: IOC erlaubt Russen Olympia-Teilnahme

08.12.2023 | 19:59 Uhr
Russische und belarussische Sportler dürfen als neutrale Athleten an Olympia 2024 teilnehmen. Das hat das IOC entschieden. Die Leichtathletik bleibt aber beim Russen-Ausschluss.

Das IOC um Präsident Thomas Bach hat wie bereits erwartet enschieden: Russen und Belarussen werden als neutrale Athleten bei Olympia zugelassen.

08.12.2023 | 00:34 min
Lange hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) um Präsident Thomas Bach in der umstrittenen Frage, ob russische und belarussische Athleten bei den Sommerspielen starten dürfen, auf Zeit gespielt. Jetzt hat der Dachverband die erwartete Entscheidung getroffen.
Einzelsportler aus Russland und Belarus dürften als neutrale Athleten (AINs) und unter weiteren Auflagen bei Olympia in Paris 2024 starten. Der Rahmen steht damit, die Diskussionen dürften aber anhalten - nicht nur in der von Russland überfallenen Ukraine.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba kritisierte die Zulassung scharf. Kuleba schrieb beim Kurznachrichtendienst X:
Das Internationale Olympische Komitee hat Russland grünes Licht gegeben, Olympia als Waffe zu benutzen.
Dmytro Kuleba, Außenminister Ukraine
Jeder Athlet aus Russland und dessen Verbündeten Belarus werde nun zu Propagandazwecken benutzt, ergänzte der ukrainische Politiker.
Post von Dmytro Kuleba

Keine Sportsoldaten, keine Mannschaften

Zu den IOC-Teilnahmebedingungen zählt, dass Russen und Belarussen die Anti-Doping-Richtlinien erfüllen und in Paris nur unter neutraler Flagge dabei sein dürfen. Sportler, die dem Militär angehören oder Russlands Krieg gegen die Ukraine unterstützen, sollen ebenso ausgeschlossen bleiben wie russische und belarussische Mannschaften. 
Der russische Sportminister Oleg Matysin nannte diese Bedingungen in einer ersten Reaktion "diskriminierend", sie "verstoßen gegen die Grundsätze des Sports", so Matysin.

IOC: Bislang elf Russen und Belarussen qualifiziert

Bislang haben sich nach IOC-Angaben vom Freitag elf "neutrale" Athletinnen und Athleten für die Wettbewerbe qualifiziert, acht aus Russland und drei aus Belarus. Unter den rund 4.600 bereits teilnahmeberechtigten Sportlern seien mehr als 60 Ukrainer, hieß es weiter.

Das IOC schließt Russland aus, will aber für Olympia neutrale Athleten "persönlich" einladen. Ukrainische Sportlerinnen sind entsetzt und fühlen sich "wie moderne Gladiatoren".

15.10.2023 | 06:55 min

Bach ebnet Weg für Rückkehr Russlands in Weltsport

Bereits im Frühjahr hatte IOC-Präsident Bach Russland und Belarus wieder die Tür zu den großen Sportbühnen geöffnet. So sollte es den Sportlern auch ermöglicht werden, die Olympia-Qualifikationskriterien zu erfüllen.
Eine Reihe von Weltverbänden folgte in den vergangenen Monaten den Vorgaben des IOC und ließ Russen und Belarussen wieder zu. Die Entscheidung über die Olympia-Teilnahme hatte sich das IOC bis zuletzt offen gelassen.

Leichtathletikverband: Keine russischen Leichtathleten bei Olympia

Das IOC verwies im Zuge seiner nunmehr getroffenen Entscheidung darauf, dass neben den Sommersportverbänden und Olympia-Komitees auch viele Regierungen seinen Kurs unterstützen würden.
Die olympische Kernsportart Leichtathletik steht allerdings auch nach Bekanntwerden der IOC-Entscheidung ungebrochen zu ihrem Nein bezüglich einer Rückkehr russischer Sportler. Weltverbands-Präsident Sebastian Coe sagte am Freitag:
Vielleicht werden Sie in Paris einige neutrale Athleten aus Russland und Belarus sehen, aber in der Leichtathletik wird das nicht der Fall sein.
Leichtathletik-Verbandschef Sebastian Coe

DOSB begrüßt "nun herrschende Klarheit"

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) begrüßte die jetzige IOC-Entscheidung wegen der nun "herrschenden Klarheit". Die damit verbundene "Aufrechterhaltung der strikten Sportsanktionen" sei wichtig. "Jetzt gilt es, diese Auflagen weiterhin konsequent umzusetzen", sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert am Freitag. 
Der DOSB hatte zuletzt seinen ablehnenden Kurs unter Verweis auf die Mehrheitsmeinung im internationalen Sport geändert. Der DOSB würde gerne Olympia in Deutschland ausrichten. "Wenn sich Deutschland als einziges Land dagegen sperren würde, dass Russen und Belarussen unter neutraler Flagge antreten, gäbe es keine internationalen Sportereignisse in unserem Land", hatte DOSB-Chef Weikert zum Kurswechsel erklärt.

Vereinigung Deutschland kritisieren IOC-Linie

Das IOC versicherte auch immer wieder, die Mehrheit der internationalen Athletengemeinde sei für eine Starterlaubnis für russische und belarussische Sportler. Die Vereinigung Athleten Deutschland kritisierte jedoch die Linie des Dachverbandes: "Die Instrumentalisierung des Sports und der Athletinnen und Athleten für Putins Kriegspropaganda wird damit nicht unterbunden. Das Instrument scheint nicht geeignet und mit erheblichen praktischen Umsetzungsproblemen behaftet zu sein."

Lea Krüger vom Verein "Athleten Deutschland": "Neutralität funktioniert nicht."

17.10.2023 | 03:15 min

Paralympics hob Komplett-Bann auf

Nach Russlands Angriff auf die Ukraine waren Russen und Belarussen zunächst von internationalen Sportwettbewerben ausgeschlossen worden. Belarus unterstützt Russland in dem Konflikt.
Im September hob auch das Internationale Paralympische Komitee seinen Komplett-Bann gegen Russland auf und erlaubte russischen Behindertensportlern unter neutraler Flagge den Start bei den Paralympics in Paris.
Quelle: dpa, SID

Mehr zum Thema