: Spanische Symphonie

von Florian Haupt
24.11.2022 | 09:02 Uhr
Das Duell der deutschen WM-Gruppengegner zeigte ein sehr starkes und ein sehr schwaches Team. Die Spanier feierten beim 7:0 ihre Spielphilosophie, Costa Rica schwieg in Trauer.
Spaniens Cheftrainer Luis Enrique feiert mit seinen Spielern den gelungenen WM-Auftakt gegen Costa Rica.Quelle: AP
An Tagen wie diesen "wird der Fußball zu einem wunderbaren Sport". So sagte es Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique nach dem historischen 7:0 (3:0) gegen Costa Rica am Mittwochabend bei der WM in Katar. Historisch, weil Spanien noch nie so hoch ein WM-Spiel gewonnen hatte.
Seit Portugal 2010 (7:0 gegen Südkorea) hatte das niemand mehr, und nur ein Tor fehlte zum 8:0 von Deutschland gegen Saudi-Arabien 2002, dem höchsten Sieg in diesem Jahrhundert. Dazu war es der erste spanische WM-Auftakterfolg seit 2006.

"Außergewöhnlich" in allen Aspekten

Besonders war der Abend aber auch jenseits der Statistik. Die Zuschauer im Al-Thumama-Stadion bekamen eine Fußball-Symphonie zu sehen. Jedes Rädchen griff bei den Spaniern ins andere. "Wir waren außergewöhnlich in der Ballbehandlung, im Abschluss und im Pressing", feierte Luis Enrique das perfekte Anschauungsmaterial "in der Philosophie, die diese Mannschaft seit Jahren hat."

So geht das mit dem WM-Start: Deutschlands Gruppengegner hat Costa Rica mit 7:0 besiegt. Die DFB-Elf hatte zuvor gegen Japan 1:2 verloren.

23.11.2022
Da waren der alte Mittelfeldstratege Sergio Busquets, 34, und seine jungen Begleiter Pedri, 19, und Gavi, 18. Der Linksverteidiger Jordi Alba, der praktisch nur Linksaußen spielte. Aber auch die oft kritisierte Angreifer. Dani Olmo, Marco Asensio und Ferran Torres hatten alle nach einer halben Stunde schon getroffen.

Luis Enrique plant Änderungen gegen Deutschland

Auf einer entsprechenden Welle von Zuversicht werden die Spanier nun ins Match gegen Deutschland am Sonntag gehen. Dann könnten andere Profis spielen, kündigte Luis Enrique an.
Ganz bestimmt werde ich nicht wieder dieselbe Mannschaft aufbieten.
Luis Enrique, spanischer Nationaltrainer
Als unersetzlich gilt beim ehemaligen Trainer des FC Barcelona nur die offensive, aggressive Spielweise. Keine andere Mannschaft hat einen so klar definierten Stil wie die Spanier. Der deutsche ist ihm nicht unähnlich, nicht umsonst hatten beide Teams in ihren Auftaktspielen fast identische Ballbesitzwerte, 74 Prozent die Deutschen, 76 Prozent die Spanier. Doch diese waren ungleich effizienter.

Costa Rica kam nur glücklich zur WM

Die Frage bleibt, inwieweit ihre Partie vom Mittwoch als Gradmesser dienen kann. Denn selten erlebt man im selben WM-Spiel eine so gute und eine so schlechte Mannschaft. Costa Rica zeigte überdeutlich, warum es sich nur durch einen glücklichen Playoff-Sieg gegen Neuseeland für dieses Turnier qualifizieren konnte.
Immer waren die Mittelamerikaner einen Schritt langsamer, und selbst wenn sie mal einen Zweikampf gewannen, verloren sie den Ball bei spanischem Nachsetzen umgehend wieder. "Ich muss aufpassen, was ich jetzt sage, damit die Mannschaft nicht noch tiefer fällt", kommentierte Trainer Luis Fernando Suárez das Debakel.

Die Helden von 2014 sind müde

Ohne Biss wie die Mittelamerikaner kann man gegen eine technisch überlegene Mannschaft wie Spanien nicht bestehen. Körperlich wirkten manche Spieler fast schon wie Feierabendprofis. Oder eben wie die Fahrensmänner aus zweitklassigen Ligen, die sie mit Ausnahme von Torwartstar Keylor Navas (Paris St. Germain) auch sind.
Die verbliebenen Helden des Viertelfinal-Einzugs von 2014 wie Navas, der nur eingewechselte Kapitän Bryan Ruiz oder Stürmer Joel Campbell sind müde. Die Presse fordert schon lange einen Generationenumbruch. Doch für diese WM kommt er zu spät.

Deutschland braucht am Sonntag einen Sieg

Für Deutschland könnte derweil Costa Rica zu spät kommen. Verliert Japan nicht gegen die Mittelamerikaner, braucht die DFB-Elf am Sonntag einen Sieg gegen Spanien, um noch mit Chancen auf das Weiterkommen in den letzten Spieltag zu gehen.
Luis Enrique macht den Deutschen immerhin ein bisschen Hoffnung. "Sie können uns schlagen, weil sie eine Fußballmacht sind". Aber er verspricht auch: "Meine Mannschaft wird mit derselben Intensität spielen." Und die kann eine Menge bewegen.

0:6 beim letzten Aufeinandertreffen

Die Deutschen wissen das vom letzten Aufeinandertreffen in der Nations League vor zwei Jahren. Damals unterlagen sie Spanien mit 0:6. Fast so hoch wie Costa Rica.

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