: Credit Suisse greift nach Milliarden-Hilfen

16.03.2023 | 08:29 Uhr
Die Schweizer Nationalbank greift der angeschlagenen Credit Suisse unter die Arme: Das Geldhaus will sich bis zu 50 Milliarden Franken von der Notenbank leihen.
Die angeschlagene Bank Credit Suisse will sich umgerechnet bis zu 50 Milliarden Franken (gut 50 Milliarden Euro) von der Schweizer Nationalbank SNB leihen. Das teilte die zweitgrößte Schweizer Bank in einer Ad-hoc-Mitteilung mit. Zudem will sie eigene Schuldtitel zurückkaufen.

50 Milliarden Franken nach Rekordtief

Damit würden "entschlossene Maßnahmen zur präventiven Stärkung" der Liquidität ergriffen. Das würde das Kerngeschäft und die Kunden der Credit Suisse unterstützen, hieß es weiter. Die Aktien der Bank waren am Vortag auf ein Rekordtief gesunken.
Nur Stunden zuvor hatte die Schweizer Nationalbank der Credit Suisse wegen des dramatischen Kursverfalls Unterstützung angeboten und gleichzeitig betont, die Bank erfülle die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen bezüglich Kapital und Liquidität. Die Credit Suisse ist die erste global systemrelevante Bank seit der Finanzkrise, die maßgeschneiderte Hilfe erhält.

Credit-Suisse-Chef versucht zu beruhigen

Natürlich sei man nicht zufrieden mit dem Aktienkurs, erklärt der Chef der Credit Suisse Schweiz, André Helfenstein, im Interview mit dem Schweizer Sender "Blick TV". Dieser habe aber nichts mit der Sicherheit der Kundeneinlagen zu tun, versucht er zu beruhigen. Der Kurseinbruch gehe darauf zurück, dass die Bankentitel wegen der Probleme von US-Regionalbanken unter Druck stünden. Es handle sich um eine "sehr gut kapitalisierte Bank", betont Helfenstein.
Der Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hatte zuletzt Unsicherheit im Bankensektor ausgelöst. Bei der ohnehin angeschlagenen Credit Suisse schlug dies am Mittwoch besonders deutlich nieder. Die Aktien der Bank sackten in Zürich zeitweise um über 30 Prozent auf ein Rekordtief von 1,55 Euro ab. Die Stützungsaktion der SNB brachte am Donnerstag wieder etwas Vertrauen in die Credit Suisse zurück - vorbörslich notierte der Kurs gut 40 Prozent höher.

Geschäfte mit Reichen statt riskanten Investments

Die Credit Suisse steckt nach zahlreichen Skandalen mitten in einem tiefgreifendem Konzernumbau, der Milliarden kostet und den Abbau von 9.000 Stellen umfasst. Am Ende soll daraus eine Bank entstehen, die vor allem auf das Geschäft mit Millionären und Milliardären setzt und nicht mehr auf das riskante Investmentbanking. Gerade für das Geschäft mir reichen Privatkunden ist Vertrauen in das Institut eine entscheidende Voraussetzung.
Der Chairman der saudischen National Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, schloss in einem Interview mit dem Fernsehsender Bloomberg TV zusätzliche Unterstützung auf Nachfrage kategorisch aus. Die Bank ist Großaktionär der Credit Suisse. Diese hatte im vergangenen Jahr einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken und massive Abzüge von Kundenvermögen in Höhe von 123 Milliarden vermeldet.

Turbulenzen an den Börsen

Die Rückendeckung der Schweizerischen Notenbank für die Credit Suisse sorgte auch am deutschen Aktienmarkt für Erleichterung. Der Dax legte nach den Turbulenzen am Vortag am Morgen um 1,6 Prozent zu.
Nach dem Zusammenbruch der US-Institute Silicon Valley Bank und Signature Bank sei die Furcht vor weiteren Bankenpleiten weltweit nach wie vor vorhanden, warnten Börsianer. "Der deutsche Aktienmarkt ist jetzt dieses berühmte fallende Messer, in das Anleger einer Börsenweisheit zufolge niemals greifen sollten", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst vom Broker CMC Markets. "Sie sehen, dass die Probleme der Banken von steil gestiegenen Zinsen herrühren, aber die einfach klingende Lösung wieder fallender Zinsen ist wegen der hohen Inflation eben keine."
Mit Argusaugen werden deswegen die Signale der EZB unter die Lupe genommen: Die Erwartungen an einen großen Zinsschritt heute um 50 Basispunkte sind im Zuge der Börsenturbulenzen an den Geldmärkten deutlich zurückgegangen.
Quelle: Reuters, dpa

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