Herne helfen, wollen die WM gänzlich boykottieren. "Einiges was im Profifußball abgeht, ist völlig absurd. Aber die WM in Katar ist einfach zu viel. Da muss man ein Zeichen setzen", sagt Timothy Summer, einer der vielen freiwilligen Helfer.
Die Eröffnungsfeier? "Heuchelei." FIFA-Boss Infantino? Erinnert ihn an Trump. Zum Start der WM in Katar übt Menschenrechtler Wenzel Michalski deutliche Kritik am Turnier.
20.11.2022Katars WM-Stadien: Tödliche Unfälle auf den Baustellen
Katar steht seit langem in der Kritik wegen des Umgangs mit Arbeiterinnen und Arbeitern aus Ländern wie Nepal, Bangladesch oder Pakistan. Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu tödlichen Unfällen auf Baustellen, wie viele Arbeiter genau ums Leben kamen, ist unklar.
Die Regierung des Emirats verweist angesichts der Kritik stets auf eigene Reformen, gibt an, die Zustände hätten sich verbessert.
Protestierende: Katar muss Verantwortung übernehmen
Für die Protestierenden in Herne sind das Ausreden. "Als eines der reichsten Länder der Welt muss Katar endlich Verantwortung übernehmen für die Schwächsten, die Verlierer. Bislang verweigert sich Katar dieser Verantwortung völlig", so Volker-Johannes Trieb.
Die Protestaktion ist einmalig, und schon nach einer Viertelstunde ist alles wieder vorbei. In Herne hoffen sie, dass jetzt das viele Schlimme rund um die WM nicht untergeht in einer allgemeinen Jubelstimmung.