: Echte Partnerschaft - gelebte Inklusion

von Torsten Haselbauer
16.05.2023 | 05:40 Uhr
Zwei Sportlerinnen, ein Team, gelebte Inklusion: Bei den Special Olympics World Games im Juni in Berlin gibt es mit Unified Sports eine neue Wettbewerbskategorie.
Badmintontraining für die Weltspiele: Trainerin Ricarda Koch (l), Athletin Daniela Huhn (M) und ihrer Partnerin Andrea Eichner.Quelle: dpa
In einer modernen Sporthalle im Ostberliner Bezirk Lichtenberg schlagen sich Andrea Eichner und Daniela Huhn den Federball zu. Über ein Netz fliegt er dann mit hoher Geschwindigkeit und die Sportart heißt Badminton. Das ist eine von 16, die bei den Special Olympics World Games ab dem 17. Juni in der Wettbewerbskategorie Unified Sports ausgetragen wird.

Eichner/Huhn: ein starkes Team

Andrea Eichner, 51, und Daniela Huhn, 47, bilden dann mal wieder ein starkes Team. Beide arbeiten auf der Geschäftsstelle der Special Olympics in der deutschen Hauptstadt mit unterschiedlicher zeitlicher Intensität. Daniela ist geistig behindert, Andrea nicht. Ein gemischtes Doppel, die Grundidee von Unified Sports.
Oder, wie es die Landeskoordinatorin für Badminton Berlin, Corinna Fisch, erklärt: "Gelebte Integration, weil hier Sportler mit und ohne geistige Behinderung ein Team bilden".
Es passt einfach gut, wir trainieren toll und engagiert zusammen. Ich glaube sogar, da ist echt was drin bei den Special Olympics.
Daniela Huhn
"Was drin" heißt: nicht weniger als eine Medaille. Eine Silberne hat sie bereits bei den nationalen Special Olympics im Badminton-Einzel im vergangenen Jahr ebenfalls in Berlin gewonnen. Nun soll eine weitere im Unified Sports Wettbewerb bei den Weltspielen folgen.

Erst seit zwei Jahren aktiv

Andrea Eichner wurde erst vor zwei Jahren von ihrer Arbeitskollegin motiviert, Badminton zu spielen. "Ganz frisch in die Sportart einzusteigen war schon ziemlich mutig. Da habe ich erst gemerkt, wie anstrengend und herausfordernd das ist. Aber Daniela hat mir mit ihrer großen sportlichen Erfahrung den Einstieg leichter gemacht", erinnert sich die kaufmännische Angestellte gegenüber ZDFheute.
Und neidlos erkennt sie an, dass Daniela Huhn die immer noch bessere Spielerin ist. Auch wenn sich das Leistungsniveau durch die vielen gemeinsamen Trainingseinheiten mittlerweile nahezu angeglichen hat.

Ambitionierter Trainingsplan

So kurz vor den Special Olympics World Games in Berlin gibt es einen ambitionierten Trainingsplan für die beiden und den muss das Berliner Unified-Doppel diszipliniert abarbeiten. Zwei Mal die Woche für eineinhalb Stunden spannen Daniela und Andrea deshalb das Badminton-Netz in der Sporthalle in Lichtenberg auf.
Konditionstraining, mentales Training, Verbesserung des Raumgefühls und der Schlagfertigkeit kommen zur Spielpraxis noch hinzu. Ihre Trainerin Ricarda Koch achtet penibel auf die Einhaltung der strengen Vorgaben. Denn die Regeln und Anforderungen an die Sportlerinnen sind identisch mit jenen von den "Nicht-Behinderten" Athleten.
Daniela Huhn hat jüngst aufgrund ihrer Spielstärke sogar den Sprung in eine ganz "normale" Vereinsgruppe geschafft.
Den gut geschützten, sicheren Raum einer Behinderten-Werkstatt sportlich zu verlassen, ist eine außerordentliche Leistung,
... zollt die Trainerin Ricarda Koch ihrer geistig behinderten Athletin größte Anerkennung. Denn damit zählt Daniela Huhn zu den echten Ausnahmen in Deutschland.
"Na klar bin ich stolz darauf", erklärt die Sportlerin. Ihre Sportart Badminton, vor allem ausgetragen als Teamsport im Unified-Wettbewerb, gäbe ihr jede Menge Selbstsicherheit und mentale Stärke, berichtet sie. Das zahlt sich aus, auch abseits der Sporthalle.

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